„Selbstverständlich wie Klopapier“: Hamburger LINKE fordert Gratis-Tampons
Gibt es in Hamburg bald gratis Tampons und Binden in öffentlichen Gebäuden? Die Linke hat einen Antrag dafür eingereicht. Regierungsfraktionen zeigen sich offen.
Hamburg – Die politische Debatte um kostenfreie Hygieneprodukte für menstruierende Personen ist schon seit Längerem im Umlauf. Mit der Petition „Periode ist kein Luxus“ wurde zu Beginn des Jahres 2021 in Deutschland bereits die sogenannte „Tamponsteuer“, die sämtliche Hygieneprodukte besteuert, von 19 auf sieben Prozent gesenkt. Nun geht die Partei „Die Linke“ in Hamburg noch einen Schritt weiter: In einem Antrag, der BILD vorliegt, heißt es, dass Tampons und Binden „auf Toiletten genauso selbstverständlich wie Toilettenpapier kostenfrei zur Verfügung stehen“ sollten.
Politische Partei: | Die Linke |
Gründung: | 16. Juni 2007 |
Hauptsitz: | Berlin |
Parteiführung: | Janine Wissler, Susanne Hennig-Wellsow (Parteivorsitzende) |
Schottland gilt in diesem Bereich bereits als Vorreiter: Dort wurde im November 2020 ein Gesetz verabschiedet, das den kostenlosen Zugang zu Menstruationsprodukten wie Tampons und Binden garantiert*. In Deutschland ist seitdem ebenfalls eine Debatte um die fortschrittliche Initiative entbrannt.
Die Linke stellt Antrag auf kostenlose Hygieneprodukte: Damit sei allen Menstruierenden geholfen
„Die Periode ist politisch“, statuiert Die Linke in dem Antrag, denn mit kostenlosen Hygieneprodukten sei nicht nur armen Menschen geholfen, sondern allen Menstruierenden. Hamburgs Linke-Fraktionschefin und Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft Cansu Özdemir ist laut BILD der Meinung: „Kleine Anstrengung für die Stadt, großer Effekt für die Betroffenen!“
Die Gratis-Tampons sollten demnach in öffentlichen Gebäuden wie Behörden, Schulen und Hochschulen ausgelegt werden. Die Idee kostenloser Hygieneprodukte für Menstruierende ist auch Teil des Wahlprogramms der Linken zur Bundestagswahl 2021*.

Dort stellt die linke, demokratisch-sozialistische Partei das Versprechen auf: „Hygieneprodukte für Menstruation müssen von öffentlichen Gesundheitsstellen und in öffentlichen Einrichtungen kostenfrei zur Verfügung gestellt werden.“ Außerdem wird die Forderung geäußert, dass sämtliche Verhütungsmethoden von ausnahmslos allen Krankenkassen bezahlt werden und „Mittel zur Forschung an neuen Verhütungsmethoden zur Verfügung gestellt werden [müssen], um auch für Männer zusätzliche Methoden zu entwickeln und Verhütungsmethoden für alle verträglicher zu machen.“
Erst vor Kurzem löste der Antrag der SPD einer „Nicht-binären Toilettenausstattung“ für menstruierende Männer im Internet Aufregung und Kritik aus.
Regierungsfraktionen der Grünen, SPD und FDP zeigen sich offen
Insgesamt zeigen sich die Regierungsfraktionen dem aktuellen Thema gegenüber aufgeschlossen und empfänglich. Mareike Engels von den Hamburger Grünen kündigte BILD zufolge an, dass der Antrag in den Gleichstellungs-Ausschuss überwiesen werde. „Ähnliche Anträge wurden schon in den Bezirken auch auf unsere Initiative hin beschlossen“, stellt sie fest.
Auch Gabi Dobusch, Mitglied der SPD, ist der Meinung: „Kostengünstige Produkte der Monatshygiene sind eine Frage der Gleichberechtigung“, äußert sie gegenüber BILD. Die FDP stimmt zu: „Ein Angebot der Produkte in öffentlichen Einrichtungen finde ich gut – kostenfrei oder zum Selbstkostenpreis“, merkt die Bundestagskandidatin Ria Schröder an.
Universität Genf verteilt bereits Gratis-Tampons – wegen Corona
Die Universität Genf verteilt bereits Gratis-Tampons und Menstruationsbinden an Studierende. Als erste Schweizer Universität stellt die Hochschule Verteilautomaten mit Menstruationsartikeln auf. Als primärer Grund für das 37.000 Franken teure Pilotprojekt wurde die Corona-Krise genannt.
Die Pandemie habe aufgezeigt, dass sich viele Studentinnen der Universität Genf in einer finanziell prekären Lage befänden, schrieb die Schweizer Hochschule im August 2021 laut Aargauer Zeitung in einer Mitteilung. So hätten viele mitten im Studium ihren Erwerb verloren.
Im Rahmen eines Projekts zur Bekämpfung der sozialen Unsicherheit unter den Studierenden griff Genf deswegen die Idee auf, Menstruierenden Binden und Tampons gratis zur Verfügung zu stellen. Ziehen Hamburger (Hoch)-Schulen und öffentliche Einrichtungen bald nach? * 24hamburg.de, kreiszeitung.de und hna.de sind Angebote von IPPEN.MEDIA.