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„Atlantis der Nordsee“: Forscher finden die Kirche der versunkenen Stadt Rungholt

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Von: Marcel Prigge

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Sensationsfund im Nordseewatt: Forscher haben die Kirche von Rungholt entdeckt. Der Ort gilt als das „Atlantis der Nordsee“

Hallig Südfall – Es soll einst so reich wie Rom gewesen sein und galt als das Atlantis der Nordsee: Rungholt ist ein sagenumwobener Ort, der seit dem Jahr 1362 als vermisst galt. Jetzt wurde dessen Mitte – die Kirche von Rungholt – im nordfriesischen Wattenmeer in Schleswig-Holstein entdeckt.

„Atlantis der Nordsee“: Forscher finden Kirche der versunkenen Stadt Rungholt – „vermisst seit 1362“

Rungholt war im ausgehenden Mittelalter eine Siedlung im Wattenmeer nahe der Hallig Südfall. Der Handelsplatz fiel 1362 einer verheerenden Sturmflut zum Opfer, der „Groten Mandränke“. Sie gilt als Geburtsstunde Nordfrieslands in seiner heutigen Form, trennte Halbinseln vom Festland und verpasste der damaligen Insel Strand einen Keil.

Jetzt haben Forschende in einem Gemeinschaftsprojekt den Standort der Rungholter Kirche lokalisiert, wie das Archäologische Landesamt, das Zentrum für Baltische und Skandinavische Archäologie sowie die Kieler und die Mainzer Universität berichteten. Damit ist nach Ansicht der Forschenden eine mehr als 100 Jahre alte Forschungsfrage geklärt.

Vier Personen bohren mit einem großen Bohrer im Watt
Sedimentbohrkerne werden zur Erfassung von Siedlungsresten und der Rekonstruktion der Landschaftsentwicklung an ausgewählten Stellen im Watt gewonnen. © Justus Lemm, Berlin

Im Mai erfasste ein Team bei der Hallig Südfall durch geophysikalische Arbeiten eine bislang unbekannte, zwei Kilometer lange Kette mittelalterlicher Warften, also künstlicher Siedlungshügel. Eine dieser Warften zeige Strukturen, die zweifelsfrei als Fundamente einer Kirche von 40 mal 15 Meter Größe zu deuten seien, teilten die beteiligten Institutionen mit. Bohrungen und gezielte Ausgrabungen in Schleswig-Holstein hätten erste Einblicke zum Aufbau und zu den Fundamenten des Sakralbaus ergeben.

Großer Fund im Nordseewatt: Mittelpunkt der versunkenen Stadt Rungholt entdeckt

„Damit reiht sich der Fund in die großen Kirchen Nordfrieslands ein“, sagte der Archäologe Bente Sven Majchczack vom Exzellenzcluster „Roots“ an der Kieler Christian-Albrechts-Universität. Seine Kollegin Ruth Blankenfeldt vom Zentrum für Baltische und Skandinavische Archäologie sagte, „die Besonderheit des Fundes liegt in der Bedeutung der Kirche als Mittelpunkt eines Siedlungsgefüges, das in seiner Größe als Kirchspiel mit übergeordneter Funktion interpretiert werden muss“.

Ein Metallrahmen im Wattenmeer. Fünf Personen schauen hinein.
Ein spezieller Metallrahmen ermöglicht im Watt archäologische Grabungen von einem Quadratmeter Größe, die während einer Ebbe ausgegraben und dokumentiert werden können. ©  Ruth Blankenfeldt, Schleswig

Das Team fand den Angaben zufolge in einem mehr als zehn Quadratkilometer großen Gebiet bislang 54 Warften, systematische Entwässerungssysteme, einen Seedeich mit Sielhafen und neben der großen Hauptkirche auch zwei kleinere. „Um Hallig Südfall und in anderen Wattflächen sind die mittelalterlichen Siedlungsreste bereits stark erodiert und oft nur noch als Negativabdruck nachweisbar“, sagte Hanna Hadler von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Dies zeige sich auch deutlich im Umfeld der Kirchwarft.

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