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Der Weihnachtsmann steht auf Männer - neuer Werbeclip spaltet das Netz

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Von: Bjarne Kommnick

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Die norwegische Post zeigt zum Fest einen emotionalen Spot, in dem der Weihnachtsmann Männer liebt –zu Ehren eines großen Jubiläums. Reaktionen sind gespalten.

Oslo – Eigentlich sollte heutzutage die sexuelle Orientierung eines Menschen keine Rolle mehr spielen. Die Realität ist jedoch oft gegensätzlich, Diskriminierung und Benachteiligung von queeren Menschen ist der traurige Alltag. In einigen Ländern dieser Welt gibt es dafür sogar noch lange Haft- oder sogar die Todesstrafen – immer wieder kommt es auch in Deutschland zu gewalttätigen Angriffen. Deshalb sollen nun auch sogenannte Regenbogen-Parkplätze mehr Sicherheit für queere Menschen bieten. Mitten in diese noch unruhigen Zeiten hinein sendet jetzt die Posten Norge einen emotionalen Fest-Werbespot, in dem ausgerechnet der Weihnachtsmann Männer liebt, ganz besonders einen. Das ist berührend und sehenswert – und führt nun zu heftige Debatten.

UnternehmenPosten Norge
CEOTone Wille (10. Okt. 2016–)
Anzahl der Beschäftigten20.500
HauptsitzOslo, Norwegen

Werbung der Posten Norge: Weihnachtsmann steht auf Männer – Ehrung für Jubiläum

Vor 50 Jahren hat Norwegen ein Gesetz zum Verbot gleichgeschlechtlicher Beziehungen abgeschafft. Das wird nun ordentlich gefeiert. Umso schöner scheint die Botschaft zu sein, die von der Norwegischen Post „Posten Norge“ zu Weihnachten in Form eines Werbespots ausgestrahlt wird: Der Weihnachtsmann steht auf Männer. Darum ist eine schöne, emotionale Geschichte gestrickt.

Der Weihnachtsmann wird zum Fest logischerweise als eine extrem schwer beschäftigte Person dargestellt. Da bleibt offensichtlich keine Zeit für eigene Interessen geschweige denn die Liebe. Doch im Werbespot der Norwegischen Post verliebt er sich. Ein Mann Namens Harry geht nachts durch sein Haus und wollte sich ein Glas Wasser holen. Dabei trifft er in seinem Wohnzimmer auf den Weihnachtsmann. Die Blicke treffen sich und um beide ist es geschehen, sie haben sich ineinander verliebt.

Werbeclip der norwegischen Post: Weihnachtsmann
Ein Werbespot der bewegt: Der Weihnachtsmann und Harry bei ihrem ersten Kuss. © Posten Norge

Doch weil er der Weihnachtsmann eilig hat, bleibt für die beiden kaum Zeit. Die darauffolgenden Weihnachtsfeste verbringt Harry damit, auf sein Liebe zu warten. In einer Nacht ist es dann so weit, der Weihnachtsmann ist wieder da und kündigt an, nächstes Jahr wiederzukommen, um ein persönliches Geschenk zu übergeben. Doch so richtig glücklich kann das Harry nicht stimmen, denn das würde bedeuten ein weiteres Jahr zu warten. Er schreibt dem Weihnachtsmann - natürlich per Post - „All iIwant for Christmas is you“.

Dank der Post darf der Weihnachtsmann Zeit mit seinem Geliebten verbringen: Der Spot geht ans Herz

Umso größer dann die Spannung, als das Fest näher rückt. Als es endlich so weit ist, klingelt es an der Tür von Harry. Doch es ist nicht etwa der Weihnachtsmann, sondern eine Postbotin der norwegischen Post mit seinen Weihnachtsgeschenken. Als der Verliebte enttäuscht zurück in sein Wohnzimmer kommt, sieht er seinen Wunsch aber doch erfüllt: Der geliebte Weihnachtsmann steht vor ihm und sagt: „Ich habe dieses Jahr ein bisschen Hilfe bekommen – damit ich mit dir zusammen sein kann“. Dann fallen sich die beiden in die Arme und es kommt zu einem der wohl schönsten und liebevollsten Küsse der Werbegeschichte.

Der Werbespot sei für die Norwegische Post eine Herzensangelegenheit: „Wir von Posten Norge glauben, dass jeder es verdient, gesehen, gehört und inkludiert zu werden, unabhängig von Geschlecht, Alter, Orientierung, Religion oder Lebenseinstellung. Und vergessen wir nicht: Der Weihnachtsmann hat zu Weihnachten eine unüberwindbare Aufgabe – und hier kann die norwegische Post helfen, den Weihnachtsmann zu entlasten, damit er Zeit hat, bei seinen Liebsten zu sein“, erklärt eine Unternehmenssprecherin. Auch das dänische Unternehmen Lego feiert Vielfalt mit einem Regenbogen-Spielset.

