Putin plant schon neue Wahlen in besetzten Gebieten
Die russischen Angriffe auf ukrainischen Städte gehen weiter. Russland will in den annektierten Gebieten Neuwahlen abhalten. Der News-Ticker.
- Russischer Angriff auf Cherson: Mehrere Zivilisten wurden getötet oder verletzt
- Schlacht um Bachmut: Geheimdienst sieht strategisch wichtige Stadt „zunehmend isoliert“
- Kampfpanzer aus dem Westen: Kanada fliegt seinen ersten Leopard-2 in Ukraine
- Russische Marine im Schwarzen Meer: Putins Flotte erhöht wohl Aufklärungsaktivität
- Dieser News-Ticker zum militärischen Geschehen im Ukraine-Krieg ist beendet. Die weiteren Entwicklungen hier.
Update vom 6. Februar, 10.07 Uhr: Cherson,Donezk, Luhansk und Saporischschja: Weder Kiew noch westliche Staaten erkennen die im September erfolgten Annexionen dieser Gebiete an. Doch Moskau will sie nun mit Wahlen als festen Bestandteil der Russischen Föderation präsentieren. So schätzt es der britische Geheimdienst in seinem jüngsten öffentlichen Update ein.
„Dies folgt auf fortdauernde Versuche, die besetzten Gegenden zu ‚russifizieren‘, das beinhaltet die Überarbeitung von Bildung, Kommunikation und Transportsystemen“, heißt es in der Mitteilung. Die russische Führung werde das „sich selbst bestätigende Argument“ anführen, dass Neuwahlen die Besatzung rechtfertigen.
Die Vorsitzende des russischen Föderationsrats, Valentina Matwijenko, hatte kürzlich angekündigt, dass die Vorbereitungen für die Wahlen bereits liefen. Nach britischen Angaben sind diese für den 10. September geplant und sollen damit am selben Tag stattfinden wie in den russischen Regionen. Das britische Ministerium betonte, in Russland stünde auch bei Wahlen auf regionaler Ebene „keine sinnvolle demokratische“ Auswahl zur Verfügung.

Ukraine-News: Putin glaubte laut US-Militärexperten an schnellen Sieg in Ukraine
Update vom 6. Februar, 7.01 Uhr: Der russische Präsident Wladimir Putin erwartete offenbar, zwei Tage nach Beginn des Einmarsches in die Ukraine am 24. Februar 2022 einen großen Sieg feiern zu können. Das geht aus der aktuellen Analyse (5. Februar) des US-Thinktanks Institute for the Study of War (ISW) hervor, die auf erbeuteten russischen Militärplänen basiert. Demnach sei der Kreml-Chef von der fehlerhaften Annahme ausgegangen, Kiew ohne nennenswerte eigene Verluste zur Kapitulation zwingen zu können.
Russische Geheimdienste sollen den Berichten zufolge mit einem schnellen Zusammenbruch der ukrainischen Streitkräfte gerechnet haben. Laut ISW veröffentlichten Kreml-Propagandisten am 26. Februar vorgefertigte Artikel, in denen Russlands „Sieg“ gepriesen wurde. Putin soll auch Warnungen der russischen Zentralbank vor den Auswirkungen eines Krieges und der westlichen Sanktionen für die russische Wirtschaft ignoriert haben.
Das Scheitern der russischen Streitkräfte in der Schlacht um Kiew habe Moskau einen zunehmend kostspieligen und langwierigen konventionellen Krieg aufgezwungen. Doch der Kreml-Chef soll gezögert haben, Veränderungen im russischen Militär und in der russischen Gesellschaft anzuordnen. So wurden nach schweren Verlusten keine vollständige Mobilisierung angeordnet. Putin befürchtete offenbar, die russische Gesellschaft zu verärgern. Er priorisierte stattdessen die Rekrutierung und den Einsatz relativ ineffektiver irregulärer bewaffneter Formationen.
Russischer Angriff auf Cherson: Mehrere Zivilisten wurden getötet oder verletzt
Update vom 5. Februar, 20.41 Uhr: In der südukrainischen Stadt Cherson sind bei russischen Angriffen am Sonntag nach Angaben aus Kiew mehrere Zivilisten getötet und verwundet worden. Genauere Angaben zu den Opfern machte der ukrainische Generalstab in seinem Lagebericht am Sonntagabend nicht. Die Stadt sei mindestens 40 Mal aus Raketenwerfern beschossen worden, dabei seien zahlreiche Wohngebäude beschädigt worden.
Auch die ostukrainische Stadt Charkiw war nach diesen Angaben Ziel russischer Angriffe aus Mehrfachraketenwerfern. Bei Treffern in einem Wohnhaus seien mindestens fünf Menschen verletzt worden.
