Grausiges Ende für „Sternchen“: Wölfe töten Pony direkt neben Wohnhaus

Vor zwei Wochen rissen Wölfe ein Shetland-Pony direkt neben dem Wohnhaus der Besitzer in Cuxhaven. Diese sind verzweifelt und bangen jetzt um die anderen Tiere des Hofs.
Kreis Cuxhaven - Es sind Bilder, die an einen Horrorfilm erinnern und die Familie Höft bis heute nicht loslassen: Ihr geliebtes Shetland-Pony „Sternchen“ wurde von mindestens einem Wolf gerissen und erlitt einen qualvollen Tod. Zwei Wochen liegt der grauenvolle Tag nun zurück. Im Interview mit kreiszeitung.de schildert Familienvater Wilfried Höft seine Verzweiflung, die bis heute nicht nachgelassen hat – auch, weil die Familie weiter bangt.
Wölfe töten Pony „Sternchen“ – Besitzer schildert: „Selbst die Rippen waren weg“
Eine Blutlache umringt das schwarz-weiß gescheckte Shetland-Pony „Sternchen“, als Wilfried Höft es am Sonntag, 12. Februar, auf der Weide in Köstersweg in Cuxhaven entdeckt. Dort, wo einmal der Bauch des geliebten Ponys gewesen ist, klafft jetzt ein großes Loch, aus dem Innereien hängen. „Selbst die Rippen waren weg“, sagt er. Die Augen von „Sternchen“ starren ins Leere.
Wölfe töten über 30 Jahre altes Pony durch typischen Kehlbiss – „Sternchen“ hatte keine Chance
„Sternchen wurde in der Nacht zu Sonntag durch den für Wölfe typischen Kehlbiss gerissen“, erzählt der Cuxhavener. Das über 30-jährige Pony hatte keine Chance. Wilfried Höft wirkt gefasst, als er von den schrecklichen Erinnerungen erzählt. „Ich habe die Geschichte in den vergangenen Tagen oft erzählt“, sagt er.
Innerlich sei er allerdings nach wie vor aufgewühlt, wenn er an den Tag zurückdenke. „Es ist schwer zu beschreiben: eine Mischung aus Trauer und Mitleid“, beschreibt er seine Gefühle. Das Shetland-Pony sei über 20 Jahre lang ein Mitglied der Familie gewesen.
Shetland-Pony „Sternchen“ er füllte wichtige Funktion auf dem Hof
Es habe zudem eine wichtige Funktion erfüllt: Ringsum den Hof gebe es viele „grüne Ecken“, da habe Sternchen gerne „Rasen gemäht“. Bis heute kann er nicht fassen: „Wir haben nichts von dem Riss mitbekommen.“ Die Familie seines Sohnes habe erst kürzlich Zuwachs bekommen und einen leichten Schlaf. Trotz geöffneter Fenster habe jedoch keiner etwas gehört.
Dabei ist der Fundort von Sternchen gerade einmal 50 Meter vom Wohnhaus entfernt. Die Weide war mit Schafsdraht und Elektrozaunnetzen gesichert. „Das hat den Wolf nicht abgehalten.“ Wilfried Höft hat große Angst vor der Zukunft, ist verzweifelt. Immer wieder stellt er sich die Frage: Was passiert mit unseren anderen Tieren?
Hof-Besitzer fürchtet um seine Tiere – und ist nicht der Einzige in Angst
Neben zwei anderen Pferden der Familie Höft laufen auf verpachteten Weiden um den Hof auch Schafe, Ammenkühe mit Kälbchen sowie tragende Rinder. Er ist nicht der Einzige in der Region, der den Wolf fürchtet. Immer wieder kommt es in der Region zu Sichtungen und Rissen. Erst kürzlich wurde im Landkreis Rotenburg eine Fahrradfahrerin von drei Wölfen verfolgt.

Wilfried Höft sieht die Verantwortung auch bei der Politik: 120 Jahre sei der Mensch ohne Wolf ausgekommen. Warum dieser sich jetzt unkontrolliert verbreiten darf, kann Höft nicht verstehen. „Der einzige natürliche Feind des Wolfes sind Autofahrer und die Eisenbahn“, sagt er. Seiner Meinung nach müssen die Bestände besser kontrolliert werden.
Rudel, Paare und Einzeltiere – So viele Wölfe leben in Deutschland
Deutschlandweit wurden im Jahr 2021 und 2022 insgesamt 161 Rudel, 44 Paare und 21 territoriale Einzeltiere verzeichnet, das teilt die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) mit. Im Landkreis Cuxhaven, unmittelbar an der Nordseeküste, waren es ein Einzeltier, ein Paar sowie ein Rudel mit zwei erwachsenen Tiere und fünf Welpen. Festgestellt wird dies durch Sender, die die Wölfe bekommen.

Hinzu kommt, dass auch in Landkreis Osterholz, bei Bremen, sowie im Landkreis Rotenburg Wölfe angesiedelt sind. „Studien ermittelten Reviergrößen zwischen 100 und 350 Quadratkilometern“, teilt DBBW auf ihrer Website mit. Es ist also nicht verwunderlich, dass Wilfried Höft und seine Familie beinahe täglich Wölfe sichten und das zum Teil 100 Meter von ihrem Küchenfenster entfernt.
Nach Untersuchungen des NLWKN steht fest: Es war nicht nur ein Wolf
Der Vorfall in Köstersweg wurde laut Höft dem zuständigen Wolfsbüro des niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) gemeldet. Am nächsten Tag waren zwei Mitarbeiter der Behörde auf seinem Hof und untersuchten den Fundort. Dabei stellten sie fest: Das Tier war kein Einzeltäter, es muss mehr als ein Wolf „Sternchen“ getötet haben.
Ein Indiz: Es wurden mehrere Spuren gefunden. „Die hatten eine Fußlänge von 13 Zentimetern, da können Sie sich vorstellen, wie groß die Wölfe waren“, sagt er. Für den Cuxhavener steht fest: Ein neues Shetland-Pony wird sich die Familie nicht wieder zulegen. „Ich möchte kein Pony dazu verurteilen, Wolfsfutter zu werden.“