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Plant China den Einmarsch in Taiwan? Experte mit düsterer Prognose bei Markus Lanz

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Zu Gast bei „Markus Lanz“: Journalist Elmar Theveßen und Autor Adrian Geiges.
Zu Gast bei „Markus Lanz“: Journalist Elmar Theveßen und Autor Adrian Geiges. © Cornelia Lehmann/ZDF

Die Experten bei Markus Lanz sind sich einig: Xi Jinpings Politik ist gefährlich - für China und die ganze Welt.

Hamburg - „Vor einigen Jahren haben die Amerikaner erkannt, dass amerikanische Technologie“ - gemeint sind Software und Hardware - „in chinesischen Raketen steckt“, berichtet der Leiter des ZDF-Studios in Washington, Elmar Theveßen bei „Markus Lanz“ und versetzt mit seinen Ausführungen den Moderator in entsetzt-erstauntes Auflachen. Korrespondent Theveßen markiert diese Erkenntnis als Wendepunkt der amerikanischen Außenpolitik im Hinblick auf China.

Eine chinesische Firma habe Hochleistungsprozessoren in Taiwan herstellen lassen, die in den „neuen Überschallraketen der Chinesen verbaut worden sind“, führt Korrespondent Theveßen weiter aus. Die Technik stamme aber aus kalifornischen Firmen. Herausgekommen sei das über Spionage. Theveßen abschließend: „Es wurde klar, dass China aufrüstet, massivst, auch mit westlicher Technologie“. Die gebauten Raketen seien in der Lage, ganze Flugzeugträger „auszuschalten“.

„Markus Lanz“ - diese Gäste diskutierten über China und Xi Jinping:

Markus Lanz diskutiert an diesem Abend mit seinen Gästen nicht wie gewohnt Innenpolitisches, sondern versucht sich in seinem Polit-Talk als Bildungsfernsehen. Lanz erörtert mit zwei Experten die zunehmenden Spannungen zwischen China und den USA und bringt dabei einige Fakten zutage. Es geht auch um die militärpolitische Strategie der USA und den Zusammenhang der Interventionen in der Ukraine in Bezug auf Taiwan.

Neben Theveßen hat sich Lanz den Autor und Journalisten Adrian Geiges an die Seite gesetzt. Der im schweizerischen Basel geborene deutsche Ex-Kommunist hat eine schillernde Vergangenheit, gilt als guter Russland- und China-Kenner, studierte die chinesische Sprache und veröffentlichte gemeinsam mit dem langjährigen Spiegel-Chefredakteur und Herausgeber von Die Welt, Stefan Aust, 2021 die Biografie über den chinesischen Staatschef, „Xi Jinping – der mächtigste Mann der Welt“. Auch Geiges warnt: China liefere gerade militärisch nutzbaren Halbleiterprozessoren an Russland, die damit ihr Militär aufrüsten würden.

Xi Jinping-Biograf bei Lanz über den chinesischen Staatsmann: „Knallharter Kommunist“

Geiges kann auch in seinen folgenden Darstellungen nichts Gutes über den kommunistischen Führer berichten: „Xi Jinping ist ein absoluter Kontroll-Fuzzi“, erklärt Geiges in seiner lapidaren Art und berichtet von inzwischen 600 Millionen Überwachungskameras, die Xi im Land installieren ließ. Bis zum „Jahr 2049“, weiß der Biograf, der mit einer Chinesin verheiratet ist und mit ihr zwei Töchter hat, die zweisprachig aufwachsen, „soll China politisch und militärisch das führende Land der Erde sein“.

China habe sich seit Xi Jinping sehr gewandelt, der Staatsmann sei ein „knallharter Kommunist“, der die „Ideologie“ wieder zur „Priorität“ gemacht habe wie zuletzt Mao (1893-1976). Anders als seine Vorgänger glaube Xi Jinping, so Geiges, „dass er den Westen gar nicht mehr unbedingt braucht“. Der Experte schließlich bei Markus Lanz nicht aus, dass China vielleicht mit dieser Einschätzung Recht behalten könnte. Beim großen Wettlauf von USA und China ginge es derzeit vor allem um die Vormachtstellung beim Thema KI - Künstliche Intelligenz: „Im Moment sieht vieles danach aus, als hätte China da die Nase vorn“.