Update vom 5. Februar, 16.37 Uhr: Die umkämpfte ukrainische Stadt Bachmut ist nach Einschätzung britischer Militärexperten immer mehr von russischen Truppen eingekreist worden. Im Fokus: Kämpfer der Sölderarmee „Wagner“. Laut deren Chef Jewgeni Prigoschin („Putins Koch“) wird derzeit „um jede Straße“ gekämpft. „Ich möchte die Situation klarstellen. Die ukrainischen Streitkräfte sind nicht auf dem Rückzug. Sie kämpfen bis zum letzten Graben. In den nördlichen Vierteln von Artemovsk (russischer Name für Bachmut) wird um jede Straße, jedes Haus, jedes Treppenhaus gekämpft“, sagte er laut der russischen Nachrichtenagentur Tass. Einen ukrainischen Rückzug, wie zuvor in mehreren russischen Medien kolportiert, gebe es aktuell nicht.
Update vom 5. Februar, 15.37 Uhr: In der ostukrainischen Großstadt Charkiw ist am Sonntag nach Behördenangaben beim Einschlag einer russischen Rakete ein Universitätsgebäude schwer beschädigt worden. Dort sei ein Wachmann verletzt worden, teilte die Staatsanwaltschaft in Charkiw mit. Beim Einschlag einer weiteren Rakete in der Nähe eines Wohnhauses seien vier Menschen verletzt worden, hieß es. Die Ermittler veröffentlichten Bilder, die den Angaben zufolge Zerstörungen an der Universität zeigten. Sie teilten mit, dass ein Verfahren wegen Kriegsverbrechen eingeleitet worden sei. Demnach gab es keine militärischen Anlagen in der Nähe.
Auch in der südukrainischen Stadt Cherson meldeten die Behörden neuen Beschuss von russischer Seite. Dabei sei ein Schulgebäude in Brand geraten. Die Russen hörten nicht auf, auch Bildungseinrichtungen gezielt zu zerstören, teilte die Militärverwaltung mit. Verletzte gab es demnach dort nicht. Berichte über russischen Beschuss gab es auch aus den Gebieten Sumy und aus Donezk.
Aktion in Region Luhansk: Russische Militär verbrennen offenbar ukrainische Bücher
Update vom 5. Februar, 12.09 Uhr: Russische Militärs verbrennen in der Region Luhansk ukrainische Bücher. Das berichtet das belarussische Portal Nexta unter Berufung auf das ukrainische Militär. Die Soldaten verbrennen die Druckwerke demnach in Heizungsanlagen. Unabhängig prüfen ließen sich die Angaben nicht.
Luhansk gehört zu den ukrainischen Gebieten, die Russland in Teilen besetzt hält und im vergangenen Jahr annektiert hat. Zuvor machte im Internet bereits das Gerücht die Runde, der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj habe die Verbrennung „aller russischsprachigen Bücher“ anordnen lassen. Das widerlegte allerdings ein Faktencheck der Nachrichtenagentur dpa im Sommer 2022.
Schlacht um Bachmut: Geheimdienst sieht strategisch wichtige Stadt „zunehmend isoliert“
Update vom 5. Februar, 10.13 Uhr: Schlechte Nachrichten aus dem jüngsten öffentlichen Update: Die russischen Truppen kreisen Bachmut zunehmend ein, schätzt der britische Geheimdienst. Die Stadt in der Region Donezk sei „zunehmend isoliert“ obwohl den ukrainischen Truppen „mehrere alternative Überland-Routen“ für den Nachschub hätten.
Inzwischen seien die beiden wichtigsten Zufahrtsstraßen direkt von Beschuss bedroht, und eine weitere Straße wird von Wagner-Söldnern kontrolliert. Warum die Stadt zum Symbol für den ukrainischen Widerstand geworden ist, erfahren Sie in diesem Hintergrundstück zu Bachmut.

Kampfpanzer aus dem Westen: Kanada fliegt seinen ersten Leopard-2 in Ukraine
Update vom 5. Februar, 9.02 Uhr: Ein Leopard-2-Panzer ist auf dem Weg in die Ukraine – es ist der erste aus Kanada. Ingesamt sollen es vier werden. Ein Flugzeug der kanadischen Luftwaffe ist gestartet, twitterte die kanadische Verteidigungsministerin Anita Anand und postete außerdem ein Video, das den Start der Maschine mit der Waffe, „die sie für einen Sieg brauchen“, zeigt. Eine Übersicht, wer welche Waffen im Ukraine-Krieg an Kiew liefert, finden Sie hier.
Update vom 5. Februar, 7.01 Uhr: Die Lage an der Front bleibt für die Ukraine schwierig. Das russische Militär hat nach eigenen Angaben ukrainische Kräfte aus der Ortschaft Dworitschne im Gebiet Charkiw im Norden des Landes vertrieben. Unabhängig können die Angaben nicht überprüft werden. Das Gebiet Charkiw hatten die ukrainischen Streitkräfte im Zuge ihrer Herbstoffensive fast vollständig wieder zurückerobert.
Auch die Offensive der Ukrainer Richtung der Region Luhansk ist mittlerweile gestoppt - auch durch die eilige Verlegung von russischen Mobilisierten in die Region. Nun kämpfen beide Seiten um die Initiative in dem Frontabschnitt.
