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Putins „Patrioten“ demolieren Stadionrasen – Fußballspiel muss verlegt werden

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Von: Marcus Giebel

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Wladimir Putin spricht im Luschniki-Stadion
Folgenschwerer Auftritt: Wladimir Putin spricht im Luschniki-Stadion während des Konzerts zugunsten der Soldaten zu Zehntausenden Zuhörern. © IMAGO / ITAR-TASS

Ende Februar ließ Wladimir Putin im Luschniki-Stadion die russischen Soldaten bei einem Konzert hochleben - mit Folgen für den Spielbetrieb.

München – Zerstörungen gehören zum Handwerk von Wladimir Putin. Darauf versteht er sich. Das wird im Ukraine-Krieg einmal mehr deutlich, denn vor den Angriffen der russischen Einheiten ist nichts und niemand sicher. Obwohl der Kreml-Chef noch zu Beginn der Invasion betont hatte, die Zivilisten hätten nichts zu befürchten.

Stattdessen ähneln die Bilder aus dem Kriegsgebiet seither auf schreckliche Weise jenen aus dem tschetschenischen Grosny oder dem syrischen Aleppo, wo in der Vergangenheit durch massive Angriffe aus der Luft auf Putins Befehl ebenfalls ganze Straßenzüge dem Erdboden gleichgemacht wurden. Aber nicht nur fremdes Territorium wird vom 70-Jährigen offenbar in Mitleidenschaft gezogen.

Fußballspiel wegen Putin-Veranstaltung verlegt? Konzert liegt schon Wochen zurück

Wie die russischen Sport-Portale sports.ru und sport-express.ru unter Berufung auf RB Sport berichten, ist der Rasen im Moskauer Luschniki-Stadion, in dem unter anderem die Olympischen Sommerspiele 1980 ausgetragen wurden, derzeit nicht bespielbar. Dies habe eine Inspektion durch die Premier Liga, dem Fußball-Oberhaus Russlands, ergeben.

Das für diesen Samstag angesetzte Spiel zwischen dem Hauptstadt-Klub Torpedo und Ural Jekaterinburg wurde deshalb auf Antrag der Gastgeber in die Chimki-Arena des Liga-Konkurrenten FK Chimki verlegt. Deren Geschäftsführer Nikolai Olenew zeigte sich einverstanden: „Die Hauptsache ist, dass das Stadion technisch in der Lage ist, ein Torpedo-Spiel auszutragen.“

Video: „Halbe Welt gegen uns“ - Putin-Show vor 200.000 Zuschauern

Putin nutzt Olympia-Stadion für Kundgebung: Platz Wochen später nicht bespielbar

Zwar wird kein direkter Zusammenhang erwähnt, aber sports.ru verlinkt unter dem Bericht zur Verlegung einen Text über die von Putin anberaumte Konzertkundgebung unter dem Motto „Ruhm den Verteidigern des Vaterlands“, bei der am 22. Februar im Luschniki-Stadion stundenlang die Invasoren für ihren vermeintlichen Heldenmut gefeiert wurden. Offenbar hat die Veranstaltung, bei der auch angeblich befreite ukrainische Kinder auf der Bühne auftraten, im Innenraum ihre Spuren hinterlassen.

Immerhin war die Rede von 200.000 Zuschauern im nur 81.000 Plätze zählenden Rund. Auch wenn diese Zahl längst angezweifelt wird, verweist der Bericht zudem darauf, dass im Luschniki-Stadion abgesehen von dem Konzert binnen eines Jahres lediglich ein weiteres Großereignis stattgefunden habe: das Finale im russischen Pokal im Mai 2022 zwischen Torpedos Stadtrivalen Spartak und Dynamo (2:1).

Eindeutig zu lange her, um für die jetzige Verlegung verantwortlich sein zu können. Womit umso mehr auf unliebsame Folgen des Auftritts von Putins „Patrioten“ hindeutet. Der Kreml-Herrscher selbst gönnte sich dabei nur einen fünfminütigen Auftritt.

Spielverlegung wegen Putin-Veranstaltung? Im April soll Stadion wieder einsatzbereit sein

Sein Herz schlägt beim Fußball ohnehin für Zenit St. Petersburg. Den Klub aus seiner Heimatstadt, der als Titelverteidiger die Tabelle wieder klar anführt. Dennoch dürfte auch den Präsidenten die optimistische Prognose von Torpedo freuen. Der Hauptstadt-Klub teilte bereits mit: „Unser Verein ist zuversichtlich, dass das nächste Heimspiel von Torpedo im Luschniki stattfinden wird.“

Die Partie steht dann aber tatsächlich erst am 8. April gegen Fakel Woronesch an. Bis dahin hat der Rasen also Zeit, sich von den jüngsten Strapazen zu erholen. (mg)

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