„Geile Saison“: Warum Trainer Walter den HSV schon vor der Relegation feiert
Zwei Chancen bleiben dem HSV noch, um den Matchball zu verwandeln und aufzusteigen. Trainer Tim Walter ist heiß auf Hertha – aber lobt jetzt schon.
Hamburg – Er ist anders. Anders als viele andere seiner Kollegen. Und eben anders von seiner Art her. Tim Walter ist einer, der sich nicht verbiegen lässt. Der gerne mal auf den Tisch haut, wenn es nicht klappt. Lautstarke Wutausbrüche des HSV-Trainers wie der in Aue ebenso inklusive wie ein Verbalduell im TV mit Ex-HSV-Kicker Martin Harnik oder ein Disput des HSV-Trainers mit Sky-Reporter Torben Hoffmann. Der Mann, der den HSV in die Relegation gegen Hertha BSC geführt hat, sagt, was er denkt – das „Badisch Dynamite“ des im badischen Bruchsal geborenen Coaches kommt immer wieder durch.
Und auch für Fotografen ist Tim Laszlo Walter, wie er mit vollen Namen heißt, ein Genuss. Wo sein Vorgänger Daniel Thioune mit ewig gleicher Miene an der Linie stand, lebt Walter die Spiele des HSV draußen mit. Grimasse für Grimasse, Minute für Minute. Vom ersten Spieltag bis zur Relegation. Und auch vor der reagiert der Coach des HSV anders: Tim Walter nimmt den Druck raus.
Fußballtrainer: | Tim Laszlo Walter |
Geboren: | 8. November 1975 (Alter: 46 Jahre) in Bruchsal |
Vertrag beim HSV bis: | 30. Juni 2023 |
Durchschnittliche Amtszeit: | 1,67 Jahre (Quelle: transfermarkt.de) |
HSV-Trainer Tim Walter vor der Relegation gegen Hertha: „Uns darf man nie abschreiben“
Als Trainer des HSV, bei dem die Zukunft von zwei Abwehrspielern in der Schwebe ist, ist man immer gefordert. Immer zwischen Zuckerbrot und Peitsche unterwegs. Und kriegt selbst zumeist noch Zunder von draußen, wenn es nicht so klappt, wie der Anhang in Hamburg oder die handelnden Herren im Volksparkstadion das gerne hätten. Dann explodiert Klaus-Michael Kühne gerne mal und pöbelt Richtung HSV. Dann giftet Felix Magath gegen den HSV, auf den er jetzt in der Relegation trifft und zu dem er eine besondere Verbindung hat, die der Ex-HSV-Trainer nicht in den Vordergrund stellen will. Kurzum: Tim Walter hat es nicht leicht in der Hansestadt Hamburg. Ist immer so etwas wie der Schutzschild für seine Spieler. Oder der Dumme beim HSV. Der, den einige vor Wochen beim HSV als Trainer schon gescheitert sahen.

Umso beachtlicher, dass sich der Trainer des HSV, bei dem klar ist, wohin Manuel Wintzheimer wechselt, nicht von seinem Weg hat abbringen lassen. Umso beachtlicher, was der Übungsleiter und seine Mannschaft vollbracht haben. Denn: die Relegation war nie sicher. Ganz im Gegenteil: Vor Wochen noch war das Team um Leistungsträger wie Robert Glatzel, um den es HSV-Transfergerüchte gegeben hat, abgeschrieben. Vom Aufstieg meilenweit entfernt. Selbst Platz drei schien in weiter Ferne. Relegation? Der HSV? Nie und nimmer! Tim Walter und sein Team, bei dem noch nicht klar ist, ob Josha Vagnoman dem HSV erhalten bleibt, haben etliche Kritiker Lügen gestraft.
HSV Relegation: Tim Walter noch nicht am Ziel – „wir sind noch nicht fertig, wir haben zwei Bonus-Spiele – wir wollen mehr“
Angesichts der Qualifikation für die Relegation gegen Hertha BSC und der Tatsache, einen Sieben-Punkte-Rückstand auf den dritten Platz aufgeholt zu haben, darf sich der HSV-Trainer getrost und guten Gewissens hinstellen und schon mal Lob aussprechen. Auch wenn der HSV, der mit einem Transfer-Trick bei Josha Vagnoman im Falle eines Falles Geld machen will, eigentlich noch gar nichts erreicht hat. Seine Mannschaft habe eine „geile Saison“ gespielt, sagt Tim Walter im NDR. Zwar eine „mit Höhen und Tiefen“, aber: „Die Entwicklung ist klar ersichtlich.“ Und das ist für den Coach ein Fakt, über den es sich mit Tim Walter nicht zu diskutieren lohnt. Zumal er die Argumente auf seiner Seite hat: Wer nach einer solchen Aufholjagd noch die Relegation erreicht, ist per se erstmal obenauf. Und im Recht.
Und genau dieses Erreichen der Relegation gegen die „alte Dame“ Hertha BSC, deren Anhänger sauer sind, weil es einen HSV-Fan-Ansturm aufs Olympiastadion in Berlin geben wird, ist laut Tim Walter der beste Beleg für die Entwicklung, die der HSV gemacht hat. Das letzte Saisonspiel in Rostock vor der „Quali“ für die Relegation sei „sinnbildlich“, so Walter. „Wir hören niemals auf. Wir kommen immer wieder zurück – das haben wir eindrucksvoll beweisen“, konstatiert er im NDR und ergänzt: „Uns darf man nie abschreiben. Ich bin total stolz, wie die Jungs alle Widerstände überquert haben.“
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Doch Tim Walter wäre nicht Tim Walter, wenn er nicht auch mitten in seine Lobeshymnen hinein nicht auf einmal wieder „anders“ ist. Da wo eben noch Lob war, sind blitzschnell Konzentration, Vorfreude und Gier. Auf den letzten Schritt. Auf Siege in der Relegation: „Wir sind noch nicht fertig. Wir haben zwei Bonus-Spiele. Wir wollen mehr.“