Ist HSV-Trainer Walter schon gescheitert? Mehr Krampf als Kampf
Kann der HSV keinen Aufstieg – oder liegt es wieder einmal am Trainer? 24hamburg.de zeigt, wo es hakt und welche Fehler auf die Kappe von Tim Walter gehen.
Hamburg – In Hamburg und im Volkspark beginnt nach dem Last-Minute-Ausgleichstreffer in Düsseldorf wieder das große Zittern. Das Ziel „Wiederaufstieg“ droht dem Hamburger SV auch im vierten Anlauf so langsam aber sicher wieder aus dem Blickfeld zu gleiten. Während der SV Werder Bremen und der FC St. Pauli, wohlgemerkt die größten Rivalen des HSV in der Zweiten Bundesliga, fleißig punkten, sind die Rothosen bereits seit fünf Spielen ohne Sieg.
Verein: | Hamburger SV |
Trainer: | Tim Walter |
Gründung: | 29. September 1887 |
Präsident: | Marcel Jansen |
Der HSV im Kampf gegen sich selbst: Statt Wiederaufstieg droht ein weiteres Jahr Zweite Bundesliga
Eine Bilanz, die den Fans wenig Hoffnung auf ein Happy End am Ende der Saison 2021/22 macht. Doch woran liegt es? Spieler, die sich zu Beginn oder der Mitte der Saison als wahre Typen herauskristallisiert hatten, wie zum Beispiel der HSV-Youngster Faride Alidou, können ihre Leistungen nicht mehr auf den Platz bringen. In Fankreisen wird mittlerweile auch die Personalie Tim Walter, der seit Sommer 2021 Trainer beim HSV ist, diskutiert.

Tim Walter, der das Amt des Trainers in Hamburg vergangenes Jahr im Sommer angetreten hatte, ist kein Kind von Traurigkeit. Er steht für offensiven Fußball, aber auch für harte Wortgefechte neben dem Platz. Ob es nun darum geht, dass Tim Walter die HSV-Fans kritisiert oder darum, dass der HSV-Trainer die Politik kritisiert. Der 46-Jährige lässt sich zudem nicht gerne in seine Arbeit hineinreden. An seinem 4-3-3 System, das er überwiegend spielen lässt, hält er trotz scharfer Kritik fest. Keine neuen Ideen und immer derselbe Fußball machen die Rothosen für die Konkurrenz aber zu berechenbar und das bringt nicht nur Fans seit einiger Zeit auf die Palme.
Ist Walter beim HSV schon gescheitert? Diese Zahlen sprechen gegen den Trainer
Blickt man auf die Zahlen, muss man sagen, zu Recht: Denn aus den vergangen fünf Spielen, holten die Rothosen lediglich fünf Punkte. Den letzten Sieg konnte der HSV gegen Heidenheim feiern, nach der sich der Verein noch gegen Darmstadt in einen Aufstiegsrausch ballerte.
Danach folgte das Unentschieden gegen Sandhausen, am verflixten 23. Spieltag, an dem das Unheil des HSV schon drei Jahre zuvor immer begann. Infolgedessen kam es aber noch schlimmer: Zwei Niederlagen hintereinander gegen Erzrivale Werder Bremen und Verfolger Nürnberg. Und nun auch noch das mehr als glückliche Unentschieden gegen Düsseldorf. Und so droht dem HSV zum vierten Mal in Folge in der Rückrunde die Ernüchterung. Und was bedeutet das für Trainer Tim Walter? Punkte lügen nicht. Und wer aufsteigen will, braucht davon eine ganze Menge.
Keine Alternativen: HSV-Leistungsträger wie Sonny Kittel suchen ihre Form – adäquaten Ersatz gibt es nicht
HSV-Akteure, die im Verlauf der Saison für reichlich Furore in den Abwehrreihen des Gegners gesorgt hatten, hängen ihrer Form, gerade jetzt in der heißen Schlussphase, hinterher. So zum Beispiel Sonny Kittel, der an 20 von 46 HSV-Toren beteiligt war. Seit drei Spielen wirkt Kittel wie ausgewechselt, fast unsichtbar. Die Lebensversicherung der Hamburger heißt Robert Glatzel, der seine Krise überwunden hat, bei insgesamt 26 Toren in dieser Saison steht und auch in Düsseldorf mit seinem späten Ausgleichstreffer in der letzten Minute der Nachspielzeit zum „Matchwinner“ wurde.
