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Verstopfte Lebensader: Ärger über Zugausfälle von und nach Sylt

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Von: Dagmar Schlenz

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Brennende Lok, Leiter auf den Gleisen – das sind nur zwei von vielen Ursachen für diverse Zugausfälle auf der Bahnstrecke nach Sylt. Insulaner fordern Verbesserungen.

Sylt – Im Januar 2023 brauchten Reisende und Pendler, die auf die Nordseeinsel Sylt gelangen wollten, sehr viel Geduld. Mal wieder. War es im Dezember noch das Winterwetter, das den Zugverkehr nach Sylt lahmlegte, kam zum Jahresbeginn so einiges zusammen: zahlreiche Signal- und Weichenstörungen, eine Leiter auf den Gleisen und zum „krönenden Abschluss“ eine brennende Lok. Insulaner fordern jetzt mehr Pünktlichkeit und Stabilität für die Bahnstrecke nach Sylt.

Name:Sylt (friesisch Söl, dänisch Sild)
Kreis:Nordfriesland
Fläche:99,14 km²
Einwohner:18.118 (2019) 183 Einwohner/km²
Bahnhöfe:Morsum, Keitum, Westerland

Bahnverkehr nach Sylt: In den letzten Wochen massive Störungen

Die Bahnstrecke über den Hindenburgdamm ist die Lebensader von Sylt. Sie verbindet die Nordseeinsel mit dem Festland. Doch diese Lebensader war in den letzten Wochen häufig verstopft. Am 31. Januar 2023 brannte die Lok eines Autozugs im Bahnhof von Westerland auf Sylt. Wie shz.de berichtet, konnte der Lokführer die offenen Flammen mit einem Feuerlöscher bekämpfen. Die Feuerwehr übernahm, kühlte mit Wasser und führte Nachlöscharbeiten durch. Die Brandursache ist noch unklar, es kam zu Zugausfällen und Verspätungen.

Erst einen Tag zuvor sorgte eine Leiter auf den Schienen für massive Behinderungen im Zugverkehr. Sie hatte sich offensichtlich von einem Fahrzeug auf dem Autozug gelöst und war auf die Gleise gefallen. „Es ist echt zum Kotzen“, kommentiert eine Pendlerin in der Facebook-Gruppe „NOB Pendler Husum-Westerland“. „Einmal pünktlich zur Arbeit kommen“ – das wünschen sich wohl alle der rund 4500 Pendlerinnen und Pendler, die täglich mit dem Zug auf die Insel fahren. Rund eine Stunde dauerte es am Montag, bis ein Lokführer die Leiter von den Gleisen entfernen konnte und die Züge wieder über den Hindenburgdamm rollten.

Zwei rote Loks und ein Waggon vom „Sylt Shuttle“. Die Zugverbindung ist die Lebensader der Insel Sylt. Im Januar 2023 kam es hier vermehrt zu Störungen – Insulaner fordern Verbesserungen.
Die Zugverbindung ist die Lebensader der Insel Sylt. Im Januar 2023 kam es hier vermehrt zu Störungen – Insulaner fordern Verbesserungen. (Symbolbild) © Dagmar Schlenz

Bahnstrecke nach Sylt: Insulaner appellieren an Minister Madsen

Signal- und Weichenstörungen sind in den letzten Wochen auf der Marschbahnstrecke zwischen Hamburg und Sylt fast an der Tagesordnung gewesen. „Jeden Tag eine neue Panne bei der Bahn“, beklagt sich ein Pendler in der Facebookgruppe „NOB Pendler Husum-Westerland“. So manch einer zieht für sich persönlich die Notbremse und kündigt seine Arbeitsstelle auf der Insel. Die Gemeinde Sylt versucht jetzt, mit einer Inselzulage von 100 Euro Arbeitskräfte zu halten und sich als Arbeitgeber attraktiver zu machen.

Doch viel wichtiger ist – neben bezahlbarem Wohnraum auf der Insel – eine verlässliche Bahnverbindung nach Sylt. In einem offenen Brief an Claus Ruhe Madsen, dem Verkehrsminister von Schleswig-Holstein, fordern Insulaner jetzt Verbesserungen bei der Marschbahn. Denn für die Zeit ab Dezember 2025 wird die Strecke Hamburg - Westerland neu ausgeschrieben. Höhere Kapazitäten, Pünktlichkeit und Stabilität sind die wichtigsten Forderungen, die unter anderem von den Sylter Gemeinden, den Sylter Unternehmern und dem Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA an Madsen gerichtet werden.

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Bahnstrecke als wichtige Verkehrsader: Das fordern die Sylter

Die Bahnstrecke ist „für die Insel Sylt eine existenziell wichtige und nahezu alternativlose Verkehrsader“, so die Insulaner in ihrem Brief an Minister Madsen. Daher fordern sie die Anpassung der Kapazitäten im Bahnverkehr nach Sylt. „Die kalkulierte Anzahl an Fahrzeugen muss aus unserer Sicht dringend nachgesteuert werden“, heißt es in dem Schreiben, das der Redaktion von 24hamburg.de vorliegt. Tarifliche Anreize wie das „Deutschlandticket“, das zum Tag der Arbeit kommen soll, würden bei einer unveränderten Kapazitätsplanung zu „Überfüllungen und erheblichen Stresssituationen“ führen.

Mehr Fahrzeuge – darunter auch Doppelstockwagen – ist nur eine der Forderungen der Unterzeichner. Sie appellieren außerdem an den Verkehrsminister, dass bei der Vergabe für die Strecke Hamburg - Westerland die Unternehmenssituation des zukünftigen Betreibers genau geprüft wird. Die Bewohner der Insel Sylt seien auf die Versorgung über das Nadelöhr „Hindenburgdamm“ angewiesen. Im Hinblick auf die Probleme mit dem neuen Betreiber der Strecke zwischen Kiel und Lübeck müsse bei der kommenden Ausschreibung neben dem Preis auch die Leistungsfähigkeit eine entscheidende Rolle spielen.

Alternativen zur Bahnstrecke nach Sylt: „Reißt doch endlich die Gleise raus“

Wer nicht wie Neu-Sylter Jürgen Klopp, der gerade den Job als Bundestrainer abgelehnt hat, mit dem Flugzeug zur Arbeit pendelt, der ist auf die Bahnstrecke über den Hindenburgdamm angewiesen. Es gibt zwar auch eine Fährverbindung zwischen dem dänischen Rømø und List auf Sylt, für Berufspendler ist das aber keine wirkliche Option. Täglich stehen sie an den Bahnsteigen von Husum, Niebüll oder Klanxbüll und hoffen, dass ihr Zug heute pünktlich kommt. Denn sie haben keine Alternative.

Reißt doch endlich die Gleise raus und asphaltiert den Damm. Dann kann jeder, wann er will, nach Sylt und zurück.

Reinhold L. als Kommentar auf einen Beitrag von shz.de über die Störungen auf der Marschbahnstrecke

So manch einem platzt bei den vielen Störungen und Zugausfällen der Kragen. „Reißt doch endlich die Gleise raus und asphaltiert den Damm. Dann kann jeder, wann er will, nach Sylt und zurück“, schlägt ein Leser auf shz.de vor. Eine Straßenverbindung nach Sylt ist zwar immer mal wieder im Gespräch, aber nie als Ersatz für die Bahnverbindung. Ein Ausbau des Hindenburgdamms würde allerdings auch zu noch mehr Autoverkehr auf der Insel führen – und der ist gerade zur Hauptsaison jetzt schon ein Problem auf der Promi-Insel Sylt. Bleibt also zunächst nur die Verbesserung der Bahnverbindung.

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