1. 24hamburg
  2. Politik

Wagenknecht bringt bei Markus Lanz wirren Lösungsvorschlag für Ukraine-Krieg

Erstellt:

Kommentare

Die Ex-Linken-Fraktionschefin Sahra Wagenknecht nimmt bei „Markus Lanz“ Stellung zu dem von ihr und Alice Schwarzer initiierten „Manifest für Frieden“, das jüngst für viel Aufsehen und auch Kritik sorgte.
Die Ex-Linken-Fraktionschefin Sahra Wagenknecht nimmt bei „Markus Lanz“ Stellung zu dem von ihr und Alice Schwarzer initiierten „Manifest für Frieden“, das jüngst für viel Aufsehen und auch Kritik sorgte. © Markus Hertrich/ZDF

Sahra Wagenknecht bezeichnet Deutschland bei „Markus Lanz“ als Kriegspartei. Für ihre drastischen Worte erntet sie vor allem Unverständnis und Kritik.

Hamburg – Mit ihrem „Manifest für Frieden“ sorgt Sahra Wagenknecht dieser Tage für viel Aufsehen. Die ehemalige Fraktionsvorsitzende der Linkspartei fordert Bundeskanzler Olaf Scholz darin unter anderem auf, die Waffenlieferungen an die Ukraine einzustellen. Bei „Markus Lanz“ begründet sie diese Ansicht.

Wagenknecht kritisiert zunächst Joe Biden, weil der US-amerikanische Präsident zurzeit keine diplomatische Lösung im Ukraine-Konflikt anstrebt. „Das kann sich die Welt nicht leisten“, urteilt die Politikerin mit Blick auf die zahlreichen Atomwaffen, die zum Einsatz kommen könnten.

Sahra Wagenknecht tadelt bei Markus Lanz den Westen

Darüber hinaus tadelt Wagenknecht den Westen, nicht nur für fehlende Friedensinitiativen, sondern auch für die Blockierung von Verhandlungen, die es ihrer Ansicht nach im Frühjahr des letzten Jahres hätte geben können. Der ehemalige israelische Ministerpräsident Naftali Bennett habe schließlich vermitteln wollen.

Markus Lanz korrigiert die 53-Jährige in seinem ZDF-Talk und erklärt, dass Bennett damals nur geringe Chancen für Gespräche sah. Zudem sei es schwierig, Wladimir Putin an den Verhandlungstisch zu bekommen. Wagenknecht verweist hingegen auf das Getreideabkommen, bei dem sich die Ukraine und Russland einigen konnten.

In den Augen des Moderators wird es solche Kompromisse spätestens seit den Gräueltaten von Butscha nicht mehr geben. Wagenknecht widerspricht auch hier. Kriegsverbrechen seien doch erst recht ein Grund, den laufenden Konflikt in der Ukraine schnellstmöglich zu beenden. Sie hob außerdem noch einmal hervor, dass die Kriegsverbrechen auf beiden Seiten begangen wurden.

Wagenknecht verbreitet russische Nato-Propaganda bei „Markus Lanz“

Ukraine-Expertin Ljudmyla Melnyk sieht in Sahra Wagenknecht ein Sprachrohr Wladimir Putins, weil sie lediglich die Worte des russischen Aggressors wiedergibt und kein Interesse an den Schicksalen der ukrainischen Bevölkerung zeigt. Die Beschuldigte verteidigt sich. Sie habe mit vielen Ukrainern gesprochen, die ihr Manifest unterstützen, weil sie sich um ihre Familien in der Heimat sorgen.

In der Folge beharrt Wagenknecht auf der russischen Mär von der Nato-Osterweiterung, die diesen Krieg verursacht haben soll. Am Verhandlungstisch würde es Russland ihrer Meinung nach deshalb nicht um die besetzten Gebiete gehen. Putin wolle nur verhindern, dass die Ukraine zum Außenposten der Nato werde.

Lanz hakt hier ein und erinnert daran, dass Wolodymyr Selensky stets betont hat, nicht in die Nato zu wollen. Nach den Kriegsverbrechen in Butscha musste sich der Präsident der Ukraine aber an den Westen wenden, um sein Land zu schützen. Markus Lanz wird dann sogar lauter und unterstellt Wagenknecht, dass sie diese Tatsache unter den Teppich kehrt, weil sie nicht zu ihrer Argumentation passt. 