Das Problem: Weder für Glatzel noch für Sonny Kittel gibt es Alternativen. Manuel Wintzheimer spielt unter HSV-Trainer Tim Walter weniger als eine Joker-Rolle und kommt zudem meist über die Flügel zum Einsatz. Mikkel Kaufmann musste aufgrund wiederholtem Zuspätkommen gegen Düsseldorf sogar aussetzen. Weitere Optionen im Sturm sind nicht vorhanden. Einen Sonny Kittel in Bestform zu ersetzen, ist ebenso unmöglich. Den Rothosen fehlen auch hier die Alternativen. Ein Umstand, den man HSV-Trainer Tim Walter nicht vorwerfen kann.
Spielt der HSV nicht mutig genug? Erst nach gegnerischen Führungstreffern dreht der HSV auf und kämpft
Wer Tim Walter kennt, der weiß, dass dieser Trainer immer von mutigem Angriffsfußball spricht. Teilweise haarsträubend ist jedoch der Vergleich zwischen dem, was Trainer Walter sagt und dem, was teilweise auf dem Platz zusehen ist. Der HSV lässt sich nämlich mehr als gerne bereits im eigenen Aufbauspiel so eklatant stören, dass das gegnerische Team durch individuelle Fehler in Ruhe Torchancen kreieren kann.
Wenn du nach so einem schweren Spiel noch mal so zurückkommst, zeigt es den Charakter der Mannschaft. Es ist gerade keine einfache Phase, aber da werden wir uns wieder herauskämpfen.
So wird der Fan und neutrale Beobachter das Gefühl nicht los, dass die Mannschaft von Tim Walter erst gebissen werden muss, bevor sie zurückbeißt. Von Mut kann in diesem Fall am Ende allerdings nicht die Rede sein, eher von „sich wehren“ oder einem Ansatz von „jetzt erst Recht“. Trotzdem ist dieser Umstand einer, den Tim Walter seinen Vorgängern auf der Trainerbank voraus ist. Denn in den Vorsaisons war nach einem Gegentreffer oft Schluss. Die Comeback-Qualitäten gehen also wohl auf Walters Kappe.
Hoffnung für den HSV – Trumpf für Walter: Die Rothosen stehen im DFB-Pokal-Halbfinale
Der Hamburger SV und Trainer Tim Walter bieten ihren Fans allerdings nicht nur negative Schlagzeilen. Im diesjährigen DFB-Pokal überzeugen die Rothosen und stehen verdient im Halbfinale. Ihr Weg führte sie über Eintracht Braunschweig, den 1. FC Nürnberg, den 1. FC Köln und über den Karlsruher SC jetzt zum SC Freiburg, der letzten Station vor dem DFB-Pokalfinale in Berlin. Der HSV hat in dieser Spielzeit etwas geschafft, was dem Verein zuletzt im Jahr 2018/19 gelang, nur ein Jahr nach ihrem Abstieg in die Zweite Bundesliga.
Die Rothosen haben im Laufe des Wettbewerbs im Spiel gegen den Erstligisten 1. FC Köln ausdrücklich gezeigt, dass sie in der Lage sind, auch mit höherklassigen Teams mithalten zu können. Läuferisch unermüdlich waren die Hamburger unterwegs, ehe der HSV den 1. FC Köln im Elfmeterschießen besiegen konnte.
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Der Weg, den der HSV im Pokal bestritten hat, steht für eine positive Entwicklung, die bei den Hanseaten im Laufe der Saison stattgefunden hat. Der Traum von Berlin lebt und gibt jedem HSV-Fan auch für die heiße Phase in der Zweiten Bundesliga noch einmal ordentlich Hoffnung und Mut, den Wiederaufstieg mit Trainer Tim Walter doch zu packen. *24hamburg.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA