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Nach Hundekot-Eklat: Mannheimer Theater denkt über weitere Goecke-Zusammenarbeit nach

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Von: Yannick Hanke

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Links: Der ehemalige Ballettdirektor der Staatsoper Hannover, Marco Goecke. Er trägt einen weißen Mantel, Sonnenbrille und schaut nach rechts. Rechts, im Hintergrund: Das Nationaltheater in Mannheim.
Nach seiner Hundekot-Attacke auf eine Journalistin überlegt das Nationaltheater Mannheim noch, ob die Zusammenarbeit mit dem geschassten Ballettdirektor Marco Goecke fortgesetzt wird. © Christophe Gateau/Uwe Anspach/dpa/Montage

Die Staatsoper Hannover hat sich von Ballettdirektor Marco Goecke wegen dessen Hundekot-Attacke auf eine Journalistin getrennt. Das Mannheimer Theater denkt noch über eine weitere Zusammenarbeit nach.

Update vom Freitag, 17. Februar 2023, 12:36 Uhr: Mannheim – Nach der Hundekot-Attacke auf FAZ-Journalistin Wiebke Hüster hat das Nationaltheater Mannheim noch keine Entscheidung getroffen über einen Auftritt des Choreografen Marco Goecke im April. „Wir befinden uns im Gespräch und Abstimmungsprozess“, hieß es von einer Sprecherin am Freitag.

Nach seiner Hundekot-Attacke: Mannheimer Theater denkt über weitere Zusammenarbeit mit Marco Goecke nach

Die Tanzleitung des Hauses würde den justiziablen Vorfall sehr bedauern. Man verurteile jegliche Form von Gewalt. Da mit „Woke up blind“ im Rahmen der Tanzpremiere „Young Lovers“ am 15. April eine Choreografie von Goecke geplant sei, stellten sich nun einige Fragen. Zuvor hatte schon der Mannheimer Morgen hierüber berichtet.

Update vom Donnerstag, 16. Februar 2023, 17:26 Uhr: Hannover – Die Entscheidung der Staatsoper Hannover, den Vertrag von Ballettdirektor Marco Goecke mit sofortiger Wirkung aufzulösen, könne Nicole Kohlmann verstehen. Sie ist Schülerin von Goecke und Ballettmeisterin. Seine Hundekot-Attacke sei ein No-Go, hätte sie in einem Brief geschrieben, der unter anderem dem NDR vorliegen würde.

Goecke-Schülerin meldet sich zu Wort: Sollte Ex-Ballettdirektor nicht nur auf seine Tat reduzieren

Doch sei es laut Kohlmann auch ein No-Go, Goecke nur auf seine Tat zu reduzieren. „Werden Kritiken als Plattformen genutzt, auf denen in sich die Rezensentinnen und Rezensenten in höchst subjektiver Manier auf Kosten der Kunst und der Künstlerinnen und Künstler in ihren eigenen Präferenzen baden, dann verfehlen sie ihre Funktion“, wird seine Schülerin zitiert.

Sie bemängelt aber auch die mediale Berichterstattung in der Causa Goecke.  Es sei traurig zu sehen, wie auch die kleinste Zeitung des Landes sich auf den Fall stürze und dafür sorge, „das Stereotyp vom nicht-kritikfähigen Künstler zu untermauern“.

Erstmeldung vom Donnerstag, 16. Februar 2023, 13:31 Uhr: Hannover – Nach seiner Hundekot-Attacke auf FAZ-Journalistin Wiebke Hüster hat sich die Staatsoper Hannover von Ballettdirektor Marco Goecke getrennt. Sein Vertrag als Ballettdirektor sei mit sofortiger Wirkung und im gegenseitigen Einverständnis aufgelöst worden, sagte Intendantin Laura Berman am Donnerstag, 16. Februar 2023, auf einer Pressekonferenz.

