Veganerin geht auf Supermarkt los: „Zum Fleischverzehr verführt“
Eine angewiderte Veganerin klagt einen Supermarkt an, sie ausgetrickst und zum Fleischverzehr „verführt“ zu haben, weil Geflügel neben veganen Produkten lag.
Melbourne/Australien – Man nennt es wohl nicht umsonst das „Land der Extreme“. Nachdem in Australien bereits eine Veganerin gegen ihren Nachbarn vor Gericht gezogen war, weil er Fleisch grillte und eine Braut ihre fleischessende Familie von ihrer Hochzeit ausgeladen hatte, erhebt nun eine Frau Anschuldigungen gegen ein Geschäft wegen „Verführung“ zum Fleischverzehr.
Man habe sie, die Kundin einer Filiale des Supermarktriesen „Coles“ und Veganerin aus Überzeugung, „ausgetrickst“ – und auf hinterlistige Art und Weise dazu bringen wollen, Fleisch zu kaufen und zu essen.
Australisches Unternehmen: | Coles Supermarkets |
Hauptsitz: | Hawthorn East, Australien |
Gründung: | 9. April 1914 in Collingwood, von George Coles |
Umsatz: | 38,18 Milliarden Australische Dollar (2019) |
Mitarbeiter: | 92.000 in 740 Filialen |
„Bin angeekelt, dass Sie mich gerade dazu verleitet haben, Hühnchen zu kaufen und zu essen“: Veganerin geht auf Supermarkt los
Das Hühnerfleisch des Anstoßes wurde der Frau aber nicht etwa gegen ihren Willen in den Einkaufswagen gemogelt, es lag einfach nur nah neben veganen Produkten im Kühlregalfach. Die empörte Kundin, Yoga- und Gesundheitsexpertin Heidi Marshman, teilte ein Foto des unmoralischen Eisschranks und prangerte an, dass die „I‘m Free From Chicken Nuggets“ und „I‘m Free From Chicken Tenders“, die Fleisch enthalten, in zum Verwechseln ähnlicher Aufmachung neben den pflanzlichen Produkten angeboten werden. Kurioserweise gibt es aus genau umgekehrter Ursache in Deutschland gerade Krach, weil Aldi veganen Bacon ins Sortiment nimmt – und Fleischesser-Kunden ausrasten.
„Ist es Absicht, dass Sie nicht-vegane Produkte in das Regal zwischen vegane Produkte stellen?“: Kundin lässt Wut auf Twitter freien Lauf
„@Coles Ist es Absicht, dass Sie nicht-vegane Produkte in das Regal zwischen zwei vegane Produkte stellen? Ich bin angeekelt, dass Sie mich gerade dazu verleitet haben, Hühnchen zu kaufen und zu essen, wo wir doch alle so sehr versuchen, den Planeten zu retten. Ist Ihnen das völlig egal?#Klimaaktion #Verbraucherschutz“, schimpft Marshman in ihrem Twitter-Post.

Twitter-Post geht viral: gemischte Reaktionen auf den veganen Zorn
Die Reaktionen im Netz sind sehr unterschiedlich: „Ich habe Coles vor einem Jahr darauf angesprochen, weil ich so kurz davor war, meinem veganen Partner Hühnchen zu geben. Es ist nicht nur die Platzierung, das gesamte Design der Packung sieht genauso aus wie die anderen veganen Produkte“, unterstützt etwa ein User Marshman. „Nun, es ist gefährlicher, glutenhaltige Produkte unter die glutenfreien zu mischen. Deshalb lesen wir ja auch die Etiketten. Vielleicht beeinträchtigt der Mangel an tierischem Eiweiß Ihre Lesefähigkeiten“, ätzt ein anderer. Und vermutlich zu den 73 Prozent der Männer, die lieber sterben würden, als auf Fleisch zu verzichten, gehört wohl der Verfasser dieses Kommentars: „Verdammt, sie war so nah dran an essbaren Lebensmitteln.“
Vegane Attacke: Supermarkt antwortet mit schwammigen Statements
Der Supermarktriese äußerte sich inzwischen ebenso auf Twitter zu den Vorwürfen: „Vielen Dank für Ihre Kontaktaufnahme. Wie Sie sicher verstehen können, kann es in einigen Fällen notwendig sein, Artikel zu verlagern, um den zusätzlichen Platz zu schaffen, der für die Einführung neuer Produkte und Abteilungen in unser Sortiment erforderlich ist“ , so das Unternehmen.
„Wo es möglich ist, gruppieren wir ähnliche Artikel zusammen, aber dies ist aufgrund unterschiedlicher Ladengrößen und räumlicher Beschränkungen nicht immer möglich“, so die Erklärung. Und weiter: „Wir sind besorgt über die Erfahrung dieses Kunden und haben diese Angelegenheit an die nationale Abteilung für Lebensmittellager zur Prüfung weitergeleitet.“
Fleisch-Verführung: Veganerin Heidi ist weiter „not amused“
Die Melbourner Veganerin ist mit der Antwort jedoch nicht zufrieden: „Nein, ich kann das nicht ,schätzen´ – es bedeutet offensichtlich einen völligen Mangel an Rücksicht auf die Kunden. Dass Sie sich nicht entschuldigen, zeigt nur, wie wenig Einfühlungsvermögen und Verständnis Sie für dieses Problem haben“, gibt sie zu verstehen. Man ahnt, was die Frau über die Mutter denkt, die heimlich Fleisch ins Essen einer veganen Freundin ihrer Tochter mischte – weil ihr das Mädchen zu blass erschien. * 24hamburg.de, kreiszeitung.de und merkur.de sind Angebote von IPPEN.MEDIA