Auch deswegen sei Taiwan, neben seiner handelspolitischen Lage, ein umkämpfter Standort, da dort „64 Prozent der Halbleiter, der Computerchips weltweit“ hergestellt würden. Geiges: „Wer Computerchips hat, kann alle anderen unter Druck setzen“. Die USA hätten allerdings bereits Maßnahmen vollzogen, wendet Lanz ein und zeigt in einem Einspieler, wie die Vereinigten Staaten derzeit mit Milliardeninvestitionen im mittleren zweistelligen Bereich ihre eigenen Halbleiterproduktionen im Land aufbauen würden.

Gast bei Markus Lanz: Xi baut „Demokratie nach chinesischer Prägung“ auf

Doch auch politisch habe Xi angezogen. So habe der Staatschef eine „Demokratie chinesischer Prägung“ entworfen und positioniere diese nun als Gegenmodell zur westlichen Demokratie. Theveßen sieht darin einen durchdachten Schachzug: „Das hat er sich bei den Amerikanern abgeguckt“, befindet der Journalist. Xi habe es verstanden, „aus dem amerikanischen den chinesischen Traum“ zu machen. Und versuche nun, genau wie bislang die USA, dieses „Wertekonzept“, das er zuvor ausgerufen habe, „in alle Welt zu transportieren“. Der Journalist macht in der Sendung von Markus Lanz gleichfalls deutlich, dass dies der Stoßpunkt zu unseren westlichen Werten darstelle. Geiges stimmt den Darstellungen seines Vorredners zu: China sei wieder „ein totalitäres Land“, in dem „die Partei mit ihrer Ideologie alle Lebensbereiche“ durchdringe.

Dass sich hinter dieser Deklaration eine Mogelpackung verstecken könnte, diese Vermutung bringt Markus Lanz ins Spiel. Theveßen stimmt dem zu und spricht von einer „neototalitären Diktatur“ in China. Die totale Kontrolle sei für Xi wichtig, um den eigenen Machtanspruch zu sichern. Seinem Volk gegenüber rechtfertige Xi dieses Vorgehen mit dem Versprechen für „Fortschritt, Sicherheit und Wohlstand“ - die wichtiger seien als „Menschen- und Bürgerrechte und individuelle Rechte“ und fände für diese autokratische Sichtweise in einigen afrikanischen Staaten durchaus Befürworter, so Theveßen.

Droht Chinas Einmarsch in Taiwan: Gast bei Markus Lanz gibt Prognose

Eine militärische Eskalation sei nicht nur durch den Ukraine-Krieg möglich, auch Taiwan könne zum Auslöser weltweiter Konflikte werden, sind sich die Experten sicher und einig in der Analyse, dass die USA mit ihrer militärischen Unterstützung in Europa auch eine Warnung Richtung China senden würden. Würde die Intervention ausbleiben, „könnte China daraus den Schluss ziehen“, so Theveßen, „es wäre auch in der Lage, Taiwan zu erobern und der Westen wäre zu schwach, das zu verhindern“.

Als „brisant“ schätzt Theveßen den Umstand ein, dass Xi sich in Bezug auf den kleinen Inselstaat innerhalb Chinas, der sich Ende der 1940er Jahre vom Mutterland lossagte, „selbst unter Zeitdruck gesetzt“ habe, weil er „versprochen hat, Taiwan noch in seiner Amtszeit zurück ins chinesische Reich zu holen“. „Halten Sie es für möglich, dass die Chinesen einen Krieg um Taiwan riskieren?“, will Lanz daraufhin wissen. China-Experte Geiges will das nicht ausschließen: „Die neue Politik von Xi Jinping“ sei vor allem „gefährlich für China“. Der Krieg in der Ukraine werde zudem in der chinesischen Presse immer als Krieg zwischen den USA und Russland dargestellt - bei dem sich China an der Seite Russlands positioniere. Theveßen berichtet umgekehrt von der massiven Aufrüstung der USA und Japans im südostpazifischen Raum und von der Aussage aus dem engsten Beraterkreis des US-amerikanischen Präsidenten Joe Biden: „Anders als im Ukraine-Konflikt würden die USA direkt militärisch eingreifen, wenn China Taiwan angreift.“

Fazit des „Markus Lanz“-Talks

Einerseits brachte die Sendung einen kurzen, schnellen Abriss über die Entwicklung der Beziehungen zwischen China und den USA. Andererseits blieb vieles auch schwammig. Wer im Thema ist, konnte der Sendung ergänzendes abgewinnen. Für weniger Kenntnisreiche barg die Talkshow hingegen die Gefahr, zu oberflächlich über die Sachlage hinwegzufegen. (Verena Schulemann)

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