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„Letzte Generation“ bald radikaler? Klima-Prof fordert Notstandsgesetze, die das Land massiv verändern

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Von: Andreas Schmid

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Klima-Protest in Marburg
Die „Letzte Generation“ fragt: „Was, wenn die Regierung das nicht im Griff hat?“. Werden die Forderungen der „Klima-Kleber“ bald radikaler? © picture alliance/dpa/Nadine Weigel

Ist die „Letzte Generation“ zu zahm? Ein Uni-Professor entwickelt für die Aktivisten rigorose Forderungen samt etlichen Verboten und Notstandsgesetzen.

München – Wie radikal darf Klimaschutz sein? Diese Frage geht seit Monaten einher mit dem Protest der „Letzten Generation“. Allen voran mit Straßenblockaden versuchen die Aktivistinnen und Aktivisten die Aufmerksamkeit auf Klimaschutz zu lenken. Öffentlich tritt die Gruppe vor allem mit zwei Forderungen auf: Tempolimit von 100 km/h plus Neun-Euro-Ticket. Dem Uniprofessor Helge Peukert geht das nicht weit genug. Er sagt: „Es fehlt ein radikaler Vorschlagskatalog als Richtungsanzeige“. Für die „Letzte Generation“ entwickelte er daher neue Forderungen. Es brauche Notstandsgesetze.

Peukert nennt Maßnahmen, die weit über die bisherigen Ansätze der Aktivisten hinausgehen – und das Privatleben der Bevölkerung massiv einschneiden würden. Benzin- und Dieseldrosselung, Kontrolle der Energie von Privathaushalten, CO₂-Steuer und einige Verbote: etwa von Flugreisen, Fleischkonsum, Lagerfeuern oder dem Gebrauch von Fahrstühlen und Rolltreppen.

„Nur Blockaden, Moral und naiv wirkende Appelle könnten zu Scheitern der LG führen“

In einem Blogbeitrag des Wirtschaftsmagazins Oxi beschäftigt sich Professor Peukert mit den Forderungen der „Letzten Generation“. Er fragt: „Wie radikal müsste es sein?“, und appelliert für mehr Rigorosität: „Nur Blockaden, Moral und naiv wirkende Appelle an die Bundesregierung werden ansonsten womöglich zu einem baldigen Scheitern der LG führen.“ Er ist Mitglied bei „Scientist Rebellion“, einer Gruppe von Wissenschaftlern, die inklusive Protest Sofortmaßnahmen gegen den Klimawandel fordern. Außerdem steht er nach eigenen Angaben mit der „Letzten Generation“ im Austausch und war bei Aktionen der Gruppe dabei. Deren Pressesprecherin Carla Hinrichs äußert sich auf Anfrage unserer Redaktion nicht zu Peukert und seinen Plänen.

Peukert argumentiert, die „Verschärfung der Klimakatastrophe“ könne nur noch mit Notstandsgesetzen aufgehalten werden. Damit sollen drei Ziele erreicht werden: Energieverbrauch halbieren, Stoffströme um 90 Prozent reduzieren und Flächenverbrauch beenden – alles innerhalb von fünf Jahren. Konkret unterteilt der Wirtschaftsprofessor der Universität Siegen seine Forderungen in mehrere Teilbereiche. Seine Pläne im Überblick.

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Klima-Protest in Marburg
„100 km/h und 9€ für alle“. Das sind im Wesentlichen die Forderungen der „Letzten Generation“. Wird es bald radikaler? © picture alliance/dpa/Nadine Weigel

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Die insgesamt mehr als 50 Forderungen sollen der „Letzten Generation“ als Orientierung für ein neues Auftreten dienen. Das erklärte Peukert in einem ebenfalls auf Oxiblog.de erschienenen Interview. „Neben den gut geplanten Aktionen und der professionellen Organisation fehlt nicht nur nach meinem Eindruck nur ein wenig eine inhaltliche Richtungsanzeige. Als Anregung dazu dienen die Vorschläge.“ Die „Letzte Generation“ vermied bisher auch öffentlich ein Statement dazu.

Derweil hat der Sachverständigenrat für Umweltfragen die Bundesregierung in einem Sondergutachten aufgefordert, klimafreundliches Verhalten stärker einzufordern. Den Fachleuten zufolge lassen sich Umweltkrisen nur bewältigen, wenn Menschen änderten, wie sie wohnen, konsumieren, sich fortbewegen und ernähren. (as)

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