Lehrer nennt Mädchen „unanständig“, weil sie keinen BH trägt
Ein Lehrer fordert seine Schülerin auf, einen BH zu tragen. Schnell hängen als Zeichen des Protestes Dutzende BHs am Zaun der Schule.
Freiburg/Schweiz – Man sollte eigentlich meinen, ob und was für einen BH eine Frau oder ein Mädchen trägt, ist ihre Privatangelegenheit. Dass das einige anders sehen, belegte bereits der dänische Kampf von Studentinnen, die gegen ein Sport-BH-Verbot in ihrem Uni-Fitnessstudio kämpfen mussten. Nun sorgt ein Lehrer im schweizerischen Freiburg für den nächsten Skandal. Er äußerte sich abfällig über eine Schülerin, weil sie keinen BH trug. Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten: Ein Proteststurm im Netz – und Dutzende BHs am Zaun des Gymnasiums als uneindeutiges Signal gegen das übergriffige Verhalten des Mannes folgten.
Stadt in der Schweiz: | Freiburg |
Einwohner: | 38.829 (2017) |
Größe: | 9,32 km² |
Amtssprache/n: | Französisch und Deutsch |
„Unanständig“: Schülerin ohne BH von Lehrer zurechtgewiesen
Was passiert ist: Eine 16-jährige Schülerin des „Kollegiums Gambach“ war von ihrem Lehrer kritisiert worden, weil sie ohne BH zum Unterricht erschien. Dem Mädchen sei gesagt worden, dass es „unanständig“ sei, in der Schule keinen BH zu tragen. Das Bekanntwerden der Geschichte sorgte schnell für Riesenwirbel in feministischen Gruppen. Wie die „Freiburger Nachrichten“ berichten, hatte das Teilen der Geschichte des Frauenstreik-Kollektivs in den sozialen Medien einen Schwall an Reaktionen von hunderten Mädchen, die ähnliche oder sogar schlimmere Erfahrungen gemacht haben, zur Folge.

Hunderte Schülerinnen berichten daraufhin von ähnlich übergriffigen Erfahrungen an Schulen
Der BH-Skandal scheint nämlich kein Einzelfall zu sein. Auf der Instagram-Seite berichteten derzeitige und ehemalige Schülerinnen von ihren Erfahrungen an Schweizer Schulen und Universitäten: Ein Lehrer habe etwa Bikinis im Schwimmunterricht gefordert, ein anderer starrte den Mädchen auf die Brüste. Szenen, die den Spielerinnen, die bei der Beach-Handball-EM, bei der Frauen zum Auftritt in knappen Outfits verdonnert wurden, bekannt vorkommen dürften.
Wie unterschiedlich sich Sexismus in der Gesellschaft offenbart, zeigte zuletzt auch die von einer Richterin bei der Jungen Union verordnete Sexismus-Kontrolle gegen Macho-Getue und das von der WHO ins Spiel gebrachte Alkoholverbots für gebärfähige Frauen.
Protest gegen übergriffige Lehrer: Schulzaun hing plötzlich voller BHs
Nachdem das Frauenstreik-Kollektiv auf den Vorfall in den sozialen Netzwerken aufmerksam gemacht hat, staunten Schülerinnen und Lehrer nicht schlecht, als eines Morgens plötzlich Dutzende BHs am Zaun der Schule hingen. Ein zwar stilles, aber mehr als deutliches Zeichen des Protestes gegen die „Kleiderordnung“.
Staatsrat wehrt sich gegen Kritik: Kleiderregel ist nicht sexistisch
Das Ganze schlug schnell hohe Wellen – und François Piccand, der Vorsteher der Mittelschulen im Kanton Freiburg rechtfertigte sich gegenüber dem Schweizer Radio und Fernsehen (SRF): Er sei „bestürzt“ über die Berichte der Schülerinnen. „Für uns ist es wichtig, dass die Schulen ein Ort sind, wo alle sich wohlfühlen“, erklärte er dem Sender.
Auf höherer Ebene hörte sich das jedoch schon etwas anders an. Die Kantonsregierung erklärte, Kleiderordnung sei „eine Frage des Respekts und hat nicht mit Sexismus zu tun“. Allgemein sei angemessene Kleidung jene, die auch an Arbeitstagen im Lehrbetrieb getragen werde. * 24hamburg.de und kreiszeitung.de sind ein Angebot von IPPEN.MEDIA.