Islamischer Unterricht an deutschen Schulen: erstes Bundesland startet
Religion, Ethik und jetzt „Islamischer Unterricht“: Zum Start des neuen Schuljahres setzt das erste Bundesland an über 350 Schulen auf ein neues Wahlpflichtfach.
Bayern – Als erstes Bundesland führt Bayern an mehr als 350 Schulen schon im kommenden Schuljahr das Wahlpflichtfach „Islamischer Unterricht“ ein. Insbesondere Schülerinnen und Schüler des muslimischen Glaubens sollen dieses Fach statt Religionslehre oder Ethik wählen können.
Deutsches Land: | Bayern |
Fläche: | 70.550 km² |
Bevölkerung: | 13,08 Millionen (2019) |
Schulen: | 6.100 |
Erstes Bundesland startet mit „Islamischen Unterricht“ an deutschen Schulen
Staatliche ausgebildete Lehrkräfte werden fortan an Bayerns Schulen auf Deutsch Wissen über die islamische Religion sowie eine grundlegende Werteorientierung „im Geiste der Werteordnung des Grundgesetzes und der bayerischen Verfassung“ vermitteln. Allerdings soll das Fach kein „bekenntnisorientiert“ Unterricht sein. Für den Antisemitismusbeauftragten Ludwig Spaenle (CSU) ist das Schulfach „Islamischer Unterricht“ ein wichtiger „Meilenstein für Integration, Erziehung zu Toleranz und zur Bekämpfung von Antisemitismus.“
Zwischen Kritik und Begeisterung: „Islamischer Unterricht“ an bayrischen Schulen spaltet die Politik
Die erste Kritik nach der Einführung des neuen Wahlpflichtfaches „Islamischer Unterricht“ ließ allerdings nicht lange auf sich warten. Nur einen Tag nach Bekanntmachung des neuen Fachs haben der Pädagoge Ernst-Günther Krause, der Bund für Geistesfreiheit Bayern und die Regionalgruppe München im Förderkreis der Giordano-Bruno-Stiftung Klage am Verfassungsgerichtshof eingereicht und beanstandet, dass verfassungsrechtlich erforderlichen Voraussetzungen für die Einführung des Schulfaches fehlen würden. Laut ihnen würde „in intransparenter und unzulässiger Weise einen staatlich verantworteten Islamkundeunterricht mit einem religiös bekenntnisorientierten Islamunterricht“ vermengt werden.

Auch die AfD kündigte bereits an, vor den bayrischen Verfassungshof zu ziehen. Es sei „naiv zu glauben, dass der Islam eine Religion des Friedens und der Toleranz sei“, so Markus Bayerbach und warnte im selben Atemzug vor dem nicht kontrollierbaren Einfluss radikaler Kräfte – wie bei dem Würzburg-Attentat, der Täter hatte offenbar einen radikal-islamistischen Hintergrund. Darum hatten sich nach der Tat zahlreiche Politiker im Nachgang für Abschiebezentren ausgesprochen.
Bei den Grünen stößt dieser Gesetzesentwurf ebenfalls auf Gegenwind: Ihnen gehe das neue Wahlpflichtfach „Islamischer Unterricht“ nicht weit genug. „Wir wünschen uns kein zweites Ethikfach mit besonderer Erwähnung des Islam, sondern konfessionsgebundenen Unterricht“, so Gabriele Triebel von den Grünen.
Für die CSU sei der „Islamische Unterricht“ in Bayern jedoch ein wichtiger Beitrag zur Integration und „eine hervorragende Möglichkeit, um eben genau zu diesem Islam unter staatlicher Kontrolle und nicht durch radikalisierte Imame eine Unterweisung vorzunehmen“. * 24hamburg.de und kreiszeitung.de sind Angebote von IPPEN.MEDIA.