Erstmeldung vom 20. Januar, 15.25 Uhr: München – Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko ist ein loyaler Verbündeter von Kreml-Chef Wladimir Putin. Im Ukraine-Krieg unterhält der „letzte Diktator Russlands“ weiter enge Beziehungen zu Moskau und lässt eine Stationierung von russischen Truppen auf seinem Territorium zu. Die Sorge vor einem möglichen Angriff aus Belarus hält auch deshalb an.
Dazu lieferte das US-amerikanische Institute for the Study of War (ISW) nun eine neue Einschätzung in ihrem jüngsten Bericht. Einen etwaigen Angriff werde Russland eher im Herbst 2023 unternehmen, heißt es darin. Dieser Zeitpunkt erscheine wahrscheinlicher als ein Angriff bereits im Winter oder Frühjahr – und er würde dann unter anderen Bedingungen erfolgen, schrieb die in Washington ansässige Denkfabrik.
Die ukrainische Seite hatte noch Ende 2022 vor einem nahenden Angriff gewarnt. Viel wahrscheinlicher ist es dem ISW zufolge aber, dass Russland derzeit die Vorkehrungen für einen späteren Angriff schaffe und damit auch die Militärindustrie genügend Zeit bekomme, um das benötigte Material zu liefern.
Bis zum späte 2023 hätten Russland und Belarus überdies größere Manöver beendet, die nach Informationen des ukrainischen Geheimdienstes aktuell in Planung sind. Auch werde Moskau bis dahin die Einberufungen vom Herbst 2022 abgeschlossen haben, sich weit im Frühjahrszyklus 2023 befinden. Bis Herbst 2023 könne zugleich eine oder mehrere weitere Mobilmachungen von Reservisten abgeschlossen sein, so das ISW.
Die Denkfabrik wies ferner darauf hin, dass einflussreiche russische Militärblogger die Idee eines solchen Angriffs von Belarus aus kritisieren. Dies würde die Front deutlich vergrößern – doch Russland habe keine Kapazitäten für einen Vormarsch entlang vieler Achsen, heiße es unter anderem. (bb/dpa)