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Russland kündigt neue Offensive in Südukraine an - und will 30 Ukrainer in Saporischschja getötet haben

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Von: Bettina Menzel, Bedrettin Bölükbasi

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Der Kreml will Berichte über Raketenabwehrsysteme auf Moskaus Dächern bislang nicht kommentieren. Er berichtet über Landgewinne in der Südukraine. Der News-Ticker.

Update vom 21. Januar, 19.08 Uhr: Immer wieder wird über einen Kriegseintritt von Belarus spekuliert. Nach Einschätzungen des ukrainischen Militärgeheimdiensts dienen diese Gerüchte zum aktuellen Zeitpunkt lediglich der psychologischen Kriegsführung Russlands. Das sagte Geheimdienstexperte Andriy Yusov dem Nachrichtenportal Kyiv Independent. Seiner Einschätzung nach stellten die Streitkräfte des Nachbarlands im Norden der Ukraine derzeit „keine Bedrohung“ dar.

Update vom 21. Januar, 14.30 Uhr: Das russische Militär hat nach eigenen Angaben bei einer neuen Offensive im Süden der Ukraine Geländegewinne erzielt. „Im Gebiet Saporischschja konnten durch Angriffe von Einheiten des Wehrkreises Ost günstigere Linien und Positionen eingenommen werden“, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow am Samstag in Moskau. Seinen Angaben nach haben die Russen bei den Angriffen 30 Ukrainer getötet und mehrere Militärfahrzeuge außer Gefecht gesetzt. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Zuvor hatten bereits russische Militärblogger über eine Offensive im Raum Orichiw und Huljajpolje berichtet. Der ukrainische Generalstab hatte am Morgen lediglich von Beschuss in der Region gesprochen, aber keine Angaben über einen Vormarsch russischer Truppen gemacht.

Die Region Saporischschja gilt als strategisch wichtig. Beide Seiten haben dort große Truppenkontingente stationiert. Aus ukrainischer Sicht wäre ein russischer Vormarsch gefährlich, weil dann die eigenen im Osten stationierten Truppen zur Verteidigung des Donbass in Gefahr geraten könnten, eingekesselt zu werden. Auf russischer Seite befürchtet man, dass die Ukrainer mit einem Vorstoß Richtung Meer einen Keil zwischen die russischen Truppen treiben könnten, womit die Versorgung der Einheiten in der Region praktisch unmöglich würde.

Ukraine-Krieg - Saporischschja
Ein Gewerbebetrieb bei Saporischschja, das nach ukrainischen Angaben bei einem russischen Raketenangriff zerstört wurde. © dpa

Militärisches Patt in der Ukraine: Großbritannien ordnet Kriegs-Lage ein

Update vom 21. Januar, 10.34 Uhr: Militärisches Patt im russischen Angriffskrieg: So lautet die britische Einschätzung zur aktuellen Lage in der Ukraine. „Der Konflikt befindet sich insgesamt in einer Sackgasse, teilte das britische Verteidigungsministerium am Samstag mit. „Es besteht jedoch eine realistische Möglichkeit lokaler russischer Vorstöße um Bachmut.“ Die Stadt im ostukrainischen Gebiet Donezk steht seit Monaten im Mittelpunkt der Gefechte.

Vor allem an drei Frontabschnitten werde heftig gekämpft, hieß es in London unter Berufung auf Geheimdienstinformationen. Russische Einheiten, sowohl des regulären Militärs als auch der Privatarmee Wagner, würden sich in der kürzlich eroberten Kleinstadt Soledar nördlich von Bachmut neu aufstellen. Ebenfalls im Osten hätten ukrainische Truppen nahe der Stadt Kreminna im Gebiet Luhansk kleinere Gewinne gemacht. Im Süden hätten beide Seiten im Gebiet Saporischschja erhebliche Kräfte zusammengezogen. Es komme zu Artilleriegefechten und kleineren Zusammenstößen, bisher gebe es aber keine größere Offensive.

