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Attila Hildmann: Schwurbler attackiert RTL-Kamerateam

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Von: Christian Domke Seidel

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Ein Kamerateam des Privatsenders RTL will bei Anti-Coronavirus-Demo in Berlin ein TV-Interview mit Verschwörungstheoretiker Attila Hildmann führen. 

Berlin/Hamburg – Die Meinung von Virologe Christian Drosten war gefragt. Es gab im Regierungsviertel in Berlin am Mittwoch, 9. September 2020, eine Anhörung zur „pandemischen Lage von nationaler Tragweite“ in Deutschland. Im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus. Davor fand eine Demonstration gegen die Coronavirus*-Maßnahmen statt. Auch Attila Hildmann hatte über seinen Telegram-Kanal* zur Teilnahme aufgerufen. Vor Ort will RTL ein Interview mit ihm. Doch die Veranstalter wollen nicht, dass der Rechtsaktivist mit ihrem Protest in Verbindung gebracht wird. Dann eskaliert das Gespräch.

AutorAttila Hildmann
Geboren22. April 1981 (Alter 39 Jahre), Berlin
Größe1,77 m
ElternUrsel Hildmann
AusbildungFreie Universität Berlin

Autor Attila Hildmann rastet im RTL-Interview völlig aus: Vor Coronavirus-Demonstration und laufender TV-Kamera eskaliert Gespräch

Der Aufruf zur Demonstration war, wie von Attila Hildmann mittlerweile gewohnt*, rau im Ton. „Drosten, wir sehen uns gleich, du gekaufter Lügner und NWO-Verbrecher. ICH WERDE DA SEIN!“. So liest es sich, wenn Patrioten Demonstrationen für Frieden und Freiheit ankündigen. Virologe Christian Drosten sollte im Marie-Elisabth-Lüders-Haus Fragen zur „pandemischen Lage von nationaler Tragweite“ beantworten. Auch und gerade nach der Coronavirus-Demo in Berlin*. Und einschätzen, ob diese Lage mittlerweile beendet sei.

Attila Hildmann in einem schwarzen T-Shirt mit weißem Adler darauf spricht in ein Mikrofon. Im Hintergrund ist ein Aluhut zu sehen.
Attila Hildmann gibt RTL ein Interview. Dabei stellt er krude Thesen auf. Am Ende eskaliert das Gespräch total. (24hamburg.de-Montage) © Christophe Gateau/Christoph Soeder/dpa/picture alliance

Vor dem Haus im Regierungsviertel findet eine Demonstration statt, die sich gegen die Coronavirus-Maßnahmen richtet. Es wird Musik gespielt, Schilder werden gezeigt und Reden gehalten. Es ist früher Nachmittag an einem Werktag. Der Andrang hält sich entsprechend in Grenzen. Attila Hildmann ist da. Samt einiger Fans. Und RTL will ein Interview mit dem Rechtsaktivisten. Der stand schließlich auch schon dem Staatsfernsehen aus Russland Rede und Antwort*.

Proteste wegen Auftritt von Virologe Christian Drosten: Attila Hildmann wird von Demonstranten weggeschickt

Das Interview beginnt und Attila Hildmann breitet seine mittlerweile üblichen Theorien zu Masken und Impfungen aus. Auf die gestellten Fragen geht er kaum ein. Masken seien Folter-Instrumente aus Guantanamo Bay und die Impfungen seien dazu da, um sieben Milliarden Menschen zu töten. Dass Kanzlerin Angela Merkel einen Völkermord planen soll*, erwähnt er noch nicht. Virologe Christian Drosten sei ein „Verbrecher gegen die Menschheit“. Selbst der Tod eines 13-jährigen Mädchens in Rheinland-Pfalz, das aus noch unbekannten Gründen in einem Bus kollabiert ist, wird für die eigene Argumentation verwendet.

