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300 Jahre Haft? Ex-Hells-Angels-Boss Hanebuth steht vor Gericht

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Von: Fabian Raddatz, Yannick Hanke

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Knapp zehn Jahre nach seiner Festnahme kommt der frühere Hells-Angels-Boss Frank Hanebuth auf die Anklagebank. Er muss sich ab 23. Januar vor Gericht verantworten.

Update vom Montag, 23. Januar 2023, 7:40 Uhr: Madrid – Der Ex-Hells-Angels-Boss Frank Hanebuth muss sich ab heute vor Gericht in Madrid verantworten. Dem ehemaligen Rockerboss aus Hannover werden Drogenhandel und Zuhälterei vorgeworfen. Neben Hanebuth sitzen weitere 46 mutmaßliche Ex-Mitglieder und Helfer der Hells Angels auf der Anklagebank.

Frank Hanebuth sitzt im Gerichtssaal im Amtsgericht Hannover.
Der Ex-Hells-Angels-Boss Frank Hanebuth muss sich ab Montag, 23. Januar 2023, vor Gericht in Madrid verantworten. ©  Julian Stratenschulte/dpa/Archivbild

Erstmeldung vom Freitag, 20. Januar 2023, 12:08 Uhr: Madrid – Vor dem Nationalen Staatsgerichtshof in Madrid beginnt am Montag ein Strafprozess gegen Rocker-Boss Frank Hanebuth, der als Kopf des spanischen Chapters des Motorradclubs Hells Angels galt. Am „Ballermann“ auf Mallorca sollen die „Höllenengel“ jahrelang schwere Straftaten begangen haben.

Frank Hanebuth
Der Ex-Rockerboss Frank Hanebuth sitzt in einem Gerichtssaal vom Landgericht Hannover. In Spanien ist nun der Prozess gegen ihn gestartet. © Moritz Frankenberg/dpa/Archivbild

Hanebuth werden unter anderem Drogenhandel und Zuhälterei zur Last gelegt. Die Staatsanwaltschaft fordert für den 58-Jährigen aus Hannover Haftstrafen von insgesamt 13 Jahren. Der fast zwei Meter große Ex-Boxer weise aber weiterhin alle Vorwürfe zurück, sagten seine spanischen und deutschen Anwälte vor Prozessbeginn.

300 Jahre Haft? Prozess gegen Ex-Hells-Angels-Boss Frank Hanebuth gestartet

Neben Hanebuth nehmen an den insgesamt zehn Verhandlungstagen bis zum 10. Februar über 40 weitere mutmaßliche Ex-Mitglieder und Helfer des Rockerclubs auf der Anklagebank Platz – darunter zahlreiche Deutsche, aber auch Spanier, Türken und Luxemburger. Die von der Anklage geforderten Freiheitsstrafen summieren sich auf knapp 300 Jahre. Im Falle von Verurteilungen können die Strafmaßverkündungen allerdings Wochen oder wohl sogar Monate auf sich warten lassen.

Spektakuläre Festnahme auf Mallorca: „Ein Luxusleben geführt“

Hanebuth war im Sommer 2013 zusammen mit vielen anderen mutmaßlichen Motorrad-Rockern bei einer spektakulären Razzia auf Mallorca festgenommen worden. Auf der Urlaubsinsel sollen die inzwischen aufgelösten Hells Angels nach Erkenntnissen der Ermittler zwischen 2009 und 2013 als kriminelle Vereinigung tätig gewesen sein. Sie sollen an der Playa de Palma – dem berühmt-berüchtigten „Ballermann“ – sowie an anderen Orten schwere Straftaten begangen haben. Rechtsanwalt Michael Nagel ließ auf Anfrage wissen, dass die Anklage für solche Vorwürfe „keinerlei Grundlage“ biete.

300 Jahre Haft? Prozess gegen Ex-Hells-Angels-Boss Hanebuth gestartet
Festnahme 2013: Einsatzkräfte der spanischen Polizei führen Hanebuth in ein Gericht in Palma de Mallorca. © Montserrat T Diez/dpa

Fast alle Verdächtigen hatten nach Polizeiangaben auf Mallorca „ein Luxusleben geführt“. Hanebuth lebte etwa auf einem abgeschiedenen Anwesen in Lloret de Vistalegre im Zentrum der Insel, dessen Wert von den Behörden bei der Festnahme auf 2,5 Millionen Euro geschätzt wurde. Unter den Angeklagten sind auch drei Polizeibeamte, die die Rocker gegen Bezahlung mit Informationen beliefert haben sollen.

Frank Hanebuth wieder „zuhause“: Heirat 2017 in Bissendorf

Nach zwei Jahren hinter Gittern war Hanebuth – der vor dem Umzug nach Mallorca jahrelang Präsident der Hells Angels Hannover war – im Sommer 2015 gegen eine Kaution von 60.000 Euro und unter Auflagen aus der U-Haft in einem Hochsicherheitsgefängnis in Cádiz im Süden Spaniens entlassen worden. Erst 2017 durfte er das südeuropäische Land verlassen. Er kehrte nach Deutschland zurück.

Seit seiner Rückkehr aus Spanien wohnt Hanebuth seinem Anwalt zufolge wieder „zuhause“, also in der Nähe von Hannover. Im Juli 2017 heiratete er seine Lebensgefährtin in der evangelischen Kirche in Bissendorf. Weil Hunderte Gäste und Schaulustige gekommen waren, musste die Polizei kurzfristig Straßen sperren. Ein Motorrad-Konvoi mit Dutzenden schweren Maschinen begleitete die Limousine des Bräutigams vor der Kirche. Blicken ließ er sich in den vergangenen Jahren auch im Steintorviertel, dem Rotlichtviertel von Hannover.

300 Jahre Haft? Prozess gegen Ex-Hells-Angels-Boss Hanebuth gestartet
Frank Hanebuth ehelichte seine Sarah am 22.07.2017 in der St.-Michaelis-Kirche im niedersächsischen Bissendorf. © Peter Steffen/dpa

Bei Facebook betreibt er eine Seite als Person des öffentlichen Lebens, wo er zum Beispiel Einladungen zu Veranstaltungen in Steintor-Clubs postet – unterschrieben mit Frank 818. Die Abkürzung 81 steht oft für die Initialen der Hells Angels. Zwischenzeitig wurde Hanebuth auch von einer Stalkerin bedrängt.

Lange Haft für Hanebuth? Noch nie waren die Vorwürfe so schwer

In Deutschland hat sich Hanebuth bisher nie vor Gericht derart gravierenden Vorwürfen stellen müssen wie in Spanien. Im vergangenen November wurde er in einem Berufungsprozess am Landgericht Hannover wegen Beihilfe zur gefährlichen Körperverletzung in einem minder schweren Fall sowie Besitzes von Elektroimpulsgeräten und scharfer Munition zu einer Geldstrafe von 4800 Euro verurteilt. Das Urteil sei in Bezug auf Hanebuth nicht rechtskräftig, sagte jetzt eine Gerichtssprecherin. Der 58-Jährige habe Revision eingelegt.

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