Elmshorn-Meteorit „aus der Urzeit des Sonnensystems“ – Gestein könnte Schotter einbringen
Forscher haben jetzt erste Ergebnisse zu den Meteoriten aus Schleswig-Holstein. Demnach sind sie Milliarden von Jahre alt. Das lockt auch Sammler an.
Elmshorn – Besuch aus dem All in Elmshorn! Doch was Ende April aus den Untiefen des Weltraums vom Himmel fiel, waren keine grünen Männchen, sondern ungewöhnliche Gesteinsbrocken. Die Meteoriten, die in Gärten und Häuserdächern einschlugen, sind allerdings nicht weniger interessant. Wissenschaftler haben jetzt herausgefunden, was für eine weite Reise die Mineralien hinter sich hatten, ehe sie in Schleswig-Holstein ihre kosmische Endhaltestelle gefunden haben. Neben dem wissenschaftlichen gibt es jedoch auch ein wirtschaftliches Interesse an den Weltallsteinen – Sammler melden sich nämlich mit teils lukrativen Angeboten.
Festkörper: | Meteorit |
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Klasse: | Chondrit |
Zusammensetzung: | Minerale, metallisches Nickeleisen, Eisensulfid |
Entstehung: | Frühzeit des Sonnensystems vor 4,5 Milliarden Jahren |
Einschläge in Dächer und Gärten: Meteoriten aus Schleswig-Holstein sind über 4 Milliarden Jahre alt
Ende April leuchtet eine Feuerkugel über Schleswig-Holstein auf. Wenig später: Einschläge in Dächern und Gärten sowie mehrere Funde von mysteriösen Steinen. Jetzt teilt die Universität Münster ganz offiziell mit: Bei dem Meteoritenfund aus Elmshorn handelt es sich tatsächlich um einen Gesteinsbrocken aus dem All. Laut den Spezialisten des dortigen Institutes für Planetologie gehört das untersuchte Elmshorn-Fundstück zur Gruppe der gewöhnlichen Chondriten des Typen H. Etwas unwissenschaftlicher heißt das: Chondriten sind sowas wie kosmischen Sedimentsteine, die einen besonders hohen Anteil an Metall besitzen.

Doch nur weil die Gesteinsbrocken zur bekanntesten Gruppe der Meteoriten gehören, sind sie nicht weniger langweilig. Denn so haben die Forscher eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wo sie herkommen – und das ist schon zeitlich unfassbar beeindruckend. Die Meteoritenforscher aus Münster sind sich sicher, dass das Himmelsgestein aus der Urzeit des Sonnensystems vor 4,5 Milliarden Jahren kommt.
„Durch Hitze zusammengebacken“: Entstehung durch Crash im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter
Damit haben die stellaren Steinchen eine anstrengende Reise hinter sich: Sie weisen eine intensive sogenannte „Brekziierung“ auf. Darunter versteht man Steine, „die aus Gesteinsbruchstücken zusammengesetzt oder durch Hitze zusammengebacken wurden“, wie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) aufklärt.
Völlig faszinierend ist, dass die Experten sogar sagen können, wo genau in der kosmischen Küche der Meteorit zusammengebacken wurde: „Die Brekziierung des Meteoriten ist durch vorherige Kollisionen im frühen Sonnensystem und im Asteroidengürtel entstanden, einer Region mit einer besonders hohen Ansammlung von Asteroiden, die zwischen Mars und Jupiter liegt“, sagte Markus Patzek vom Institut für Planetologie.
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Auf Gesteinsregen folgt Geldregen: Lukratives Angebot für 3,7-Kilo-Meteoriten aus Elmshorn
Der Gesteinsregen in Schleswig-Holstein war für die Forscher in mehrerer Hinsicht ein Glücksfall: Durch die schnelle Meldung der Funde konnten die Brocken sofort und effektiv untersucht werden. Und auch auf die Größe kam es an: „Das größte Objekt wiegt 3724 Gramm. Das allein ist für die Forschung großartig“, freut sich DLR-Meteoritenexperte Dieter Heinlein über reichlich Untersuchungsmaterial.
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Ein großartiger Glücksfall war der Meteoriteneinschlag in Elmshorn nicht nur für die Wissenschaftler, sondern – trotz Loch im Rasen – auch für „Opfer“ des Gesteinsregens. Denn das erwähnte größte Objekt landete bei Familie Sahin im Garten – wo sich umgehend gutbetuchte Interessenten am 3,7-Kilo-Brocken meldeten. „Wir haben internationale Angebote per Telefon und auch persönlich bekommen. Das höchste liegt derzeit bei etwa 200.000 Euro“, erzählte Mahmut Sahin der Bild-Zeitung.
Eine Entscheidung, was mit dem Stein passiert, sei bei Familie Sahin, wo Mahmuts Ehefrau und Töchter live beim Einschlag dabei gewesen sind, aber noch nicht gefallen. „Wir warten jetzt erst mal ab. Uns wäre es natürlich auch wichtig, dass der Meteorit zumindest zeitweilig auch für andere zu sehen wäre. Vielleicht in einem Museum“, grübelt er gegenüber Bild. So oder so scheint der Garten von Familie Sahin in Elmshorn doch nicht der letzte Stopp auf der weiten Reise des Meteoriten gewesen zu sein. (Mit Material der dpa)