Entschädigungsstreit vor Gericht: Hätte die Haspa den spektakulären Millionencoup verhindern können?
Nach dem spektakulären Einbruch in die Filiale der Hamburger Sparkasse in Norderstedt beginnt der erste Prozess. Es geht um eine hohe Schadenssumme.
Hamburg – Der erste Zivilprozess um Schadenersatzforderungen im Zusammenhang mit dem spektakulären Einbruch in eine Filiale der Hamburger Sparkasse (Haspa) in Norderstedt begann am Mittwoch, 19. April 2023. Die Verhandlung startete am Morgen vor dem Landgericht Hamburg, zunächst werden die Klagen von drei Kunden verhandelt.
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Beginn des Gerichtsprozesses nach spektakulärem Bank-Einbruch: Inwieweit haftet die Haspa?
Im August 2021 hatten unbekannte Täter mithilfe eines Kernbohrers aus einer Wohnung über der Haspa-Filiale in Schleswig-Holstein eine Betondecke durchbrochen und waren so in den Schließfachraum eingedrungen. Dort brachen sie etwa die Hälfte der insgesamt mehr als 1200 Schließfächer auf.

Rechtsanwalt Jürgen Hennemann, der mehrere betroffene Kunden vertritt, schätzt die Gesamtschadenssumme auf rund 40 Millionen Euro. Die Haspa selbst beziffert den Schaden jedoch auf lediglich 11 Millionen Euro – und bietet den Geschädigten nur jeweils 40.000 Euro Entschädigung pro Schließfach an.
„Hollywoodcharakter“: Haspa-Anwalt argumentiert, Einbruch sei zu spektakulär für Sicherheitskonzept gewesen
Rechtsanwalt Hennemann will mehr: Für ihn steht fest, dass die Haspa bei der Sicherung des Tresorraums ihre Pflichten verletzt und nur primitivste Sicherheitstechnik eingesetzt hätte. Bei dieser Einschätzung bekam er am Mittwoch Schützenhilfe des Vorsitzenden Richters: „Wir fragen uns, wie es passieren konnte, dass der Bewegungsmelder im Tresorraum nicht angeschlagen hat“, hinterfragte Richter Christoph Ruholl.
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Der Haspa-Anwalt entgegnete, das gesamte Sicherheitskonzept der Bank sei „ausreichend gut“ gewesen. Nur wären Kunden und Haspa hier Opfer von kreativen Schwerverbrechern geworden. Die außergewöhnliche Vorgehensweise bei der Tat habe „in gewisser Weise Hollywoodcharakter“.
Bei der ersten mündlichen Verhandlung am Mittwoch wurde kein Urteil gefällt – das wird erst Mitte Juni erwartet. (Mit Material der dpa)