„Stört das Ortsbild“: Schnelles Internet sorgt weiter für Ärger auf Sylt
Grelle Werbetafeln der „Telekom“ sorgen in Keitum auf Sylt für Ärger. Die Gemeinde legte beim Kreis Beschwerde ein – doch der hat erstmal keine Zeit.
Keitum/Sylt – Über schnelles Internet freut sich eigentlich jeder – doch die Werbung dafür sorgt gerade für dicke Luft auf der Nordseeinsel Sylt. Dort bewirbt die Telekom das „Highspeed für Ihr Zuhause“ mit großen Plakaten im kräftigen Pink des Telekommunikationsriesen. Besonders im kleinen Friesendorf Keitum ist man über diese grelle Ankündigung allerdings gar nicht glücklich, denn sie stört, so finden die Einwohner, das Ortsbild. Die Gemeinde legte Beschwerde beim Kreis ein – doch der hat zurzeit eine Menge um die Ohren.
Ort: | Keitum auf Sylt |
Kreis: | Nordfriesland |
Einwohner: | 900 |
Bürgermeister: | Nikolas Häckel (Gemeinde Sylt) |
Werbetafeln der Telekom stören das Ortsbild in Keitum – Bußgeld bis 500.000 Euro droht
Überall auf der Promi-Insel Sylt stehen sie am Straßenrand, die auffälligen Plakate der Telekom. Im beschaulichen Keitum, in dem reetgedeckte Häuser und Friesenwälle das Ortsbild prägen, sind die Werbetafeln den Bewohnern ein Dorn im Auge. Denn in dem kleinen Dorf auf der Wattseite der Insel wird durch eine sogenannte Ortsgestaltungssatzung dafür gesorgt, dass die Ästhetik des Ortes erhalten bleibt. Und die wird nach Auffassung der Keitumer durch die Werbung der Telekom erheblich gestört.
Dacheindeckung mit Natur-Reet, Haustüren aus Holz – und keine frei stehenden Werbeschilder, die größer sind als 0,5 Quadratmeter. So steht es in der Ortsgestaltungssatzung, die für die Ortsteile Tinnum, Keitum, Munkmarsch, Archsum und Morsum der Gemeinde Sylt gilt. Die Werbung der Telekom ist deutlich größer, nämlich 1,3 Quadratmeter. Das hat Jan Junge, Keitumer und stellvertretender Ortsbeiratsvorsitzender, persönlich nachgemessen. Und ein Verstoß kann teuer werden: bis zu 500.000 Euro Bußgeld drohen.

Bewohner von Keitum verärgert: „Lassen uns nicht auf der Nase herumtanzen“
Im Vergleich zum illegalen Abriss des „Alten Gasthofes“ in List auf Sylt ist die Aufregung über die Telekom-Werbung zwar verhältnismäßig klein. Aber auch die kleinen Dinge zählen. Der Keitumer Bauunternehmer Junge lässt Anfang Februar im Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt jedenfalls ordentlich Dampf ab. „Die Telekom macht hier, was sie möchte. Da können wir uns doch nicht auf der Nase herumtanzen lassen“, so Junge.
Er habe das Unternehmen bereits zweimal angeschrieben und darauf hingewiesen, dass die Plakatierung aufgrund der Ortsgestaltungssatzung nicht gewünscht sei. Doch die Telekom schwieg sich zunächst aus, ließ die Schreiben des Keitumers unbeantwortet. Erst auf eine Anfrage der Gemeinde Sylt reagierte der Telekommunikations-Riese schließlich. Es habe keinerlei Bereitschaft bestanden, auf die Werbung zu verzichten, heißt es im Protokoll der Ortsbeiratssitzung der Ortsteile Keitum und Munkmarsch, die am 6. Februar 2023 stattfand.
Beschwerde beim Kreis Nordfriesland: Bearbeitung hat keine Priorität
Die unliebsamen Plakate der Telekom waren auch Thema auf der Sitzung des Bauausschusses der Gemeinde Sylt am 13. Februar 2023. Dort wurde darauf hingewiesen, dass der Kreis Nordfriesland für die Ahndung von Verstößen gegen die Ortsgestaltungssatzung zuständig sei. Es solle eine wiederholte Meldung an den Kreis erfolgen. Doch der ist zurzeit mit anderen Dingen beschäftigt, wie ein Sprecher Mitte März auf Nachfrage von 24hamburg.de mitteilt.
„Nach wie vor ist die Anzahl bauordnungsrechtlicher Verfahren in Nordfriesland hoch“, so der Sprecher. Dazu gehört auch die geplante Sanierung der „Rantum Inge“ auf Sylt. Bei den aktuellen Anzeigen zur Telekom seien erst einmal Ortstermine erforderlich, um festzustellen, wo überall die beklebten Kästen stehen. „Einen Termin für die Ortsbesichtigungen gibt es nicht. [...] Vorgänge, die keine Gefahren darstellen und auch lediglich geringfügige Verstöße, wie z. B. gestalterische Vorgaben, beinhalten, können bis auf Weiteres nicht verfolgt werden.“ In Keitum muss man also weiter mit den Telekom-Plakaten leben.