Vegetarier-Eltern von Kita eiskalt abserviert: „Fleischlos nur mit Attest“
Vegetarier-Eltern aus Lohnfelde stoßen mit Essenswunsch für Kind auf Granit: Die Kita erlaubt vegetarisches Essen Kinder nur mit einem ärztlichen Attest.
Vollmarshausen – Die Vegetarier Nicole und Markus Hoffmeister ernähren sich seit Jahren fleischlos. Sie haben die Essgewohnheiten auch auf ihre beiden Kinder Jan und Leni übertragen. Die jüngste Tochter besucht derzeit noch die Kita, gegessen wird allerdings zu Hause, denn für Leni gibt es in der Kita kein vegetarisches Essen. Dazu sieht sich die Kita nur bereit, wenn die Vegetarier ein ärztliches Attest vorlegen, dass eine Fleisch-Unverträglichkeit bescheinigen würde. Die Eltern sind stinksauer – und die Frage stellt sich: Ist das heutzutage noch zeitgemäß?
Höhe von Vollmarshausen | 212 Meter |
Fläche | 7,39 Quadratkilometer |
Postleitzahl | 34253 |
Einwohner | 3406 (Stand 2. Apr. 2020) |
Vegetarier eiskalt abgeschmettert: Kita will Kind nur mit Attest fleischloses Essen geben
Familie Hoffmeister ernährt sich seit Jahren vegetarisch. Tochter Leni und Sohn Jan sind die fleischlose Ernährung gewöhnt und essen gerne Obst und Gemüse. „Tierschutz, Gesundheit, Klimaschutz – es gab da mehrere Gründe“, äußert sich Mutter Nicole Hoffmeister. Leni besucht zurzeit die Kita in Vollmarshausen, allerdings nur halbtags. Sie bleibt bis 12 und isst zu Hause Mittag. Der Grund: Leni bekommt vegetarisches Essen in der Kita nur mit einem ärztlichen Attest. Hoffmeisters fühlen sich deswegen diskriminiert.

Vegetarier erfahren beim Kita-Essen keine Rücksicht: Familie Hoffmeister fühlt sich diskriminiert
Die Hoffmeisters seien grundsätzlich mit der Leistung der Kita vollends zufrieden. Nur die Meinungsverschiedenheit mit der vegetarischen Ernährung bleibt für sie ein kritisches Anliegen. Auch ihr Sohn Jan, der damals dieselbe Kita besucht, musste ein Attest vorzeigen. Der Kinderarzt bestätigt für beide Kinder, dass sie aus gesundheitlichen Gründen vegetarisch ernährt werden müssen. Die Anordnung von der Kita wollen sich Mutter Nicole und Vater Markus Hoffmeister nicht bieten lassen.
„Wir wollen da aber nicht mehr mitspielen“, sagt Nicole Hoffmeister. „Es ist traurig, dass wir heutzutage für so etwas kämpfen müssen“, sagen die Hoffmeisters. Die Hoffmeisters möchten auf die „rückständige Denkweise“ aufmerksam machen. Allerdings nicht gleich mit rechtlichen Schritten – anders als andere vegetarisch oder vegan lebende Menschen: Diese Veganerin zeigte ihre Freunde an, weil sie ihr Chicken Nuggets zu Essen gaben. Und in Australien verklagt eine Veganerin einen Supermarkt, der sie buchstäblich zum Fleischverzehr verführt habe.
Andere Vegetarier stellen Antrag unter Berufung der Grundrechte für fleischloses Essen
Ähnlich erging es Familie Golaszweski, die sich ebenfalls vegetarisch ernährt. Auch nach mehreren Gesprächen mit der lokalen Gemeinde, habe es keine Änderungen gegeben. Der Familie bleibt nur noch die Möglichkeit, einen formellen Antrag zu erstellen und sich auf die Grundrechte zu berufen. Die Gemeinde habe nachgegeben. Ihre Tochter gehe inzwischen in die Grundschule Vollmarshausen, wo vegetarische Ernährung kein Problem darstelle. Auch eine Hochschule im Norden hat ein komplett fleischloses Angebot bereits durchgesetzt: die Universität Göttingen bietet nur vegetarische und vegane Speisen an und das als allererste Mensa im Norden.
Vegetarier haben bei Kita-Ernährung schlechte Chancen: „Gehen nicht auf Einzelwünsche ein“
Der Bürgermeister von Lohfelden, Uwe Jäger, weist auf die ausgelasteten Kapazitäten des Kita-Personals hin. Der Aufwand für Caterer, Erzieher und Küchenpersonal sei durch unterschiedliche Essenswüsche hoch. „Wir haben in Lohfelden fast 600 Kita-Kinder, wir können nicht auf jeden Einzelwunsch eingehen.“ Bei unterschiedlichen Speisen und Verboten könnten außerdem Konfliktsituationen entstehen. Allerdings! Eine Braut lud ihre eigene Familie als „Mörder“ von ihrer Hochzeit aus – und selbst zwischen Partnern kann es deshalb zu Problemen kommen – diese Veganerin fordert ihren Freund auf, seine Katze wegzugeben – nur, weil das Tier Fleisch frisst.
Auch kein Sonderessen für muslimische Kinder – obwohl Anzahl größer als die der Vegetarier
Es gebe ein einheitliches Essen für die Kinder, so Tanja Hammer von der Gemeinde Lohnfelden. Aktuell gebe es außerdem nur ein Kind in den kommunalen Kitas, das dort vegetarisch ernährt wird. „Wir haben deutlich mehr muslimische Kinder“, sagt Jäger. Auf Schweinefleisch werde verzichtet, aber auf andere religiöse Vorgaben wie halal und koscher könne die Gemeinde keine Rücksicht nehmen. Ob die muslimischen Eltern auch wegen „Diskriminierung“ aufschreien, ist nicht bekannt – sie scheinen zumindest noch deutlich gelassener als die Vegetarier. *kreiszeitung.de und 24hamburg.de sind Angebote von IPPEN.MEDIA.