Laura Berman (l), Intendantin der Staatsoper Hannover, und Falko Mohrs (SPD), Kulturminister Niedersachsen und Aufsichtsratsvorsitzender der Staatsoper Hannover, sitzen während eines Pressestatements zum Fall Marco Goecke, Ballettdirektor vom Staatsballett Hannover, im Foyer der Theater-Spielstätte Ballhof Eins. Im kleinen Kreis rechts oben ist Goecke zu sehen.
Die Staatsoper Hannover trennt sich nach dessen Hundekot-Attacke von Ballettdirektor Marco Goecke (im Kreis). Das hatten Laura Berman, Intendantin der Staatsoper Hannover, und Falko Mohrs (SPD), Kulturminister Niedersachsen und Aufsichtsratsvorsitzender der Staatsoper Hannover, verkündet. © Bernd Weissbrod/Michael Matthey/dpa/Montage

Staatsoper Hannover trennt sich von Ballettdirektor Marco Goecke – Hundekot-Angriff hätte Entscheider „verstört“

Bereits am Montag hatte die Theaterleitung Goecke suspendiert. Es sei eine „große Herausforderung“ gewesen, „eine vertretbare Lösung für diese Situation zu finden“, so Intendantin Berman. Goecke hatte am Samstagabend, 11. Februar, im Foyer des Opernhauses in Hannover eine Journalistin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), Wiebke Hüster, mit Hundekot beschmiert. Zuvor hatte er ihr vorgeworfen, immer „schlimme, persönliche“ Kritiken zu schreiben. 

Sein Verhalten hat uns verstört.

Laura Berman, Intendantin der Staatsoper Hannover, auf einer Pressekonferenz

Drei Tage nach diesem Vorfall bat der Ballettchef öffentlich um Entschuldigung. Zugleich machte Goecke Journalistin Hüster aber weitere Vorwürfe. Diese reagierte entrüstet und schockiert. Laut Berman hätte die Staatsoper Hannover das Verhalten vom nun Ex-Ballettdirektor „verstört“. Sie entschuldigte sich erneut bei der Journalistin und sagte: „Ich kann mir nicht vorstellen, wie es sein muss, so in der Öffentlichkeit gedemütigt zu werden“.

Nach Hundekot-Angriff: Marco Goecke nicht mehr Ballettdirektor der Staatsoper Hannover – doch seine Stücke werden weiter aufgeführt

In ihrem Statement zur Entlassung von Goecke verwies Berman darauf, dass der Choreograph nach seinem Verhalten „als Führungsperson nicht mehr vertretbar“ sei. Er hätte dem Ruf der Staatsoper Hannover „massiv geschadet“. Das würde Goecke nachvollziehen können.

Aber, das war Berman auch wichtig zu betonen: Als Künstler würde man Marcoe Goecke, dessen Hundekot-Attacke für ein internationales Medienecho gesorgt hat, weiterhin schätzen. „Wir werden seine Werke weiterhin im Repertoire behalten“, so die Intendantin. In ihrem Statement hieß es, dass die „Werke eines Künstlers nicht durch eine Tat verdammt werden sollten, egal, wie schändlich diese auch ist“.

„Zäsur hat Marco Goecke mit seinem Übergriff ausgelöst“: Hundekot-Eklat aufs Schärfste verurteilt

Auch Falko Mohrs (SPD), Kulturminister in Niedersachsen, bezeichnete die Vertragsauflösung als „folgerichtig“ und einen „konsequenten sowie schnellen Schritt“. Es sei mit der Klarheit gearbeitet worden, welche Konsequenzen aus dem Hundekot-Eklat folgen müssen. Und: „Die Zäsur hat Marco Goecke mit seinem Übergriff ausgelöst“.

Die Stücke Goeckes sollen aber weiter an der Staatsoper Hannover aufgeführt werden. Ob der einstige Ballettchef eine Abfindung erhält, wollte Intendantin Berman nicht sagen. Laut ihr wird das Ensemble bis zum Sommer 2024 kommissarisch vom stellvertretenden Ballettdirektor Christian Blossfeld geleitet.

* Transparenzhinweis: Dieser Artikel wurde zuletzt am Donnerstag, 16. Februar 2023, um 14:11 Uhr aktualisiert.

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