Treibstofftanks in Flammen: Bilder zeigen brennende Ausstattung für russische Soldaten

Update vom 21. Januar, 8.58 Uhr: Dunkle schwarze Rauchsäulen – laut einem Bericht der Nachrichtenseite Nexta brennen in Russland Treibstofftanks, die an die in der Ukraine stationierten Besatzer geschickt werden sollten. Die Brandfläche in Angarsk, über 5000 Kilometer östlich von Moskau, soll 400 Quadratkilometer betragen. Nexta beruft sich auf Angaben des Ministeriums für Notfallsituationen.

Berichte über Luftabwehrsystem auf Moskauer Dächern – Sprecher weicht aus

Update vom 20. Januar, 21.05 Uhr: Der Kreml hat einen Kommentar zu in Onlinemedien kursierenden Aufnahmen von mutmaßlichen Raketenabwehrsystemen auf Moskauer Dächern verweigert. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow verwies am Freitag auf das Verteidigungsministerium, als er gefragt wurde, ob Russland besorgt sei, dass Moskau das Ziel eines Angriffs sein könne. Das Verteidigungsministerium sei für die „Sicherheit des Landes im Allgemeinen und der Hauptstadt im Besonderen verantwortlich“, sagte er vor Journalisten. Das Ministerium reagierte zunächst nicht auf eine Anfrage der Nachrichtenagentur AFP.

In Onlinemedien verbreitete Bilder schienen das Pantsir-Luftabwehrsystem zu zeigen, das auf dem Gebäude des Verteidigungsministeriums zu sehen war. Ein Video soll ein Pantsir-System zeigen, das auf ein Dach im Zentrum Moskaus gehoben wurde. Unabhängige russischsprachige Medien berichteten zudem, ein Pantsir-System sei etwa zehn Kilometer entfernt von der Residenz von Präsident Wladimir Putin in Nowo-Ogarjowo nahe der russischen Hauptstadt installiert worden. Das Luftabwehrsystem Pantsir-S1 soll gegen eine Vielzahl von Waffen schützen, darunter Flugzeuge, ballistische Raketen und Marschflugkörper.

Erbitterte Kämpfe gehen weiter: Russland gibt Eroberung zweier Dörfer bekannt

Update vom 20. Januar, 18.40 Uhr: Im November vergangenen Jahres befreiten ukrainische Truppen die zu Beginn des Krieges von russischen Streitkräften eingenommene Stadt Cherson. Seitdem wird die Stadt ukrainischen Angaben zufolge fast täglich beschossen. Am Freitag wurden in den Ortschaften Antonivka und Novodmytrivka in der Region Cherson bei russischen Angriffen zwei Menschen verletzt, darunter ein 15-jähriger Junge. Das berichtete der stellvertretende Leiter des Büros des Präsidenten, Kyrylo Timoschenko. Am Tag zuvor meldete die Ukraine 90 russische Angriffe in der Region, wobei eine Person getötet wurde. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig verifizieren.

Indes gehen auch in anderen Regionen der Ukraine die Kämpfe erbittert weiter. In der südukrainischen Region Saporischschja flammten die Kampfhandlungen offenbar wieder auf. Das Verteidigungsministerium in Moskau verkündete die „Befreiung“ des Dorfes Lobkowe in der Region Saporischschja und erklärte zudem, prorussische Separatisten hätten auch die Kontrolle über das Dorf Klischtschiiwka übernommen. Die Ortschaft mit ursprünglich rund 500 Bewohnern liegt südwestlich von Bachmut, was darauf hindeuten könnte, dass Russland versucht, die strategisch wichtige Stadt einzukreisen.

Saporischschja und Donezk sind zwei der vier Regionen, deren Annexion der russische Präsident Wladimir Putin im September verkündet hatte.

