HSV-Geisterspiele: Tschentschers Elbphilharmonie-Vergleich sorgt für Ärger
Peter Tschentscher verteidigt Corona-Entscheidungen des Senats. Dabei zieht sich Hamburgs Erster Bürgermeister Unmut zu. Was lässt die HSV-Fans Sturm laufen?
Hamburg – Es ist wie es ist. Und es ist nicht von der Hand zu weisen. Deutschland – und damit auch die Hansestadt Hamburg – befindet sich weiterhin fest in der Hand des Coronavirus. In Hamburg beispielsweise darf künftig nur noch mit dem HVV fahren, wer eine FFP2-Maske trägt. Die Politiker in Deutschland müssen sich mehr und mehr Kritik und Hass im Internet stellen – allen voran Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Und apropos Internet: Jede Menge Fake-News zu Corona halten sich im Netz nachhaltig – diese Gerüchte halten sich am hartnäckigsten.
Kein Gerücht ist, dass die Zweitliga-Fußballer des Hamburger SV ebenso wie die des FC St. Pauli in den nächsten Wochen, ja vielleicht sogar Monaten, mit weniger Fans auf den Tribünen ihre Spiele absolvieren müssen, als ihnen das lieb ist. Zunächst hieß es sogar, es könne Geisterspiele geben. Das ist inzwischen fast schon wieder vom Tisch – trotzdem gibt es in Hamburg mächtig Zoff um die Corona-Regeln, die im Volksparkstadion und am Millerntor gelten sollen.
Politiker und Hamburgs Erster Bürgermeister: | Peter Tschentscher |
Geboren: | 20. Januar 1966 (Alter 55 Jahre) in Bremen |
Partei: | Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) |
Im Amt seit: | 28. März 2018 |
Hamburgs Bürgermeister zieht sich HSV-Zorn zu – diese Aussage ist der Auslöser des Unmuts
Während in Sachen Corona Sänger Smudo („Die fantastischen Vier“) nach einem tödlichen Unfall die Luca-App verteidigt, hat sich in Hamburg der HSV mit gleich mehreren Themen herumzuschlagen, die ihm nicht unbedingt so lieb sind: Da wäre zum einen das Verletzungspech, das beim HSV einfach nicht aufhört. Zum anderen die Frage, was aus dem HSV-Transfergerücht um Jan Gyamerah wird. Oder aber ob es dem Verein aus dem Volkspark tatsächlich gelingt, dass HSV-Transfergerücht um einen Stürmer zu realisieren.

Die Liste der Baustellen des HSV, bei dem Trainer Tim Walter klären muss, wer zum Auftakt gegen Dynamo Dresden (14. Januar 2022) als Linksverteidiger spielt, ließe sich beliebig verlängern: HSV-Sportvorstand Jonas Boldt hat noch immer nicht geklärt, ob Faride Alidou nun erst im Sommer zu Eintracht Frankfurt geht oder im Winter und dem HSV so noch ein paar Euro Ablösesumme beschert. Immerhin: In Sachen Geld spart der HSV, weil der neue Vorstand Thomas Wüstefeld für lau arbeitet. Geld, dass Boldt auf dem Transfermarkt vielleicht in einen österreichischen Kicker inverstieren kann?
Besucher in der Elbphilharmonie, leere Ränge beim HSV – darum sprechen die Zahlen gegen diese Maßnahme
Doch was Rechnungen angeht, muss man beim HSV vorsichtig sein und darf sie, wie es das berühmte Sprichwort schon sagt, nicht ohne den Wirt machen. Und der heißt in der Corona-Zeit in Sachen Zuschauereinnahmen nunmal Hamburger Senat. Der nämlich ist bekanntlich für die Durchsetzung und Einhaltung von Corona-Maßnahmen verantwortlich. Also auch dafür, wie viele Zuschauer ins Volksparkstadion dürfen. Schon einmal hat in der Vergangenheit Sportvorstand Jonas Boldt seinem Corona-Ärger gegen die Politik Luft gemacht, jetzt gibt es wieder Zoff. Schuld daran ist Peter Tschentscher (SPD).
Einerseits, weil Hamburgs Erster Bürgermeister und der Senat genehmigt haben, dass trotz Corona-Pandemie 2.000 Bescher in die Elbphilharmonie dürfen, aber dem Fußball Geisterspiele auferlegen wollen. Andererseits, weil sich Peter Tschentscher nun mit einer Aussage den Unmut des HSV und seiner Fans zuzieht. „Ich verstehe, dass der Profi-Sport sagt: Warum ist das so? Länder und Bund haben gemeinsam beschlossen, im Bundesligabetrieb Geisterspiele zu haben. Diese großen, überregionalen Veranstaltungen sind in dieser Lage nicht verantwortungsvoll“, fasst Tschentscher zusammen.
Geisterspiele für den HSV, aber Zuschauer in der Elbphilharmonie? Peter Tschentscher bemüht sich, die Wogen zu glätten
Doch der große Knaller aus HSV-Sicht: ein anderer Satz Tschentschers. Ein Vergleich zwischen Elbphilharmonie und Volksparkstadion, der für Ärger sorgt: „Bei einem Konzert in der Elbphilharmonie fällt man sich halt nicht jubelnd um den Hals, wenn ein Tor fällt. Da sitzen alle ganz ruhig auf dem Platz und tragen sogar Maske.“ Die BILD-Zeitung hält Zahlen dagegen, die die Deutsche Fußball-Liga (DFL) im Oktober 2021 veröffentlicht hat: Zu den ersten 145 Spielen der Saison kamen über zwei Millionen Besucher. In nur neun Fällen mussten die Gesundheitsämter nach Corona-Erkrankungen bei der Kontakt-Verfolgung aktiv werden.
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Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher, der als ausgebildeter Arzt kürzlich noch selbst im Rathaus gegen das Coronavirus impfte, ist um Schadensbegrenzung bemüht: „Ich möchte nicht, dass diese Dinge weiter konfrontativ als Missachtung der Interessen des Sports gesehen werden. Das ist nicht der Ansatz. Kein Bundesland hat das Bedürfnis, dem Profisport Böses zu tun“, sagt er. Zudem kündigt Peter Tschentscher Gespräche mit den Hamburger Klubs – neben dem HSV und St. Pauli unter anderem auch die Hamburg Towers – an: „Wir wollen niemanden ins Unglück bringen, es gibt auch wirtschaftliche Hilfen für die Vereine, die jetzt keine Einnahmen bekommen.“ * 24hamburg.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.