James Bond-Regisseur über 007: „Im Grunde ein Vergewaltiger“
Cary Fukunaga, Regisseur des aktuellen Bond-Films provoziert mit der Aussage: Die frühere, von Sean Connery gespielte, James-Bond-Figur sei ein Vergewaltiger.
Hollywood – James Bond kehrt zurück. Ende September kommt nach unzähligen Verschiebungen mit „Keine Zeit zu sterben*“ endlich das neueste Abenteuer des berühmtesten Spions aller Zeiten in die Kinos. In einem ausführlichen Interview mit dem Hollywood Reporter befeuert währenddessen Bond-Macher Cary Fukunaga eine nicht ganz neue Debatte um die problematische Vergangenheit der Figur James Bond.
Regisseur, Drehbuchautor, Produzent: | Cary Fukunaga |
Geburtstag: | 10. Juli 1977 |
Geburtsort: | Alameda, Kalifornien |
Filme (Auswahl): | Beast of no Nation, It, No Time to Die |
Serien (Auswahl): | True Detective, Maniac |
James Bond als Vergewaltiger? Regisseur Cary Fukunaga hat eine klare Meinung
„Dr. No“, der erste James-Bond-FIlm, feiert nächstes Jahr sein 60. Jubiläum. In sechs Jahrzehnten entstanden 25 Filme um den charmanten, eleganten und kaltblütigen Agenten im Geheimdienst ihrer Majestät. In 60 Jahren ist viel passiert, die Welt ist eine andere, die Gesellschaft im stetigen Wandel. So auch die Bond-Filme, denen es schon immer gelungen ist, den aktuellen Zeitgeist einzufangen. Sie waren stets, so könnte man sagen, Produkte ihrer Zeit.
Die Zeiten haben sich geändert, James Bond aber ist geblieben. Das hat immer wieder zu Spannungen zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart der Filmfigur geführt. Kritikpunkt Nummer eins war dabei schon immer Bonds misogynes und teils Frauen verachtendes Verhalten, das in einer Quasi-Vergewaltigungsszene eines frühen Filmes der Reihe gipfelt.

Auch Cary Fukunaga, der Regisseur des 25. Bond-Streifens „No Time to Die“, ist sich der Problematik bewusst und bezeichnetdie von Sean Connery gespielte James Bond-Figur* offen als Vergewaltiger.
James-Bond-Film „Feuerball“ zeigt, wie 007 „im Grunde eine Frau vergewaltigt“
„Ist es ‚Feuerball‘ oder ‚Goldfinger‘, wo Sean Connerys Charakter im Grunde eine Frau vergewaltigt?“ fragt Fukunaga im besagten Interview des Hollywood Reporter. „Sie sagt ‚Nein, nein, nein‘ und er sagt ‚Ja, ja, ja‘. Das würde heute nicht durchgehen.“
Fukunaga spielt dabei auf eine frühe Szene im Film „Feuerball“ (1965) an. Bond befindet sich in einem Sanatorium, wo er eine Krankenschwester (Molly Peters) küsst, obwohl sie ihn kurz zuvor zurückgewiesen hat: sexueller Übergriff. Später kommt es zu einem Unfall und die Krankenschwester glaubt, sie sei schuld. Bond bietet daraufhin an, die Informationen, die sie ihren Job kosten könnten, für sich zu behalten, wenn sie mit ihm schläft: sexuelle Nötigung. Darauf schubst sie 007 in eine Sauna und zieht sich aus: Vergewaltigung – oder zumindest „Verkehr“ ohne Zustimmung und mit vorheriger Gewalt. Sieht nicht gut aus für 007, wenn man die Szene einmal so betrachtet, oder?
007 wird eine Frau: James Bond im Wandel der Zeit
In der Agentenwelt von James Bond sind Frauen schon lange nicht mehr nur Krankenschwestern, Kellnerinnen und Zimmermädchen. Als Judi Dench 1995 in „Goldeneye“ die Rolle der MI6-Leiterin „M“ übernahm und Bond als „sexistischen, misogynen Dinosaurier und ein Relikt des kalten Krieges“ bezeichnete, war klar, dass nichts mehr beim Alten bleiben wird. Heute soll man nicht mal mehr Spion, sondern nach korrekter Gender-Sprache „auskundschaftende Person“ sagen.
In „Keine Zeit zu sterben“ ist es dann auch eine Frau (Lashana Lynch), die die neue 007-Agentin und Nachfolgerin von James Bond ist. Zumindest bis Daniel Craigs Bond zurück aus dem Ruhestand geholt wird. Wie es um Bond in Craigs letzter 007-Mission steht und welche Rolle die Frauen darin spielen, kann ab dem 30. September in den deutschen Kinos beobachtet werden. Übrigens: In Hamburg setzen viele Kinos mittlerweile auf das 2G-Modell. Soll heißen, dass nur reinkommt, wer geimpft oder genesen ist. *24hamburg.de ist ein Angebot von IPPENMEDIA.