Melnyk weist Wagenknechts Erklärungen ebenfalls zurück. Sie schildert, wie russische Streitkräfte ukrainische Kinder deportieren und Tötungslisten für die Zivilbevölkerung anfertigen. An diesen Taten trage die Nato laut Melnyk keinerlei Schuld. Wagenknecht gibt nicht klein bei und besteht darauf, dass die USA die Spannungen zwischen den Ukrainern und Russen dennoch verstärkt habe.

Wagenknecht: „Wir sind ein Teil dieses Kriegs“

In der Sendung wehrt sich Wagenknecht vehement gegen den Vorwurf, den Krieg zu befürworten. Sie spreche sich schließlich für Verhandlungen aus, um den Ukraine-Konflikt zu beenden. Waffenlieferungen würden den „Abnutzungskrieg“ für sie jedoch nur verlängern.

„Markus Lanz“ - das waren seine Gäste am 21. Februar

Durch die Lieferung der Panzer sei Deutschland laut Wagenknecht überdies zur Kriegspartei geworden. „Wir sind ein Teil dieses Krieges“, sagt sie unumwunden. Der Westen trage eine große Verantwortung für die Folgen des Konflikts und sollte daher Verhandlungen stärker forcieren.

Lanz bezeichnet die Waffenlieferungen hingegen als alternativlos, weil die Ukraine ohne diese Unterstützung von den Russen überrannt worden wäre. Diese Ansicht teilt Wagenknecht nicht. Sie glaubt, dass die Ukraine durchaus in der Lage war, sich selbstständig zu verteidigen.

Der Moderator will es genauer wissen und fragt Ukrainerin Melnyk, was passieren würde, wenn der Westen die Waffenlieferungen plötzlich einstellte. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin betont zunächst, wie aufopferungsvoll die ukrainische Zivilbevölkerung die eigene Armee zum Beispiel durch Lebensmittelspenden unterstützt. Der Überlebenswille sei immer noch groß. Ohne Waffenlieferungen kann der Frieden in ihren Augen aber nicht gesichert werden.

Journalistin vergleicht bei Markus Lanz Russland mit Nazi-Deutschland

Wagenknecht bringt als Lösungsvorschlag im Ukraine-Krieg dann eine Abstimmung ins Spiel, in der die Einheimischen entscheiden, ob sie lieber zu Russland oder zur Ukraine gehören wollen. Diese Idee wird von der Runde in der Luft zerrissen. Die letzten Abstimmungen in den besetzten Gebieten wurden schließlich von Russland durch Androhung von Gewalt beeinflusst.

Trotz dieser Tyrannei, die die Ukrainer von ihren Unterdrückern erdulden mussten, besteht Wagenknecht auf Verhandlungen. Martina Owsjannikowa fragt indes, mit wem die Politikerin auf der russischen Seite überhaupt über einen möglichen Frieden diskutieren möchte.

Putin könne sie als Verhandlungspartner streichen, denn der lebe in seiner eigenen Welt, in der er die Sowjetunion wiederherstellen wolle. Sein Regime muss laut Owsjannikowa deshalb demontiert werden, damit ihm nach der Ukraine nicht weitere Länder wie Polen in die Hände fallen.

Die russische Journalistin vergleicht das heutige Russland zudem mit Nazi-Deutschland. Wie zur NS-Zeit wüte in ihrer Heimat derzeit eine Propaganda, die jede regierungskritische Meinung ausmerze. Sie selbst habe die Zensur am eigenen Leib erfahren. Owsjannikowa wurde nach eigener Aussage nach ihrer öffentlichen Kritik im Staatsfernsehen mundtot gemacht. Da ihr eine Haftstrafe drohte, floh sie letztlich aus Russland.

„Markus Lanz“ – Das Fazit der Sendung

Der Krieg in der Ukraine kann nur durch Verhandlungen beendet werden. In diesem Punkt stimmten die weiteren Gäste Sahra Wagenknecht größtenteils zu. Ihre Sympathien für die russische Propaganda teilten sie hingegen nicht. Die Runde befürwortete Deutschlands Waffenlieferungen mehrheitlich, weil die Ukraine ohne die Hilfe des Westens wohl längst von Russland besiegt worden wäre. Einen Spielraum für Verhandlungen gäbe es dann überhaupt nicht mehr. (Kevin Richau)

Auch interessant

Kommentare