Gefechte in der Ostukraine: Selenskyj berichtet von „sehr schwieriger“ Lage
Update vom 4. Februar, 22.15 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den Beginn der Ausbildung ukrainischer Besatzungen am britischem Kampfpanzer Challenger 2 begrüßt. „Das ist ein gutes Gefährt und wird eine ernsthafte Verstärkung auf dem Schlachtfeld sein“, sagte Selenskyj in seiner allabendlichen Videoansprache. Er bedankte sich bei Großbritannien für die militärische Hilfe.
Die Lage an der Front bezeichnete der 45-Jährige als schwierig. Trotzdem gab er sich siegesbewusst. „Der Feind wirft immer neue Kräfte hinein, um unsere Verteidigung zu durchbrechen. Jetzt ist es sehr hart in Bachmut, in Wuhledar und in Richtung Lyman“, sagte Selenskyj. Dennoch zeigte er sich zuversichtlich, dass die „Standhaftigkeit“ der Ukrainer am Ende den Sieg davontragen und die russischen Eroberungspläne durchkreuzen werde. Der ukrainische Präsident berichtete zudem über den Gefangenenaustausch, der am Samstag zwischen Russen und Ukrainern stattfand. Seinen Angaben nach sind seit Kriegsbeginn 1762 ukrainische Bürger aus der Gefangenschaft befreit worden. Kiew arbeite daran, alle Ukrainer zu befreien, versicherte Selenskyj.
Ukraine-Krieg: Polen hat mit Leopard-Ausbildung ukrainischer Soldaten begonnen
Update vom 4. Februar, 19 Uhr: Polen hat bereits mit der Ausbildung ukrainischer Soldaten für den Umgang mit Leopard-Panzern begonnen. Das sagte der polnische Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak nach einem Bericht des Nachrichtenportals TVP.info. Das regierungsnahe Portal reagierte ausdrücklich auf deutsche Medienberichte, namentlich des Spiegel, wonach mehrere Nato-Länder säumig bei der Erfüllung ihrer Leopard-Lieferversprechen an die Ukraine seien und Polen die Panzer ohne das dafür zusätzlich notwendige Soldaten-Training liefern wolle.
Die Nachrichtenagentur PAP hatte bereits am Freitagabend berichtet, Blaszczak sei zu einem Besuch nach Kiew gereist, um mit dortigen Regierungsvertretern über die sogenannte Panzer-Initiative zur Lieferung von Leopard-Panzern an die Ukraine zu sprechen. Dabei habe er mitgeteilt, dass die Leopard-Ausbildung ukrainischer Soldaten in Polen schon im Gange sei. Zwar ließe sich noch nicht exakt sagen, wie viel Zeit dafür nötig sei, es werde aber jedenfalls „nicht um Tage und nicht um Monate gehen“, sondern sei „eine Frage von Wochen“. Die genaueren Liefermodalitäten für die Panzer selbst werde man mit den Nato-Verbündeten auf einem Treffen Mitte Februar erörtern, erklärte Blaszczak in Kiew nach Angaben von PAP..
Ukraine-Krieg: Russische Schiffe greifen aus dem Schwarzen Meer an
Erstmeldung vom 4. Februar: München – Die Truppen des russischen Machthabers Wladimir Putin greifen das ukrainische Territorium immer wieder mit Raketen an. Dabei kommen in erster Linie auch Marschflugkörper zum Einsatz, die aus Schiffen im Schwarzen Meer abgefeuert werden. Ukrainischen Angaben zufolge besteht nach wie vor die Gefahr von Angriffen.
Russische Marine im Schwarzen Meer: Putins Flotte erhöht wohl Aufklärungsaktivität
Offenbar verstärken die russischen Seestreitkräfte ihre Aktivitäten zur Überwachung und Aufklärung mit Blick auf die ukrainische Küste. Dies teilte die Sprecherin der südlichen Kampfgruppe der ukrainischen Armee, Nataliya Humenjuk, mit. „Der Feind sammelt so viel Information wie möglich, wobei auch der Einsatz von unbemannten Fluggeräten intensiviert wird“, zitierte das militärische Nachrichtenportal ArmyInform die Sprecherin.
Humenjuk zufolge schießt das ukrainische Militär zwar die Drohnen ab. Allerdings würden immer wieder Drohnen aus dem Schwarzen Meer auftauchen und entlang der Küste von Odesa sowie Mikolajiw fliegen. Da es im Schwarzen Meer aktuell einen Sturm gebe, seien die russischen Raketenschiffe in ihren Häfen, erklärte Humenjuk zudem. „Das Wetter ist auf unserer Seite“, so die Sprecherin. Dies bedeute allerdings nicht, dass sie nicht angreifen würden: „Sie brauchen nur eineinhalb bis zwei Stunden, um in Kampfposition zu gehen.“
Russische Kampfschiffe im Schwarzen Meer: Kein Schiff mit Marschflugkörpern
Die ukrainische Marine gab in einer Mitteilung auf Facebook an, dass sich aktuell 9 Kampfschiffe des russischen Militärs im Schwarzen Meer befinden würden. Die Marine bestätigte Humenjuks Aussagen, dass derzeit keine Schiffe mit Kalibr-Marschflugkörpern im Schwarzen Meer stationiert seien. (bb)