Bundesnachrichtendienst besorgt über hohe Verluste der ukrainischen Armee im Kampf um Bachmut

Update vom 20. Januar, 15.25 Uhr: Offenbar ist der Bundesnachrichtendienst (BND) besorgt über hohe Verluste der ukrainischen Armee beim Kampf um Bachmut. Dies berichtet das Magazin Spiegel und beruft sich dabei auf Informationen, die der BND in einer geheimen Sitzung Sicherheitspolitikern des Bundestages geliefert haben soll. Demnach verliere die ukrainische Armee bei den Kämpfen mit den russischen Invasoren um Bachmut derzeit täglich eine dreistellige Zahl an Soldaten. Eine Einnahme der Stadt könne weitere russische Vorstöße ins Landesinnere ermöglichen.

Der ukrainische Inlandsgeheimdienst SBU nahm unterdessen „sieben russische Agenten“ fest. Der Geheimdienst habe „einen weiteren wichtigen Sondereinsatz unternommen, um feindliche Agenten zu enttarnen und festzunehmen“, erklärte SBU-Chef Wassyl Maljuk. Die Festgenommenen hätten „Koordinaten von kritischen Infrastruktur-Einrichtungen“ sowie Informationen über ukrainische Truppenbewegungen in der östlichen Region Dnipropetrowsk an russische Streitkräfte weitergegeben, hieß es in einer Erklärung des SBU.

Ukraine-Krieg: Plant Russland einen Angriff über Belarus?

Erstmeldung vom 20. Januar, 15.25 Uhr: München – Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko ist ein loyaler Verbündeter von Kreml-Chef Wladimir Putin. Im Ukraine-Krieg unterhält der „letzte Diktator Russlands“ weiter enge Beziehungen zu Moskau und lässt eine Stationierung von russischen Truppen auf seinem Territorium zu. Die Sorge vor einem möglichen Angriff aus Belarus hält auch deshalb an.

Neue Russland-Offensive? Denkfabrik erwartet möglichen Angriff aus Belarus erst im Herbst 2023

Dazu lieferte das US-amerikanische Institute for the Study of War (ISW) nun eine neue Einschätzung in ihrem jüngsten Bericht. Einen etwaigen Angriff werde Russland eher im Herbst 2023 unternehmen, heißt es darin. Dieser Zeitpunkt erscheine wahrscheinlicher als ein Angriff bereits im Winter oder Frühjahr – und er würde dann unter anderen Bedingungen erfolgen, schrieb die in Washington ansässige Denkfabrik.

Die ukrainische Seite hatte noch Ende 2022 vor einem nahenden Angriff gewarnt. Viel wahrscheinlicher ist es dem ISW zufolge aber, dass Russland derzeit die Vorkehrungen für einen späteren Angriff schaffe und damit auch die Militärindustrie genügend Zeit bekomme, um das benötigte Material zu liefern.

Ukraine-Krieg: Russische Militärblogger kritisieren Angriffsplan aus Belarus

Lukaschenko empfängt Putin in Minsk
Ist eine russische Offensive aus Belarus zu befürchten? Die Nato widerlegt die Sorge. © Konstantin Zavrazhin/dpa

Bis zum späte 2023 hätten Russland und Belarus überdies größere Manöver beendet, die nach Informationen des ukrainischen Geheimdienstes aktuell in Planung sind. Auch werde Moskau bis dahin die Einberufungen vom Herbst 2022 abgeschlossen haben, sich weit im Frühjahrszyklus 2023 befinden. Bis Herbst 2023 könne zugleich eine oder mehrere weitere Mobilmachungen von Reservisten abgeschlossen sein, so das ISW.

Die Denkfabrik wies ferner darauf hin, dass einflussreiche russische Militärblogger die Idee eines solchen Angriffs von Belarus aus kritisieren. Dies würde die Front deutlich vergrößern – doch Russland habe keine Kapazitäten für einen Vormarsch entlang vieler Achsen, heiße es unter anderem. (bb/dpa)

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