Mehr Windkraft aus der Nordsee – doch bei Erneuerbaren Energien drohen Probleme
Windkraft in der Nordsee hat wieder mehr Strom gebracht als im Vorjahr. Doch bis die Ziele der Bundesregierung erreicht sind, ist noch ein langer Weg.
Bayreuth – Die Windkraftanlagen in der Nordsee haben 2022 wieder mehr Strom geliefert als im Vorjahr. Der Konzern Tennet TSO, eine Tochterfirma des niederländischen Stromnetzbetreibers Tennet Holding, erklärt, dass deutsche Offshore-Windparks in der Nordsee in im vergangenen Jahr rund 21,13 Terawattstunden (TWh) Energie übertragen hätten. Damit könne der Bedarf von 6,5 Millionen Haushalten gedeckt werden. 2021 seien es noch rund vier Prozent weniger gewesen.
Unternehmen | Tennet TSO GmbH |
Sitz | Bayreuth |
Mitarbeiterzahl | 2097 |
Gründung | 2009 |
Erneuerbare Energien auf dem Vormarsch: Nordsee liefert „verlässlich einen großen Anteil“ für Windstrom in Deutschland
Insgesamt hätte Windkraft in Deutschland On- und Off-Shore 125,28 TWh an Energie gebracht. Das seien 10,91 TWh mehr als 2021. Die Bundesnetzagentur erklärt: „Der Anteil des aus Erneuerbaren Energien erzeugten Stroms am Verbrauch lag im Jahr 2022 bei 48,3 Prozent“. 2021 seien es noch 42,7 Prozent gewesen. „Den größten Beitrag dazu leisteten Windkraftanlagen. On- und Offshore-Anlagen kamen gemeinsam auf einen Anteil von 25,9 Prozent“. Jedoch würden Windkraftanlagen an Land dabei immer noch die größte Rolle spielen.

„Die Nordsee liefert seit Jahren verlässlich und stabil einen großen Anteil des Windstroms in Deutschland“, erklärt Tennet-Geschäftsführer Tim Meyerjürgens. Doch insgesamt ist der Anteil von Nordsee-Windenergie 2022 an der gesamten Windenergie in Deutschland um einen Prozent auf 16,9 Prozent gefallen.
Offshore-Windenergie wesentlicher Baustein für Erneuerbare Energien – Windkraft in Deutschland ist verlässliches Rückgrat
Es sei wichtig, das Potenzial der Nordsee für die Windkraft noch besser zu erschließen. „Wesentlich ist dabei, die Energiewende europäisch zu denken, den Markt entsprechend zu stimulieren und von der Politik, wie auch in der Branche selbst, wichtige Anreize zu setzen.“
Konkrete Pläne für den Ausbau von Offshore-Windenergie seien bereits vorhanden. „Der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromversorgung soll sich bis zum Jahr 2030 fast verdoppeln und danach kontinuierlich weiter steigen“, wie die Bundesregierung erklärt. Weiter heißt es: „Für das Gelingen dieses Ziels ist die Offshore-Windenergie ein wesentlicher Baustein“.
Bundesregierung plant 30 Gigawatt Offshore-Energie bis 2030 und bringt Erneuerbare Energien nach vorne
Dafür würden die Ausbaupfade und Ausschreibungsmengen massiv angehoben werden. Das Ausbauziel für Windenergie auf See soll demnach bis 2030 auf mindestens 30 Gigawatt steigen. Bis 2035 sollen es mindestens 40 Gigawatt sein und 2045 mindestens 70 Gigawatt.
Derzeit würden die Windkraftanlagen in der Nordsee 7,036 Gigawatt bieten. Die Ostsee biete zudem 3,62 Gigawatt Windenergie. Damit das Ziel der Bundesregierung erreicht werden kann, müsste sich die Kapazität von Offshore-Windenergie in den kommenden sieben Jahren also fast verdreifachen.
Windenergie-auf-See-Gesetz beschleunigt Planung von Offshore-Windrädern um mehrere Jahre
Damit dieses Ziel möglich sei, ersetzte die Bundesregierung mit dem „Windenergie-auf-See-Gesetz“ das Planfeststellungsverfahren bei vor untersuchten Flächen für Windparks durch ein schnelleres Plangenehmigungsverfahren. „Die Offshore-Netzanbindung kann künftig direkt nach Aufnahme der Fläche in den Flächenentwicklungsplan vergeben werden“. Das würde den Vorgang um mehrere Jahre beschleunigen. „Auch kleinere Flächen für Anlagen ab 500 MW Leistung können ausgeschrieben werden“, heißt es von der Bundesregierung.
Doch nicht immer müssen erneuerbare Energien auch im Sinne des Naturschutzes stehen. Zuletzt hatte das Verwaltungsgericht in Köln einen Eilantrag des Naturschutzbundes abgelehnt, den Betrieb des Offshore-Windparks Butendiek vor Sylt zu stoppen. Hintergrund des Antrags sei eine Ausnahmegenehmigung des Bundesamtes für Naturschutz, die es erlaubt, 80 Windräder rund 35 Kilometer vor Sylt zu betreiben.
Trotz Schaden für Vogelarten: Bundesamt für Naturschutz räumt Erneuerbarer Energie den Vorrang ein
Das Bundesamt sehe zwar nach neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen zu bestimmten Vogelarten wie Seetauchern eine erhebliche Beeinträchtigung für das Vogelschutzgebiet Östliche Deutsche Bucht, räumte dem öffentlichen Interesse an der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien jedoch den Vorrang ein. Deshalb darf der Windpark vorerst weiter Energie liefern, gegen das Urteil ist Beschwerde am Oberverwaltungsgericht in Münster möglich.