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Leysieffer auf Sylt: Filialen können wieder öffnen

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Von: Dagmar Schlenz

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Der Pralinenhersteller Leysieffer ist insolvent. Nachdem kurzzeitig alle Filialen schließen mussten, gibt es nun Hoffnung für die 200 Beschäftigten.

Update vom 07. Juli 2022: Für einige Tage standen die Kunden bei Leysieffer auf Sylt vor verschlossenen Türen. In ganz Deutschland waren die insgesamt 12 Filialen des Traditionsunternehmens dicht. Der Pralinenhersteller aus Osnabrück hatte überraschend Insolvenz angemeldet. Jetzt gibt es gute Nachrichten: Die Bundesagentur für Arbeit hat grünes Licht für die Auszahlung von Insolvenzgeldern an die Beschäftigten gegeben.

Damit kann der Geschäftsbetrieb wieder an allen Standorten schnellstmöglich aufgenommen werden, so eine Pressemitteilung der PLUTA Rechtsanwalts GmbH. Auf der Nordseeinsel Sylt hat der Eisverkauf bei Leysieffer bereits wieder begonnen. Durch das Insolvenzgeld sind die Löhne und Gehälter der Beschäftigten für drei Monate gesichert. Insolvenzverwalter Stefan Meyer betont, man prüfe Restrukturierungs- und Sanierungsoptionen und werde alles daransetzen, den dauerhaften Erhalt des Unternehmens zu realisieren.

Ursprungsartikel vom 05. Juli 2022: Westerland/Sylt – Das Leysieffer Bistro in der Friedrichstraße auf Sylt ist eine Institution. Ob im Sommer bei einem Glas Weißwein oder im Winter mit einem Becher Glühwein – hier trifft man sich an den Stehtischen vor dem Lokal, um mit Blick auf das Treiben in der Einkaufsstraße zu plaudern. Doch damit ist jetzt Schluss. Das Bistro in Westerland wurde am 1. Juli 2022 geschlossen, ebenso der Laden gegenüber und alle weiteren Leysieffer-Filialen in ganz Deutschland. Der Grund: Das Traditionsunternehmen ist zahlungsunfähig.

Unternehmen:Leysieffer
Gründungsjahr:1909
Firmensitz:Osnabrück
Geschäftsführer:Anna Winkler, Matthias Wehmann
Filialen in Deutschland:12
Beschäftigte:knapp 200

Leysieffer Sylt: Alle Filialen seit 1. Juli 2022 geschlossen

Die Schließung der Leysieffer-Filialen kam für Kunden und Beschäftigte offenbar ziemlich überraschend. Am Donnerstag, 30. Juni 2022, hatte das Traditionsunternehmen einen Insolvenzantrag gestellt, wie die Sylter Rundschau berichtet. Da aber die Bundesagentur für Arbeit es abgelehnt hatte, den Mitarbeitenden des Unternehmens Insolvenzgeld zu zahlen, mussten alle Filialen geschlossen werden. Die Beschäftigten wurden mit sofortiger Wirkung freigestellt.

Personalprobleme, die viele Unternehmen auf der Insel Sylt plagen und den Gastronomen Jürgen Gosch schon zur Schließung seines Edel-Restaurants „Jünne“ in List gezwungen haben, hat Leysieffer nicht. Grund für die finanziellen Schwierigkeiten des Unternehmens sind nach eigener Angabe Umsatzrückgänge sowie gestiegene Rohstoff- und Energiekosten. Und auch von den Folgen der Corona-Pandemie hatte sich der Pralinenhersteller noch nicht wieder erholt. 2019 musste Leysieffer schon einmal Insolvenz anmelden, konnte dann aber 2020 nach Umstrukturierungen wieder durchstarten.

Menschen sitzen vor dem Leysieffer Bistro in der Friedrichstraße auf Sylt. Das Traditionsunternehmen Leysieffer hat Insolvenz angemeldet. Auf Sylt können die Filialen nach kurzer Schließung jetzt wieder öffnen.
Das Traditionsunternehmen Leysieffer hat Insolvenz angemeldet. Auf Sylt können die Filialen nach kurzer Schließung jetzt wieder öffnen. (Archivbild) © Dagmar Schlenz

Leysieffer auf Sylt: Seit 1982 eine Institution

Das Unternehmen Leysieffer aus Niedersachsen blickt auf eine lange Firmengeschichte zurück. Im Frühjahr 1909 eröffneten Emilie und Ulrich Leysieffer in Osnabrück ihr eigenes Konditorei-Café. Sohn Karl entdeckte seine Leidenschaft für die Herstellung von Pralinen, die neben Schokoladen und Fruchtaufstrichen bis heute zu den beliebtesten Leysieffer-Produkten gehören. Im Jahr 1982 wurde dann auf der Promi-Insel Sylt in der Friedrichstraße das erste Leysieffer Bistro eröffnet.

Das Leysieffer Bistro in dem Gebäude mit dem markanten Turm in der Friedrichstraße kennt jeder Sylt-Besucher. Ein Hingucker war über viele Jahre eine Gruppe bunter Schaufensterpuppen, die lässig an einem Bistro-Tisch auf dem Vordach des Gebäudes stand. Eigentlich wollte Leysieffer auf Sylt noch ein weiteres Geschäft in der Friedrichstraße eröffnen. Geplant war ein neues Leysieffer Café, so die Beschriftung an der Fensterscheibe. Doch der Laden, der sich schräg gegenüber von Café Orth befindet, blieb leer.

Sommer 2022 ohne Leysieffer auf Sylt?

Schon jetzt ist klar: Der Sommer 2022 auf Sylt wird besonders. Bereits seit Pfingsten hat die Insel Gäste, die viele Unternehmer und Gastronomen vor neue Herausforderungen stellt. Mit dem 9-Euro-Ticket haben Punks die Insel Sylt geentert und sich in Westerland am Brunnen bei der „Dicken Wilhelmine“ häuslich eingerichtet. Als Maßnahme gegen die Brunnen-Besetzung wurde ein Zaun auf- und wieder abgebaut, jetzt soll ein Sicherheitsdienst in Westerland für Ordnung sorgen.

Wegen des 9-Euro-Tickets sind außerdem die Linienbusse auf der Insel Sylt oft überfüllt und lassen Fahrgäste einfach stehen. Und seit Anfang Juli müssen Einheimische und Gäste auch noch auf das Leysieffer Bistro in Westerland verzichten. Dabei war gerade im Sommer der „Eistraum“ in der frisch gebackenen Eiswaffel mit roter Grütze und Sahne heißbegehrt. Die Schlange der Wartenden vor dem Eisverkauf stand oft bis weit in die Friedrichstraße. Leysieffer-Fans können nur hoffen, dass es doch noch einen Plan zur Rettung des Traditionsunternehmens gibt.

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