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„Klimaschutz ist Klassenkampf“: Linke fordern Verbot für Flüge im Privatjet

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Von: Dagmar Schlenz

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Der Klimaschutz braucht drastische und auch radikale Maßnahmen, fordert Linken-Chef Martin Schirdewan. Dazu gehört auch das Verbot von Flügen in Privatjets.

Sylt – Mal eben mit dem Privatjet von Hamburg auf die Nordseeinsel Sylt? Damit soll bald Schluss sein – zumindest wenn es nach der Partei „Die Linke“ geht. Gerade Kurzstreckenflüge mit dem eigenen Flugzeug sind besonders CO₂-intensiv und gehören verboten, so Linken-Vorsitzender Martin Schirdewan. Denn die Klimakatastrophe sei real und verlange schnelles und radikales Handeln. Das sind seine Argumente und Forderungen.

Partei:Die Linke
Vorsitzende:Janine Wissler, Martin Schirdewan
Gründungsjahr:2007
Bundestagssitze:39 (20. Deutscher Bundestag)

Klimakiller Privatjet: Strecke Hamburg – Sylt als Beispiel

Im Gespräch mit ZDFheute führt der Linken-Vorsitzende Martin Schirdewan die Strecke zwischen Hamburg und Sylt als ein Beispiel für den negativen Beitrag von Privatjets zum Klimawandel an. 508 Mal sei die Strecke im Jahr 2022 geflogen worden, was einem CO₂-Ausstoß von etwa 25.000 Tonnen entspricht. Und dabei kann man die Strecke nach Sylt locker und auch günstig mit der Bahn zurücklegen.

Die Strecke zwischen der Hansestadt und der Nordseeinsel würde besonders oft geflogen, weil Sylt ein „beliebter Ausflugsort von Prominenten und von Superreichen ist“, so Schirdewan gegenüber ZDFheute. Sie sei symbolisch dafür, dass generell etwas verändert werden müsste, wenn Klimaschutz effektiv vorangebracht werden soll. Ein Dorn im Auge sind dem Linken-Politiker Menschen wie Jürgen Klopp, der im letzten Jahr als neuer Bundestrainer im Gespräch war. Der pendelt nämlich regelmäßig zwischen der Nordseeinsel und seinem Arbeitsort Liverpool – im Privatjet.

Ein Luftbild der Insel Sylt und ein Bild von einem Privatjet. Die Partei „Die Linke“ will Flüge mit dem Privatjet, zum Beispiel von auf die Nordseeinsel Sylt, verbieten.
Die Partei „Die Linke“ will Flüge mit dem Privatjet, zum Beispiel auf die Nordseeinsel Sylt, verbieten. (24hamburg-Montage) © C. Kaiser/Kevin Hackert/imago

Mit Privatjet nach Sylt? „Klima kann sich die Reichen nicht mehr leisten“

„Klimaschutz ist Klassenkampf“, twitterte Martin Schirdewan Anfang März 2023. Die 125 reichsten Menschen (in Deutschland, Anm. der Redaktion) verursachten mit 393 Millionen Tonnen CO₂ so viele Emissionen wie Frankreich. Dagegen würde, so Schirdewan weiter, kein „bewusster Konsum“ helfen, sondern nur klare Kante. Ähnlich sehen das wohl auch die Klima-Kleber, die jetzt sogar vom Verfassungsschutz auf Extremismus überprüft werden.

Hat Reichtum Einfluss auf das Klima? Im Durchschnitt, so Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, verursacht jeder Mensch in Deutschland zwischen acht und zehn Tonnen CO₂ im Jahr. Viele Millionäre kämen jährlich auf mehr als 100 Tonnen CO₂, Superreiche sogar auf tausende Tonnen pro Kopf. Eine Dimension von Reichtum sei die Klimaschädlichkeit, so Schellnhuber im Gespräch mit „Panorama“. Hat Schirdewan also recht, wenn er sagt, das Klima könne sich die Reichen nicht mehr leisten?

Die Linken fordern Verbot aller Flüge mit Privatjets

Tatsächlich sind im Jahr 2022 in Deutschland so viele Privatjets gestartet, wie nie zuvor. Und auch im Nachbarland Frankreich stiegen insbesondere die Reichen gerne und häufig in ihre Privatflieger – manchmal mehrmals an einem Tag. Wie der französische Multimilliardär Vincent Bolloré, der an einem Tag im August 2022 mal eben zwischen Paris, Palermo, Nizza und Toulon hin- und her jettete. Das Verhalten der Superreichen, die laut Oxfam die Gewinner der Krisen sind, setzte in Frankreich eine Debatte über Flüge in Privatjets in Gang, unter anderem waren höhere Steuern im Gespräch.

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„Selbst sehr hohe Abgaben können die Superreichen nicht von ihren Jets fernhalten“, meinte daraufhin Jo Dardenne von der Organisation „Transport and Environment“. Die Expertin von Brüssels größter NGO für klimafreundlichen Verkehr schlug stattdessen vor, private Flieger in der EU nur noch zu erlauben, wenn sie mit grünem Wasserstoff oder elektrisch betrieben würden.

Ähnliches fordern nun auch die Linken – gerade auf EU-Ebene müsse härter durchgegriffen werden. Noch stehen sie mit dieser Forderung in Deutschland aber allein da. Selbst die Grünen, die wegen ihrer Klimapolitik zuletzt sogar von ihrer eigenen Jugendorganisation kritisiert wurden, wollen die Privat- und Geschäftsfliegerei mit Privatjets bisher nicht verbieten.

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