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- vonLars Zimmermannschließen
Der HSV wähnt sich auf Aufstiegskurs. Doch der Ex-Dino hat Schwächen. Der lang ersehnte Sprung zurück in die Bundesliga wird kein Selbstläufer. Eine Analyse.
- Ohne Top-Torjäger Simon Terodde läuft beim Hamburger SV nichts.
- Sven Ulreich, Klaus Gjasula und Toni Leistner müssen zulegen.
- Trainer Daniel Thioune steht unter Aufstiegs-Druck.
Hamburg – Drei Siege zum Abschluss eines turbulenten Jahres 2020. Dazu die Weihnachtsfeiertage dank 26 Punkten aus 13 Spielen auf einem Aufstiegsplatz verbracht. Und zum Auftakt des neuen Fußball-Jahres mit dem 3:1-Sieg gegen den SSV Jahn Regensburg direkt den nächsten „Dreier“ nachleget – auf den ersten Blick hat Trainer Daniel Thioune* beim Hamburger SV* seinen Auftrag erfüllt.
Fußballverein: | Hamburger SV |
Gründung: | 29. September 1887 |
Stadion: | Volksparkstadion |
Kapazität: | 57.000 |
Ligazugehörigkeit: | 2. Bundesliga |
Trainer: | Daniel Thioune |
Die Zahlen stimmen jedenfalls. Die Leistungen längst nicht immer: Der „Dino“ präsentierte sich ziemlich wechselhaft und hat vor allem spielerisch gewaltig Luft nach oben.
HSV: Trainer Daniel Thioune muss sich am Ziel „Aufstieg“ messen lassen
Der HSV betont immer wieder, wie wichtig die Entwicklung von Mannschaft und Verein ist. Klingt vernünftig, ist aber nicht mehr als eine Phrase. Oder glaubt irgendjemand dass die Ü30-Fraktion um die Sommer-Neuzugänge Toni Leistner, Klaus Gjasula, Sven Ulreich und Simon Terodde* für den Aufbau einer Mannschaft mit Zukunft steht? Mit der Verpflichtung der Routiniers hat Sportvorstand Jonas Boldt auch ohne Worte dokumentiert, was wichtig ist: Der Aufstieg in die Bundesliga. Daran muss sich Thioune messen lassen.
Dass eine fußballerische Entwicklung nicht zu erkennen ist, interessiert bestenfalls am Rande. Am Ende heiligt der Zweck die Mittel. Die Auftritte der Hamburger* lassen sich am ehesten mit „ergebnisorientiert“ beschreiben. Statt Zauberfußball gibt es im Volksparkstadion* eher Zitterpartien und Gruselkicks zu sehen. Ein Selbstgänger sind daher selbst nach dem Erfolg gegen Regensburg die ersten Partien 2021 gegen die individuell wesentlich schlechter besetzten Teams aus Nürnberg und Osnabrück nicht.
HSV: Thioune-Team präsentiert sich in allen Mannschaftsteilen wankelmütig
Dafür präsentierten sich die Hanseaten in allen Mannschaftsteilen zu wankelmütig. So zeigte Torhüter Sven Ulreich* eklatante fußballerische Schwächen. In seinen gemeinsamen Jahren mit Manuel Neuer bei Bayern München hat er sich von dem Nationaltorhüter offensichtlich nicht allzu viel abgeschaut. Dass Ulreich mit dem Ball auf Kriegsfuß steht, fällt vor allem deshalb auf, weil ihn seine Mitspieler durch Rückpässe ständig ins Spiel einbeziehen.
In der Abwehr haben Jan Gyamerah, Josha Vagnoman, Moritz Heyer und Toni Leistner mal gute, mal eher schlechte Tage. Bis auf den jetzt verletzt ausfallenden Gyamerah müssen alle Abwehrspieler noch an ihrem Aufbauspiel arbeiten.
HSV: Im Mittelfeld ist kein Akteur vorhanden, der das Zepter in die Hand nimmt
Im Mittelfeld ist keiner da, der das Zepter in die Hand nimmt und das Spiel lenkt. Jeremy Dudziak* und Amadou Onana haben viele gute Szenen, tauchen aber auch immer wieder ab. David Kinsombi* und Klaus Gjasula gehören zu den größten Enttäuschungen. Und Aaron Hunt ist einfach zu alt. Sein Tempo reicht nur noch für die Uwe-Seeler-Traditionself.
Auf den Außenbahnen fehlt die Konstanz. Khaled Narey und Bakery Jatta* lassen trotz vieler guter Ansätze die Effektivität vermissen. Sonny Kittel* schafft es einfach nicht, sein großes Potenzial abzurufen. Ihm fehlt der Biss. Manuel Wintzheimer baute nach gelungenem Saisonstart zuletzt stark ab. Es gibt also einiges, an dem Thioune und seine Mannschaft arbeiten müssen.
Für alle, die heute Morgen im Büro noch einmal sachlich diskutieren wollen – die Zahlen zum ersten Sieg im Jahr 2021 #nurderHSV #HSVSSV pic.twitter.com/LBQcW1GQ8q
— Hamburger SV (@HSV) January 4, 2021
HSV: Simon Terodde ist die Lebensversicherung für das Team von Daniel Thioune
Wenigstens die Tormaschine läuft auf Hochtouren. Simon Terodde ist zwar kaum ins Spiel eingebunden, trifft dafür aber fast immer. Und da im Fußball bekanntlich Tore zählen, ist er die Lebensversicherung des HSV. Solange er erfolgreich ist, lassen sich die Schwächen der anderen verschmerzen. Dass der Traditionsverein von der Elbe so sehr von einem einzelnen Spieler abhängig ist, stellt allerdings ein Armutszeugnis für den Rest des Teams dar.
Thioune kann man die fußballerische Magerkost nur bedingt anlasten. Mit Hunt, Kittel und Dudziak gehören nur drei Spieler zur Mannschaft, die für Tricks und Technik stehen. Unglücklicherweise fällt dieses Trio nicht gerade durch Konstanz auf und ist dazu verletzungsanfällig.
HSV: Mit diesem Kader lässt sich kein ansehnlichen Kombinations-Fußball spielen
So liefern die „Rothosen“ das ab, was die spielerische Qualität der einzelnen Akteure hergibt. Mit Leistner, Gjasula, Terodde, Narey, Jatta und etlichen anderen Kickern lässt sich nun mal kein ansehnlicher Kombinations-Fußball auf den Platz bringen.
Für den Aufstieg in die Bundesliga sollte es trotz allem reichen. Schließlich gibt es in Liga zwei keine Mannschaft, die die Sterne vom Himmel spielt. So ist der HSV nicht deshalb oben zu finden, weil er so gut, sondern weil der Rest auch nicht besser ist. * 24hamburg.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.
Rubriklistenbild: © Uli Deck/dpa/picture alliance/dpa