OTTO gendert und kassiert Shitstorm: „Wer gendert kriegt keine Bestellung“
Versandhaus-Riese Otto gendert auf Twitter – und die Kritik am Gendersternchen eskaliert schnell. Das Unternehmen kontert allerdings mit trockenen Ansagen.
Hamburg* – Reihenweise müssen in letzter Zeit große Unternehmen wie Edeka für sein „Student*innenfutter“ und der Discounter Penny für seinen gender-neutralen „Zipfelmensch“-Weihnachtsmann von Kunden Kritik für ihre gendergerechte Sprache einstecken. Nun sorgt ein gegenderter Tweet vom Versandhändler Otto für mächtigen Krawall im Netz.
Unternehmen: | Otto Group |
Hauptsitz: | Hamburg |
Mitarbeiter: | 49.895 |
Gründer: | Werner Otto |
Umsatz: | 15,6 Milliarden Euro |
Tochterunternehmen (Auszug): | Limango, Mirapodo, About You, Baur, Bonprix, Quelle, myToys |
Otto gendert auf Twitter – Kritik geht bis zum Boykott „Wer gendert kriegt keine Bestellung!“
Kollegen oder Kolleg*innen – ein kleiner Unterschied, der offenbar große (Außen-)Wirkung hat. In dem auf Twitter veröffentlichten Post wollte Otto eigentlich nur über die aktuelle Folge seines Podcasts „O-Ton“ informieren. Die beschäftigt sich mit dem Thema „Hybride Zusammenarbeit“, einem durch die Corona-Krise* erzwungenen neuen Weg der Zusammenarbeit durch Homeoffice, auf dessen Pflicht Olaf Scholz besteht. „Immer mehr Kolleg*innen arbeiten wieder im Büro – aber eben nicht alle. (…)“, heißt es im Tweet. Doch tatsächlich zog nicht der brandaktuelle Inhalt, sondern das verwendete Gender-Sternchen sämtliche Aufmerksamkeit auf sich.

Otto lässt Gender-Kritik und Boykott-Drohung abblitzen: „Musst ja nicht bei uns bestellen“
Und während in Hamburg bereits offiziell gegendert wird* und inzwischen auch jedes dritte Unternehmen gendert, kochen die Gemüter auf dem Twitter-Account von Otto hoch: „Oh. Ein Deppensternchen.“, schreibt ein aufgebrachter User. Ein weiterer Kommentar lautet: „Wer gendert, kriegt keine Bestellung. So einfach ist das, und Amazon freut sich.“ Der Post wird schnell von über 2.000 anderen Usern geliked. Doch das Social-Media-Team des Versandriesen zeigt sich indes unbeeindruckt und kontert trocken: „Stimmt, so einfach ist das: Wir gendern. Und du musst nicht bei uns bestellen. ;)“
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Die Aufregung auf Twitter ist groß – Kunden drohen mit Abwanderung
Zeitgleich trendet „#Otto“ auf der Plattform, da zahlreiche Nutzer ihre Meinung zu dem Thema kundtun. Neben der Drohung, zu Amazon* abzuwandern und Wut-Tweets drohen User damit, ihr Kundenkonto beim Versandhaus zu löschen. Doch Otto hat auch viele Fans, die finden: „Auf ein paar Schreihälse kann @otto_de sicher verzichten! Ihr überschätzt gewaltig eure Anzahl und wirklichen Einfluss auf das Konsumverhalten!“.
Tatsächlich erscheint der Wirbel um ein schnödes Gendersternchen in Zeiten, in denen Lego sein Spielzeug gendereutral machen will, und inzwischen selbst die katholische Jugend so progressiv ist, dass sie Gott gendern möchte, etwas angestaubt.
Zoff auf Twitter: Otto hat sich bereits 2019 für gendersensible Sprache entschieden
Otto-Sprecher Frank Surholt äußerte sich gegenüber dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ zu der eskalierenden Debatte um das Gendern: „Wir sind überrascht von der Kritik. Aber es sei jedem freigestellt, wie er das findet.“ Bereits im Jahr 2019 hätte sich der Otto-Vorstand für eine gendersensible Sprache im Unternehmen entschieden. Surholt: „Wenn man sich dafür entschieden hat, steht man dazu – das tun wir. Und dann müssen wir auch eine Kritik daran ertragen können.“ Wie die trockene Reaktion auf den Social-Media-Shitstorm zeigt: Otto kann. *24hamburg.de und kreiszeitung.de sind Angebote von IPPEN.MEDIA