Mehr LNG-Terminals für Deutschland: Habeck macht Druck

Um weniger erpressbar zu sein, treibt Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck die Planungen für die Flüssigerdgas-Terminals in Deutschland voran.
Berlin/Wilhelmshaven – In Wilhelmshaven und in Brunsbüttel sollen zum Jahreswechsel schwimmende LNG-Terminals mit einer Leitungsanbindung in Betrieb gehen, um die Kapazitäten ins Netz zu bringen, wie Habeck am Dienstag in Berlin sagte.
Er unterzeichnete eine Absichtserklärung mit Energieunternehmen, dass die LNG-Schiffe bis zum März 2024 „vollausgelastet“ Gas zur Verfügung gestellt bekommen. Dabei handelt es sich um Uniper, RWE, EnBW und die EnBW-Tochter VNG.
Habeck: „Signal des Vertrauens“
Habeck sagte, es gehe darum, weniger erpressbar zu sein mit Gaslieferungen aus Russland. Russland hatte Lieferungen über die Ostseepipeline Nord Stream 1 stark gedrosselt. Bisher hat Deutschland keine eigenen Terminals zur Anlandung von Flüssigerdgas (LNG).
Habeck bezeichnete die Absichtserklärung als „Signal des Vertrauens“ in das Gelingen des unter Hochdruck zu entwickelnden Aufbaus einer LNG-Infrastruktur. Zugleich sei es ein Signal, dass Deutschland über die Schiffe in Brunsbüttel und Wilhelmshaven über den Winter Gas bekommen werde.
Mehr LNG-Terminals für Deutschland: Gastransporteur OGE könnte weitere Pipeline in Wilhelmshaven bauen
Das Gas-Transportunternehmen Open Grid Europe (OGE) bereitet sich derweil auf die Anbindung eines weiteren LNG-Terminals in Wilhelmshaven vor. Dieses zweite Terminal für die Anlandung von Flüssigerdgas werde derzeit diskutiert, sagte der Sprecher der OGE-Geschäftsführung, Jörg Bergmann, am Dienstag in Essen.
Die vor dem Baubeginn stehende, 26 Kilometer lange Gasleitung zwischen Deutschlands erstem LNG-Terminal könnte dafür verlängert werden, sagte Bergmann. Bei einem Baustart in den nächsten Wochen könnte die Verlängerung nach seinen Worten bereits im Herbst 2023 fertig sein.
Wir erwarten in den nächsten Tagen den Planfeststellungsbeschluss.“
Ein zweites Terminal für Wilhelmshaven erhofft sich unter anderem Niedersachsens Energieminister Olaf Lies (SPD). Zu der WAL genannten „Wilhelmshavener Anschlussleitung“ zwischen dem europäischen Ferngasnetz und dem ersten LNG-Terminal Deutschlands sagte Bergmann: „Wir erwarten in den nächsten Tagen den Planfeststellungsbeschluss.“
Pipeline in Wilhelmshaven kostet rund 200 Millionen Euro
Man werde dann unmittelbar mit den Verlegetätigkeiten beginnen. Noch in diesem Jahr solle die Leitung in Betrieb genommen werden. „Wir arbeiten mit doppelt so vielen Leuten wie eigentlich üblich“, sagte Bergmann weiter. „Dafür bleiben andere Sachen bei uns liegen.“
Man habe die volle Unterstützung der Politik und der Behörden. So werde bei Anträgen noch am Tag des Eingangs mit der Bearbeitung begonnen. Unterstützung erfahre man auch durch die Bevölkerung und die Eigentümer der Grundstücke, durch die die WAL laufen solle.
Die Baukosten bezifferte Bergmann auf rund 200 Millionen Euro. OGE ist Deutschlands größer Gas-Fernleitungsnetzbetreiber. Das Leitungsnetz des in Essen beheimateten Unternehmens umfasst rund 12 000 Kilometer. Gesellschafter sind vier Finanzinvestoren. OGE hat rund 1500 Beschäftigte.
Naturschutzverbände fürchten indes starke Eingriffe in die Natur.