„Ganz normaler Straßenname im echten Norden“ – Elmshorn irritiert mit „Robbenschlägerweg“
Twitter lacht über den Robbenschlägerweg in Elmshorn. Ein skurriler Straßenname, der jedoch tatsächlich auf eine „alte Tradition“ zurückzuführen sei.
Elmshorn – Die Twitter-Community reagiert mit Spott und Zynismus: Es sei ein „ganz normaler Straßenname im echten Norden“, sagt etwa User Bolvar, der den skurrilen Fund öffentlich gemacht hat. In der schleswig-holsteinischen Stadt Elmshorn entschied man sich seinerzeit für einen ungewöhnlichen Straßennamen. Keine Bahnhofsstraße, Gartenstraße und auch kein Rosenweg – dafür in der rund 48 .000-Einwohner großen Stadt nahe Hamburg zu finden: der „Robbenschlägerweg“.
Stadt in Schleswig: | Elmshorn |
Bevölkerung: | 48.183 |
Fläche: | 21,36 km2 |
Kreis: | Pinneberg |
Robbenschlägerweg in Elmshorn: Twitter lacht über norddeutschen Straßennamen
In den Twitter-Kommentaren nehmen es die User mit Humor. „Herzlich willkommen in Elmshorn würde ich sagen“ und immerhin wisse man „Bescheid, was dich erwartet“, wenn du dich in der Nähe der Florapromenade in Elmshorn aufhältst. Über den Straßennamen „Robbenschlägerweg“ lacht das Internet, doch sei „im Norden wirklich nicht ungewöhnlich“, eben „ein ganz normaler Straßenname“, sagen Twitter-Nutzer scherzhaft. Eine „alte Tradition“ sei es laut eines Kommentars.

Kuriose Straßennamen in Norddeutschland: Woher kommt der Robbenschlägerweg?
In Hamburg gibt es den „Passierzettel“, „Duschweg“ oder die „Knochenhauertwiete“. Die „Beamtenlaufbahn“ in Kiel oder das „Fegefeuer“ in Lübeck. Manche Straßenschilder in Norddeutschland könnten durchaus irritieren. Die Bedeutungen hinter den kuriosen Straßennamen sind dabei nicht immer wirklich offensichtlich.
Die Hamburger Knochenhauertwiete geht laut Online-Portal kiekmo.hamburg etwa auf eine alte Bezeichnung für die Arbeit des Fleischers zurück. Zwischen Mönckebergstraße und Rathausstraße sollen sich damals viele Fleischer sesshaft gemacht und so den Anlass der Straßenbenennung gegeben haben. Welche konkrete Geschichte aber hinter dem Robbenschlägerweg in Elmshorn steckt – unklar. Die Twitter-Community wagt sich dennoch einer Beantwortung anzunähern.
In einem der Kommentare unter dem Post von User Bolvar findet etwa ein „Simeon Robbenschläger“ Erwähnung. Ein „von den Engländern bezahlter Hooligan“ hatte in Elmshorn während des Deutsch-Französischen Kriegs den Auftrag erhalten, „Unruhe zu stiften“. Ein kreativer Einfall, der mit der Geschichte endet, dass besagter Hooligan 1878 enthauptet wurde, ehe er noch bis 1890 ein Amt als Kämmerer bekleidet hatte.
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Robbenschlägerweg in Elmshorn: Die norddeutsche Geschichte des Robbenschlags
Was im 19. Jahrhundert laut der Gesellschaft für schleswig-holsteinische Geschichte jedoch wirklich passiert war: Die Population von Walen ging erheblich zurück und im Zuge der sogenannten „Grönlandfahrten“ fokussierten sich die Beteiligten daher auf den Robbenschlag, eine Jagdmethode, bei der Robben mit einem Knüppel erlegt wurden. Die grausame Jagd auf die Robben war für die Jäger aus mehreren Gründen lukrativ. Einerseits ließ sich durch das Robbenspeck Tranöl gewinnen, andererseits konnten beim Handel mit dem Fell der Robben mitunter große Gewinne erzielt werden.
Erst im Jahre 1836 verloren die Seeleute aus Altona das Interesse am Robbenschlag. In Flensburg verabschiedete man sich 1863 von der Methode und in Elmshorn schließlich 1872. Der ausschlaggebende Grund war jedoch nicht alleine die Tatsache, dass durch die Jagd immer weniger Robben an den Küsten Grönlands lebten. Im Laufe des 19. Jahrhunderts begannen die ersten norddeutschen Standorte (1856 im schleswig-holsteinischen Dithmarschen und 1858 nördlich von Hannover) mit der Erdölförderung. Erdöl wurde erschwinglich und löste zunehmend das durch Robbenspeck gewonnene Tranöl ab.