Dann wird es einem der Veranstalter der Organisation zu bunt. Er geht auf das RTL-Team und Attila Hildmann, der gemeinsam mit Xavier Naidoo beim Promiboxen (RTL) teilnehmen will*, zu: „Du bist nur hier, damit du uns diskreditierst. Alter, du wirst bezahlt von irgendwem*. Du kommst her, tust so, als ob du dazu gehörst und redest komisches Zeug.“ Hildmann versucht sich zu erklären: „Wir führen hier gerade ein Interview.“ Die Antwort ist eher einsilbig: „Mir doch egal.“

Demonstranten wollen nicht mit Attila Hildmann im Bild sein: Abgrenzung zum Rechtsaktivisten

Der Veranstalter der Demo in Berlin vor dem Marie-Elisabeth-Lüders-Haus erklärt sein Anliegen. Er will, dass das RTL-Team so filmt, dass die Demonstration im Hintergrund nicht zu sehen ist. Sonst könnte der Eindruck entstehen, dass Attila Hildmann dazugehört. Und das würde er nicht. An Hildmann gerichtet: „Mit uns und unseren Inhalten hast du nichts zu tun. Du machst Alarm und machst auf Hitler und da haben wir keine Lust zu.“ Attila Hildmann scheint zu diesem Zeitpunkt zumindest leicht gereizt zu sein, gibt aber klein bei: „Ich dreh mich um und dann verp***t du dich hoffentlich.“

Abseits der Demonstration geht das Interview weiter. Die Reporterin möchte wissen, wie Attila Hildmann dazu stehe, dass auf den Demonstrationen gegen das Coronavirus-Sars-CoV-2 oft Nazis mitlaufen würden. Daraufhin ist der Kochbuchautor mit seiner Geduld am Ende. „Soweit sind wir gekommen nach 75 Jahren Schreckensherrschaft, dass sogar Türken als Nazis beschimpft werden. Ihr solltet euch alle schämen dafür, dass ihr Leuten die Nazikeule überbratet.“ Ein solches Streitgespräch will Attila Hildmann jetzt auch mit Jan Böhmermann führen und fordert einen gemeinsamen Podcast*.

Attila Hildmann schimpft über RTL-Team: Lob von den Fans, Kritik von Coronavirus-Demonstranten

Damit beginnt eine minutenlange Hass-Predigt. „Ihr seid mir vor ein paar Jahren noch in den A**** gekrochen. Jetzt bin ich nur noch der Nazi in deinem Kopf. Die Patrioten, die für Deutschland auf die Straße gehen, sind keine Nazis. Du sch*** Hetzer. Ihr gekauften RTL-Leute, ihr verratet Deutschland.“ Natürlich weiß Attila Hildmann auch, warum sie das tun. Es seien Soldaten einer neuen Weltordnung. Damit hat er offenbar den Nerv von DSDS-Juror Michael Wendler getroffen, der sich ebenfalls als Verschwörungstheoretiker geoutet hat*. Mit seinen kruden bis antisemitischen Verschwörungstheorien macht er sich auch Feinde. In Hamburg wurde er angegriffen*. Weil die Veranstalter des Satire-Preises „Der Goldene Aluhut“ auch deswegen Angst vor Attila Hildmann haben*, darf er für den Preis nicht mehr nominiert werden.

Auf seinem Telegram-Kanal zeigt Attila Hildmann, der seine Reichsfahne ausgemustert zu haben scheint*, später Fanpost, die er nach seinem Ausraster bekommen hat. „Du hast RTL zersägt. Respekt“, soll ihm ein Fan per WhatsApp geschrieben haben. Doch lange hält er sich mit dem Interview-Debakel nicht auf. Schon im nächsten Beitrag warnt er seine Fans wieder vor dem Atomanschlag der deutschen Bundesregierung*. Am Freitag, 11. September 2020, hätte es soweit sein sollen. Scheinbar glaubt er seinen Aufrufen selbst nicht so ganz. Denn Attila Hildmann trägt beim Arzt einen Mund-Nase-Schutz*. * 24hamburg.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.

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