Die norwegische Pot will mit Werbung Herzenswärme schaffen – 2021 war für viele ein dunkles Jahr

Die Sprecherin ergänzt: „2021 war für viele von uns ein dunkles Jahr – eine globale Pandemie, Alarmstufe rot für unseren Planeten, Flüchtlingskrise und mehr. Während des Ideenprozesses kam uns der Gedanke, dass das, was wir dieses Jahr zu Weihnachten brauchen, eine warme und herzliche Liebesgeschichte sein könnte“. Die Reaktionen im Netz sind, wie bei solche einem Thema zu erwarten, mehr als geteilt. Auch der neue DC-Superman ist ab sofort nicht mehr hetero , sondern bisexuell. – ebenfalls ein Thema für große Debatten im Netz und sogar vor Comic-Stores.

Werbeclip mit Weihnachtsmann, der auf Männer steht: Reaktionen im Netz überwiegend positiv

Denn immer noch ist das Thema für viele ein Tabu-Thema. Doch ein User hat die passende Antwort parat. Er schreibt mit Witz und Ironie: „In Norwegen feiert man 50 Jahre Entkriminalisierung von Homosexualität mit einem Clip, in dem sich der Weihnachtsmann in einen Mann verliebt. Es hagelt entsetzte Kommentare, weil ‚Santa in Wirklichkeit nicht schwul ist‘. Santa. In Wirklichkeit. Ne, is klar, Leute.“ Eine andere Userin zeigt sich fasziniert: „Toller Film. Mutig, aber gerade deswegen besonders schön. Auf die Liebe – egal in welcher Form!“. Insgesamt sind die Reaktionen überwiegend positiv.

Doch für die homosexuelle Inszenierung vom Weihnachtsmann haben längst nicht alle Verständnis. Für sie soll der Weihnachtsmann weiß, männlich und hetero, im besten Fall alt und mit langen weißem Bart und dickem Bauch sein. Ein gesellschaftlich verbreiteter Stereotyp, ähnlich wie bei Gott, den nun übrigens junge Katholiken sogar gendern wollen.

Homophobe Kommentare unter Weihnachtswerbung, die schwulen Weihnachtsmann zeigt

Homophobe Kommentare sind unter dem Video keine Seltenheit. Ein User schreibt: „Ich vermisse wirklich den Daumen runter.“ Ein weiterer ergänzt: „Aus diesem Grund hat Youtube die Dislikes deaktiviert.“ Generell scheint die Forderung nach einem Dislike-Button in der Debatte sehr wichtig für Personen zu sein, die etwas gegen einen schwulen Weihnachtsmann haben. Ein anderer Twitter-User schreibt, nachdem er das Video gesehen hat: „Ich bin innerlich tot.“ Und einer schreibt: „Sag mir bitte, das ist ein dummer Witz.“ In Deutschland beispielsweise stellte sich die Deutsche Bahn nach Kritik an ihrem Regenbogen-ICE entschlossen gegen homophobe Kommentare. Auch Fluglinien werden aktiv, so hat die Lufthansa beispielsweise gendergerechte Begrüßungsformen in ihren Flugzeugen einführt.

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Umso erschreckender ist die Tatsache, dass es sich bei den genannten Beiträgen noch um die „harmloseren“ Kommentare handelt, oftmals nutzen Internet-User schwer beleidigende und diskriminierende Sprache. Ein User schreibt: „Danke Posten Norge für das, was ich gerade gesehen habe. Alle meine Vorstellungen aus meiner Kindheit über den Weihnachtsmann sind in nur 3 Minuten zusammengebrochen.“ Leider auch das noch harmlos im Vergleich zu dem, was hier nicht rezitiert werden soll.

Dritte Reaktion auf Werbung mit schwulem Weihnachtsmann: Einige User nehmen Video mit Humor

Doch viele User nehmen das Video auch mit Humor, ob aus Zuneigung oder Abneigung zu dem Inhalt sei dahin gestellt. Die Meinungen scheinen geteilt zu sein. Aber vor allem stellen sich viele die Frage, was ist mit der in Geschichten immer wieder vorkommenden Frau des Weihnachtsmanns ist. Wurde sie verlassen? Gab es sie überhaupt jemals? Angesichts der norwegischen Version wohl eher nicht. Vergangenes Jahr hatten sich viele Möchtegern-Weihnachtsmänner das Fest bereits coronabedingt abgeschminkt, doch mit Tablet und Handy konnte Santa die Kinder trotzdem besuchen. Nicht ganz so groß war die weihnachtliche Harmonie in London, dort hat eine Familie ihren Engsten das Weihnachtsessen in Rechnung gestellt. Auch ein Vater, der die Geschenke seiner Kinder verbrennt, damit sie artig sind, schafft es wohl nicht auf die Liste der Weihnachtslieblinge. * kreiszeitung.de und 24hamburg.de sind Angebote von IPPEN.MEDIA.

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