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Gräber von Wagner-Soldaten in Sibirien aufgetaucht: Lässt Prigoschin Leichen verschwinden?

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Von: Sandra Kathe

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In der sibirischen Stadt Novosibirsk sind mehr als 200 frische Soldatengräber gefunden worden. Russische Medien haben recherchiert, wer die Toten sind.

Nowosibirsk/Moskau – Darüber, wie viele Menschen aktuell in der Ukraine sterben, gibt es nur wenige verlässliche Zahlen. Laut der Ukraine sind es mehrere hundert russische Kämpfer täglich, Russland dagegen meldet abertausende tote ukrainische Soldaten seit Kriegsbeginn und deutlich weniger eigene Leute. Verlässliche Angaben gibt es noch nicht mal dann, wenn man russische Medien verfolgt, die ihre Statistik auf den offiziell gemeldeten Gefallenen aufbauen. Letzteres liegt wohl auch daran, dass zahlreiche Menschen in Russland derzeit scheinbar noch nicht einmal wissen, dass ihre Angehörigen im Krieg gefallen sind.

Besonders häufig sind Berichte dieser Art zuletzt, wenn von toten Wagner-Söldnern die Rede ist, das berichtet etwa die regierungskritische Zeitung The Moscow Times und verweist auf eine Meldung in einer sibirischen Lokalzeitung, die erneut über 200 neue Soldatengräber auf einem Friedhof im sibirischen Nowosibirsk gefunden hat.

In vielen russischen Städten tauchen aktuell zahlreiche Gräber von Wagner-Söldnern auf. Nicht von allen wissen die Angehörigen, dass sie überhaupt gefallen sind.
In vielen russischen Städten tauchen aktuell zahlreiche Gräber von Wagner-Söldnern auf. Nicht von allen wissen die Angehörigen, dass sie überhaupt gefallen sind. (Symbolfoto) © Celestino Arce Lavin/imago-images.de

Ukraine-Krieg: Hunderte neue Gräber von Wagner-Söldnern in Sibirien zeugen von Verlusten

Während die begrabenen Soldaten in anderen Fällen häufig aus anderen Regionen in Russland kamen, stammten viele der diesmal auf den Gräbern identifizierten Toten dem Bericht zufolge tatsächlich aus den Regionen Nowosibirsk und Krasnojarsk in Sibirien sowie benachbarten Regionen. In den offiziellen Listen mit Namen gefallener Soldaten seien viele Namen von den Grabinschriften nach Informationen des Lokalportals Tayga.info bislang dennoch nicht zu finden gewesen.

Dafür gehörten einige Personendaten laut dem Bericht, zu Männern, die wegen schwerer Verbrechen lange Gefängnisstrafen absaßen. Laut Moscow Times hatten unabhängige russische Medien zuletzt etwa berichtet, dass 2022 in russischen Strafkolonien etwa 17.000 Häftlinge „verschwunden“ seien, die Prigoschin und seine Leute mit dem Versprechen der Freiheit aus dem Gefängnis direkt in den Krieg gelockt hatten.

Tote Wagner-Söldner im Ukraine-Krieg: Hinterbliebene machen Vorwürfe

Dass es sich bei ihnen, wie bei der Mehrheit der Toten, um gefallene Wagner-Söldner handeln sollte, das verraten wohl Grab-Insignien der Söldner-Truppe des russischen Unternehmers Jewgeni Progoschin, dem seit Monaten vorgeworfen wird, im Kampf um Bachmut massenweise Kämpfer zu opfern. Die Todesdaten auf den neuen Gräbern reichen von Ende 2022 bis Anfang 2023 und damit in die Zeit, in der die Schlacht um Bachmut bereits begonnen hatte.

Laut der Aussage Prigoschins, der sich Anfang April auf einem Friedhof filmen ließ, sei es richtig, dass die Militärfriedhöfe aktuell wachsen. Der Wagner-Chef kommentierte die zynische Feststellung mit dem Hinweis, dass „die die kämpfen auch manchmal sterben“ und das Leben so „funktioniere“.

Was scheinbar nicht funktioniert, ist in vielen Fällen jedoch die versprochenen Zahlungen für Hinterbliebene. In früheren Zeitungsberichten war dem milliardenschweren Wagner-Chef vorgeworfen worden, die Familien bewusst nicht über den Tod der Angehörigen zu informieren und Leichen verschwinden zu lassen, um weder Sold noch Versicherungssummen auszahlen zu müssen. (saka)

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