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Wegen Rassismus-Vorwürfen: Nestlé verpasst Keks „Negrita“ neuen Namen

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Von: Christian Einfeldt

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Ein Nestlé-Keks hat einen neuen Namen – wegen Rassismus-Vorwürfen: Mit „Negrita“ ist jetzt Schluss. Erst kürzlich hat auch Bahlsen seinen „Afrika“-Keks umbenannt.

Vevey (Schweiz) – Lange Zeit verkaufte der Großkonzern Nestlé in Chile Kekse unter den Namen „Negrita“. 60 Jahren später erhält der Keks nun allerdings eine neue Bezeichnung. Der Lebensmittelhersteller reagiert damit auf Rassismus-Vorwürfe, die sich unlängst auch der Süßwarenhersteller Bahlsen stellen musste. Der in Schokolade getauchter Nestlé-Vanillekeks wird fortan den Namen „Chokita“ tragen.

Nahrungsmittelkonzern:Nestlé
CEO:Ulf Schneider
Umsatz:91,43 Milliarden CHF
Hauptsitz:Vevey, Schweiz

Nestle ändert Produktnamen im Sinne von„Kultur des Respekts und der Nicht-Diskriminierung“

In Lateinamerika, wo Rassismus gegenüber schwarzen Menschen weit verbreitet ist, wird der Begriff „Negrita“ häufig als Kosenamen genutzt. Er lässt sich ähnlich wie „Gordo/Gorda“ mit „Kumpel“ oder „Dickerchen“ ins Deutsche übersetzen, Gordo ist allerdings auch eine umgangsprachliche Bezeichnung für weße Menschen.

Dass der Ausdruck „Negrita“ jedoch auch kritisch zu sehen ist, kommt nicht von ungefähr. Übersetzt bedeutet der Begriff nämlich „kleiner schwarzer Mensch“ und besitzt ähnlich wie der Dorf-Name Negernbötel, den die hiesigen Grünen wegen des N-Wortes abschaffen wollen, eine rassistische Konnotation.

Mit der Entscheidung, ihren Keks von nun an umzubenennen, möchte der Nestlé das Bewusstsein für Sprache und Bilder, die kulturelle Stereotypen und Diskriminierungen weitertragen, schärfen. Zuvor hatte Nestlé bereits die Verpackung geändert: Sie hatte zuvor das Gesicht einer schwarzen Frau gezeigt.

Das Unternehmen reagiert damit auf eine „Kultur des Respekts und der Nicht-Diskriminierung“, die keinen Platz für Diskriminierung jeglicher Art bietet. Aus diesem Grund strich auch der Hamburger HVV den umstrittenen Begriff des „Schwarzfahrens“ aus ihrem Wortschatz*. Lange Zeit zuvor hatte Knorr bereits die „Zigeuner“-Sauce umbenannt*, weil das Wort eine abwertende Bezeichnung für Siniti und Roma darstellt.

Das Foto zeigt das Logo des Konzerns Nestle.
Nach Rassismus-Vorwürfen benennt Nestlé eines ihrer Produkte um. © Jean-Christophe Bott

Nestlé und Bahlsen ändern rassistische Keks-Namen

In einer ähnlichen Debatte musste sich erst vor wenigen Wochen der Süßwarenhersteller Bahlsen verantworten. Der Vorwurf: Der Produktname einer ihrer Kekse beinhalte rassistische Ressentiments, die den afrikanischen Kontinent sowie koloniale Hintergründe pauschalisiere. Darüber hinaus wurde dem Konzern aus Hannover vorgeworfen, den afrikanischen Kontinent aus Marketingstrategien auszunutzen und bewusst mit Klischees zu spielen. Bahlsen zog die Konsequenz und nannte nach dem Shitstorm die „Afrika“-Waffeln um.

Nicht wenige Menschen sehen in dem weltweit agierendem Unternehmen Nestlé die fatalen Folgen des Kapitalismus. Verunreinigtes Babymilchpulver, ihr kritisches Geschäft mit Wasser oder umweltschädliche Produkte sind nur einige der Skandale, die in den letzten Jahren aufkochten. Dass mit dieser Aktion jedoch auch Nestlé eine bewusste Haltung zeigt gegen Alltagsrassismus, der auch vor Spielzeug wie Jim Knopf, Barbie oder Pippi Langstrumpf kein Halt macht, ist ein positives Signal.

Englischer Fußballverband wirft Cavani Diskriminierung vor

Wie der bisherige Nestlé-Keks-Name polarisierte auch Fußballer Edison Cavani mit eine kürzlichen Ausspruch. Der uruguayische Spieler musste eine Geldstrafe akzeptieren, nachdem er sich bei einem Fan mit den Worten „Danke, Negrito“ für dessen Lob bedankte.

Der Stürmer von Manchester United verwies in den sozialen Medien darauf, dass der Begriff in Uruguay eine andere – keine rassistische – Bedeutung hätte. Der englische Fußballverband verharrte jedoch bei seinem Urteil. Die Instagram-Botschaft sei „beleidigend, missbräuchlich und unangemessen“. *24hamburg.de und kreiszeitung.de sind Angebote von IPPEN.MEDIA.

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