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Tickets für Fußball-EM 2024 wohl deutlich teurer – Habeck plant wegen CO₂-Ausgleich mit moralischem Druck

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Von: Nadja Austel

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In insgesamt zehn deutschen Städten werden Spiele der EM 2024 ausgetragen.
In insgesamt zehn deutschen Städten werden Spiele der EM 2024 ausgetragen. Klimaneutral, so das Ziel. (Symbolbild) © Thomas Boecker/imago

Eine klimaneutrale Fußball-EM 2024 ist „machbar“, aber teuer. Habeck will die Kosten angeblich mit moralischem Druck auf UEFA und DFB verlagern.

Berlin – Der Blick geht nicht nur bei Nationaltrainer Hansi Flick Richtung Fußball-Europameisterschaft – auch die Politik nimmt das Heim-Turnier 2024 ins Visier. Der Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) soll, gemeinsam mit dem ebenfalls grün besetzten Bundesumweltministerium, den Deutschen Fußball-Bund (DFB) und den europäischen Verband UEFA zu zusätzlichen CO₂-Ausgleichszahlungen in Millionenhöhe drängen wollen. Das berichtet das Nachrichtenportal Business Insider unter Bezugnahme auf Regierungsunterlagen, die dem Portal vorliegen sollen.

Dass für die von den Sportlern und Offiziellen verursachten CO2-Emissionen von den Veranstaltern entsprechende Ausgleichszahlungen für die EM 2024 geleistet werden, war bereits zuvor bekannt. Doch laut des „internen Regierungspapiers“ sollen DFB und UEFA bislang nicht bereit sein, auch für die von anreisenden Fans verursachten Treibhausgase aufzukommen.

Fußball-EM 2024: Klimaneutralität „machbar“ – aber teuer

Die Finanzierung scheint daher, wie so oft, der Haken an der Geschichte zu sein. Das Bundesumweltministerium hatte bereits 2021 „Institut für angewandte Ökologie“ mit einer Machbarkeitsstudie für eine „klimaneutrale“ Europameisterschaft 2024 beauftragt. Aus ihr geht hervor, dass sich die CO2-Emissionen, die durch die Anreise von Fußballfans verursacht werden, auf Ausgleichskosten von zwölf bis 48 Millionen Euro belaufen werden, je nachdem, welcher Grundpreis veranschlagt wird.

Ein klimaneutrales Turnier – inklusive klimaneutraler Anreise der Fans – hätte finanziell also weitreichende Folgen für die Veranstalter. Daher ist es kaum verwunderlich, wenn sich DFB und UEFA nicht um die Kostenübernahme der CO2-Aufpreise für das Publikum reißen. Doch Habeck und seine Kollegin Steffi Lemke (Grüne) vom Umweltministerium sollen sich einig sein, berichtet Business Insider weiter.

Ihr Plan sei es, den Veranstaltern verbindliche Aufschläge auf die Ticketpreise aufzuerlegen. Wie das gehen soll? Aus vorliegenden Regierungsakten lasse sich erahnen, dass die Grünen mit einer offensiven Kommunikationsstrategie DFB und UEFA moralisch unter Druck setzen würden, so der Bericht.

Klimaschutz bei EM 2024? Habeck will UEFA und DFB wohl zur Raison bringen

Doch was, wenn sie sich weigern? Dann könnten die Mehrkosten tatsächlich auf die Fans abgewälzt werden. In der Machbarkeitsstudie für das Umweltministerium werden Mehrkosten von bis zu zwölf Euro pro Ticket angegeben. Doch auch andere Optionen werden hier diskutiert: Sogenannte „Klimasponsoren“ könnten die Ausgleichszahlungen für die Fans übernehmen. Um wen es sich dabei handeln könnte, ist zunächst nicht weiter benannt.

Nach Angaben des Businessinsider läge die Kostenübernahme durch UEFA und DFB aber durchaus im Bereich des Machbaren: Bei der EM 2016 in Frankreich habe die UEFA demnach mehr als 1,9 Milliarden Euro eingenommen, davon rund 270 Millionen Euro aus dem Ticketverkauf. Davon soll ein Gewinn von 847 Millionen Euro erzielt worden sein.

Fußball EM 2024: Habecks Moralkeule könnte sitzen

Welche der Optionen gezückt wird oder wie ein Kompromiss aussehen könnte, bleibt zunächst unklar. Doch möglich ist diese sinnbildliche Moralkeule, die die Ministerien gegenüber den EM-Organisatoren als „Kommunikationsstrategie“ schwingen könnten: Trotz Gewinnen von über 800 Millionen Euro sind UEFA und DFB nicht bereit, ihren Fans – und dem Klima – 48 Millionen zu schenken.

Das Bundesumweltministerium (BMUV) erklärt auf Anfrage, man befinde sich bezüglich der Ticketpreise mit UEFA und DFB in einem „engen Austausch“. Teurere Karten aufgrund des Klimaschutzes seien allerdings denkbar, so komme für das Ministerium unter anderem ein „freiwilliger oder vorgegebener Aufschlag auf Eintrittstickets in Betracht“. (na)

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