Sarco-Pod: In der Schweiz gibt jetzt eine „Suizid-Box – völlig legal
Die „Suizid-Box“ Sarco-Pod aus der Schweiz gibt der Debatte um Sterbehilfe neues Futter. Dabei will die Erfindung den freiwilligen Tod selbstbestimmter machen.
Schweiz – Sarco-Pod ist eine 3D-gedruckte etwa Sarg große Box, die künftig als neues Medium zur Sterbehilfe erstmalig in der Schweiz eingesetzt werden soll. Erfinder Dr. Philip Nitschke möchte so jedem Sterbewilligen einen autonomen und schmerzfreien Prozess ermöglichen – ganz ohne Beteiligung von einem Mediziner oder Ärztepersonal. Jedes Jahr reisen hunderte Menschen in die Schweiz, um assistierte Sterbehilfe, für die aktuell eine Neuregelung angestoßen wird*, in Kliniken wahrzunehmen. Der „Sarco-Pod“ soll den Prozess des freiwilligen Sterbens vereinfachen und optimieren.
Name vom Erfinder | Philip Haig Nitschke |
Geboren | 8. August 1947 |
Ehepartnerin | Fiona Stewart |
Gegründete Organisationen | Exit International, Voluntary Euthanasia Party |
Sarco-Pod: „Suizid-Box“ aus Schweiz ist legal zugelassen – Sterbehilfe autonom ohne Mediziner
Im Jahr 2020 nutzen ungefähr 1300 Menschen in der Schweiz die aktive Sterbehilfe, bei der den Patienten ein tödlich wirkender Giftstoff injiziert wird. Bei der derzeit gängigen Flüssigkeit handelt es sich um Natrium-Pentobarbital. Dr. Philip Nitschke, Hersteller von “Sarco-Pod“, möchte eine autonome und friedliche Sterbehilfe anbieten, ohne die Notwendigkeit rezeptpflichtiger Substanzen und medizinischen Personals. Der Patient solle über die Entscheidungsfreiheit verfügen und eigene Kontrolle über den Sterbeprozess gewinnen.

Bisher gebe es laut Nitschke zwei “Sarco-Pod“-Prototypen. Der Dritte werde in den Niederlanden, wo es zuletzt einen Aufstand aufgrund eines Teil-Lockdowns gab*, gedruckt und soll 2022 in der Schweiz, die das Verbot von Pestizide in der Landwirtschaft ablehnte*, einsatzbereit sein.
Sarco-Pod aus der Schweiz: So funktioniert die „Suizid-Box“ zur Sterbehilfe
Im Gespräch mit swissinfo.ch erklärt der Gründer von der Sterbehilfeorganisation “Exit international“ die Funktionsweise der Suizid-Box: Die Kapsel wird im Innenraum mit Stickstoff gefüllt und der Sauerstoffgehalt schnell von 21 auf einen Prozent reduziert. Der Vorgang dauere 30 Sekunden und versetze die Person in eine euphorische Gemütslage ohne Panik- oder Erstickungsgefühl. Die Kapsel sei innen sehr bequem und könne zudem an jedem belieben Ort gebracht werden. Sobald der Tod eingetreten ist, kann die “Sarco-Kapsel“ als Sarg benutzt werden.
Vor der Durchführung wird die mentale Gesundheit der Personen online getestet. Erst dann wird die Nutzung der Maschine gewährt und ein Zugangscode überreicht. In der Box müssen die Sterbewilligen noch einige Fragen beantworten, bevor sie die Maschine durch einen Knopf aktivieren können. Erfinder Nitschke zieht ebenfalls in Erwägung ein Screening-System zu entwickeln, um die geistige Leistungsfähigkeit der Menschen vorab zu diagnostizieren. Dazu hätten sich allerdings zahlreiche Psychiater skeptisch geäußert, denn die Anwendung von künstlicher Intelligenz könnte wie bei Facebook fehlerhaft sein*.
Suizid-Box aus der Schweiz vielleicht schon 2022 einsatzbereit – Sarco-Pod fehlt noch Kamera
Sarco-Pod-Erfinder Nitschke habe mit verschiedenen Gruppen in der Schweiz gesprochen, die Sterbehilfe anbieten. Er hoffe, dass er mit lokalen Organisationen zusammenarbeiten könne und die ersten Personen bereits nächsten Jahr den “Sarco-Pod“ benutzen können. Vorteile nennt er viele: Im Vergleich zu bisherigen Methoden der assistierten Sterbehilfe umgehe man mit “Sarco-Pod“ schwierige und möglicherweise illegale Wege der Beschaffung, Lagerung und Anwendung von Medikamenten, es sei kein Gutachten vom Arzt oder dessen Mitwirkung nötig. Die Patienten haben die alleinige Kontrolle über ihr Ableben. So muss eben auch keine Klinik aufgesucht werden, denn die „Suizid-Box“ kann man theoretisch überall aufstellen.
Das alles mag makaber klingen, aber: Im Gegensatz zu „klassischen“ Suizidmitteln oder -methoden bietet die Schweizer Erfindung immerhin einen schmerzfreien Tod – der dem Sterbewilligen auch eine gewisse Würde lässt. Gegner der Sterbehilfe kann das allein allerdings wohl kaum von der Richtigkeit einer professionellen Hilfe beim Suizid überzeugen. Es verdeutlicht jedoch, dass Sarco-Pod eben doch mehr sein kann als ein kurzer medialer Aufreger.
Die Produktionsfirma Exit International muss die Kapsel noch um eine Kamera im Innenraum erweitern, um die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen. Dann könnte Sarco-Pod schon 2022 einsatzbereit sein. Ob die Welt wirklich bereit für den „Tod durch Maschine“ ist, wird sich dann zeigen. *kreiszeitung.de und 24hamburg.de sind Angebote von IPPEN.MEDIA