Jack Teixeira leakte die geheimen US-Dokumente: Das ist der Mann, der aktuell die Welt beschäftigt

Das Durchsickern sensitiver militärischer Informationen löste in den USA eine Jagd nach dem Maulwurf aus. Gefasst wurde dabei der Nationalgardist Jack Teixeira.
München – Einschätzungen zum Ukraine-Krieg, Informationen zur US-Präsenz im Nahen Osten, Geheimdienstdaten zu mehreren Ländern, Spionage gegen eigene Verbündete - die Liste der geleakten US-Dokumente ist lang. Anfang April tauchten die durchgesickerten Informationen plötzlich auf Social-Media-Plattformen wie Twitter und Telegram auf. In der Messaging-App Discord waren sie offenbar schon länger zu finden. Im Rahmen der Ermittlungen startete eine Jagd nach dem Verantwortlichen für die Leaks. Am Donnerstag (13. April) wurde der Maulwurf schließlich festgenommen.
US-Leaks: Nationalgardist verbreitet US-Geheimnisse in einer Discord-Gruppe
Dabei handelt es sich um den 21-jährigen Nationalgardisten und IT-Spezialisten Jack Teixeira von der Massachusetts Luftnationalgarde, wie mehrere US-Medien unter Berufung auf Behörden einstimmig berichteten. Laut der US-Zeitung New York Times gehört er der Geheimdienstabteilung seiner Einheit an, die er 2019 beigetreten war.
Aufnahmen aus einem Helikopter zeigten, wie FBI-Agenten den Verdächtigen vor dem Haus seiner Mutter in North Dighton in Massachusetts fassten. Er wartete dabei gelassen auf der Veranda. Die Festnahme sei „ohne Vorfälle“ abgelaufen, erklärte US-Justizminister Merrick Garland laut dem Sender CBS News. Nun soll der junge Nationalgardist in Boston dem Richter vorgeführt werden. Dabei wird seine Anklage offenbar unter dem Spionage-Akt erfolgen.
US-Leaks: Jack Teixeira verbreitete US-Dokumente als Maulwurf ganz bewusst
Wie die New York Times berichtete, verbreitete der 21-Jährige die Dokumente in einer Discord-Gruppe, die sich „Thug Shaker Central“ nannte und 20-30 Mitglieder hatte. Dort ging es unter anderem auch um die Liebe zu Waffen, Videospielen aber auch rassistischen Memes. Während Ermittlungen zum Motiv des Nationalgardisten andauern, teilten Mitglieder der Discord-Gruppe mit, Teixeira habe etwa kein politisches Ziel verfolgt. Er habe lediglich damit angeben wollen, im Besitz der Dokumente zu sein, so die Gruppenmitglieder gegenüber der Washington Post, New York Times und dem Investigativportal Bellingcat.
Die Gruppe soll 2020 gegründet wordet sein. Ein jüngeres Mitglied der Gruppe schilderte gegenüber Washington Post noch mehr Details zu Teixeira und den Leaks. Der Nationalgardist, der sich offenbar unter anderem „OG“ nannte, behauptete demnach, die dunklen Geheimnisse der US-Regierung zu kennen. Monatelang habe er sensitive Informationen an die Gruppe verschickt.
Diese Dokumente bringe er aus seiner „Arbeit in einem Militärstützpunkt“ mit und verbringe mehrere Stunden damit, sie für die restlichen Gruppenmitglieder verständlich zu verschriftlichen, soll er laut dem jüngeren Mitglied der Discord-Gruppe gesagt haben. „Er wollte uns auf dem Laufenden halten“, betonte das Gruppenmitglied und ergänzte: „Er ist ein schlauer Kerl. Er wusste, was er mit der Veröffentlichung dieser Dokumente macht, das ist kein versehentliches Leck.“
US-Leaks bringen „OG“ und Washington in Schwierigkeiten: Dokumente tauchten in russischen Gruppen auf
Irgendwann wurde das Verschriftlichen der Dokumente wohl zu mühsam: Er begann Fotos in die Gruppe zu stellen. Mit seinen Nachrichten an die Gruppe erreichte Teixeira offenbar sein Ziel. Die jüngeren Mitglieder verehrten ihn. Der IT-Spezialist, mit dem Decknamen OG, soll anhand seines Wissens über geheime Informationen wichtige Ereignisse regelrecht prophezeit haben. „Er ist fit, er ist stark, er ist trainiert. Alles, was man von irgendeinem verrückten Film erwarten würde“, sagte das Discord-Mitglied von Teixeiras Gruppe.
In einem von der Washington Post gesehenen Video soll Jack Teixeira auf einem Schießstand mit einem Gewehr geschossen und dabei rassistische und antisemitische Sprüche geschrien haben. Die jüngeren Mitglieder beeindruckte das. Einer sagte etwa, er sei „wie ein Onkel“ gewesen. Ein anderer sprach von einer „Vaterfigur“. Zu Beginn schenkten den Dokumenten offenbar nur wenige Mitglieder Beachtung. Irgendwann soll sich Teixeira schließlich aufgeregt und damit gedroht haben, keine mehr zu versenden, falls die Mitglieder nicht damit interagieren würden.
Als „OG“ mitte März damit aufhörte, Dokumente an die Gruppe zu schicken, hatten sich die Bilder schon längst in andere Discord-Gruppen geschlichen. Von dort wanderten sie anschließlich in russische Telegram-Kanäle und auf Twitter. Der in Panik geratene Teixeira soll die Gruppenmitglieder gebeten haben, alle Informationen zu löschen. Die jüngeren Mitglieder, mit denen Washington Post gesprochen hat, sind überzeugt: Die US-Regierung werde Teixeira ohne Gerichtsprozess verhaften, zum Hochsicherheitsgefängnis in Guantanomo Bay bringen – oder eher doch „ermorden“.
Maulwurf OG: Was Jack Teixeira von Whistleblower Edward Snowden unterscheidet
Zusammengefasst: Beim 21-jährigen Jack Teixeira handelt es sich um einen Nationalgardisten mit Fetzen an rassistischer Ideologie und Verschwörungstheorien, der der Aufmerksamkeit halber die wichtigsten Geheimnisse und Dokumente der USA verbreitete, die ihm anvertraut wurden. Er ist vielleicht kein klassischer Whistleblower wie etwa Edward Snowden, doch nur um in einer Discord-Gruppe angeben zu können, hat er Washington auf jeden Fall in gewaltige Schwierigkeiten gebracht. Die US-Regierung wird sich in Zukunft bessere Sicherheitsmaßnahmen überlegen müssen. Die Auswirkungen des gigantischen Leaks auf die US-Politik dürften noch lange andauern. (bb)