1. 24hamburg
  2. HSV

Doping-Schock um Mario Vuskovic: Droht dem HSV jetzt Punktabzug?

Erstellt:

Von: Steffen Maas

Kommentare

Mario Vuskovic vom Hamburger SV wurde positiv auf das Dopingmittel Epo getestet. Dabei sind noch viele Fragen offen – auch, was die Bestrafung angeht.

Hamburg – So ganz ungetrübt währte sie nicht lange, die Freude beim HSV über den unterhaltsamen 4:2-Heimsieg gegen Sandhausen und das Überwintern auf einem direkten Aufstiegsplatz. Denn wenige Stunden nachdem sich der in den letzten Wochen eher wacklige HSV im letzten Saisonspiel des Jahres wichtige drei Punkte gesichert hatte, stand neue Aufregung ins Haus: Abwehrspieler Mario Vušković wurde positiv auf das Dopingmittel Erythropoetin (Epo) getestet. DFL und DFB ermitteln, die Staatsanwaltschaft ist involviert – viele Fragezeichen, wenige Antworten. Und mittendrin die Angst vieler Anhänger: Droht dem Tabellenzweiten jetzt als Strafe sogar Punktabzug?

Fußballspieler:Mario Vuskovic
Geboren:16. November 2001 in Split, Kroatien
Größe:1,89 Meter
Gewicht:80 Kilogramm
Position:Innenverteidiger

Potenzieller Dopingsünder Vuskovic stand 16 Mal in der HSV-Startelf

Denn Defensivtalent Mario Vušković ist in der laufenden Saison eine absolute Säule des Teams, stand in allen 16 Partien von Beginn auf dem Platz, riss 1422 der 1440 möglichen Spielminuten ab – ehe er das letzte Hinrunden-Duell aus nun bekannten Gründen verpasste. Vor dem Spiel hieß es dazu noch, Vušković müsse aufgrund privater Gründe passen.

Das bedeutet, dass der 20-Jährige auch nach der Dopingkontrolle am 16. September, die nun zum positiven Ergebnis geführt hat, auf dem Spielfeld stand und den HSV beim Unterfangen Wiederaufstieg in die erste Liga tatkräftig unterstützt hat. In acht Zweitliga-Spielen erreichten die Kicker aus der Hansestadt dabei vier Siege (Düsseldorf, Hannover, Paderborn, Regensburg), drei Niederlagen (St. Pauli, Magdeburg, Fürth) und ein Unentschieden (Kaiserslautern).

Spiele mit Beteiligung von Mario Vuskovic nach dem 16. September 2022:

Hamburger SV: Dem HSV droht wohl kein Punktabzug als Bestrafung

Wird der Hamburger SV jetzt also für die Unterstützung eines vermeintlich gedopten Spielers bestraft? Gar wichtige Punkte im Aufstiegsrennen abgezogen? Sehr wahrscheinlich nicht. Denn 2016 hatte der DFB seine Regeln zur Spielwertung bei einem Verstoß gegen die Anti-Doping-Vorschriften an die Bestimmungen des Weltverbands FIFA und der Europäischen Fußball-Union UEFA angepasst.

HSV Spieler Mario Vuskovic Doping Epo Hamburger SV DFB
Der Doping-Fall Vuskovic: Mit Sanktionen vom DFB muss Arbeitgeber HSV wohl nicht rechnen. Trotzdem ist die Situation aktuell undurchsichtig, wohl erst die nächsten Tage bringen Klarheit bezüglich des weiteren Ablaufes des Verfahrens. (24hamburg.de-Montage) © Axel Heimken/dpa/Sportfoto Zink/Imago/Hamburger SV/Deutscher Fußball-Bund

Demnach sollen Strafen gegen einen Verein nur dann erfolgen, „wenn dem Club ein Verschulden nachgewiesen werden kann oder mehr als zwei Spieler der Mannschaft gegen die Anti-Doping-Bestimmungen verstoßen haben.“ Auch heute findet sich in den Richtlinien der FIFA noch der Passus, dass ein Team sanktioniert werden soll, falls mehr als zwei Spieler gegen Anti-Doping-Regeln verstoßen haben.

Heißt im Klartext: Da alle anderen Spieler (bisher) „sauber“ waren, drohen dem HSV nur dann Sanktionen, wenn herauskommt, dass Verantwortliche eine Mitschuld am Dopingvergehen haben.

Wie reagiert Mario Vuskovic? DFB bittet um Stellungnahme und erinnert an B-Probe

Ob dieses Dopingvergehen tatsächlich vorliegt, oder es sich hier nur um einen falsch-positiven Test handelt, könnte die B-Probe klären. Würde Mario Vušković, der sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht geäußert hat, seine Unschuld beteuern wollen, könnte er die Überprüfung dieser zweiten Probe vom gleichen Testtag fordern. Auf dieses Recht habe ihn die Anti-Doping-Kommission des Sportverbandes auch hingewiesen, erklärte der DFB in einer Pressemitteilung.

Doping wie in den Pyrenäen: Was ist Epo?

Erythropoetin (Epo) ist ein Hormon, das bei der Bildung roter Blutkörperchen hilft. In der Medizin wird es hauptsächlich verwendet, um Blutarmut bei Dialysepatienten mit Nierenversagen zu bekämpfen und den Körper von Chemotherapie-Patienten bei der Blutbildung zu unterstützen.

Weil rote Blutkörperchen im menschlichen Körper für den Transport des Sauerstoffs zuständig sind, kann Epo-Doping durch die erhöhte Sauerstoffkonzentration zu einer gesteigerten Leistungsfähigkeit führen und ist dementsprechend für Ausdauersportler interessant. Bekannt wurde das Präparat spätestens in den 90er Jahren durch die Vielzahl der Doping-Fälle im Radsport, darunter unter anderem auch die Gewinner der prestigeträchtigen Tour de France in den Jahren 1997 (Jan Ullrich), 1998 (Marco Pantani) und 1999-2005 (Lance Armstrong).

Nachgewiesen wird Epo durch die Analyse einer Urinprobe. Das Mittel, das bis zu 17 Tage lang leistungssteigernd wirkt, kann allerdings nur maximal vier Tage nach der Verabreichung beim Sportler in der Probe erkannt werden.

Zunächst leitete der DFB-Kontrollausschuss jedoch standardmäßig ein Verfahren gegen Vušković ein und forderte den 20-Jährigen zu einer Stellungnahme auf. Anschließend wird über das weitere Verfahren entschieden. Zudem wird eine vorläufige Sperre verhängt, über die das Sportgericht des Verbandes zeitnah zu Beginn der neuen Woche entscheiden will.

HSV kooperiert im Doping-Fall und unterstützt den Abwehrspieler

Sollte sich die positive Probe jedoch bestätigen und Vušković zudem die volle Doping-Absicht nachgewiesen werden, droht dem Kroaten eine empfindliche Strafe. Die Rechts- und Verfahrensordnung des DFB sieht für so ein Vergehen eine Sperre von bis zu vier Jahren vor.

Vuskovics Arbeitgeber, der den jungen Leistungsträger bereits vorsorglich aus der Schusslinie genommen hatte, hält sich bis dahin mit Aussagen verständlicherweise zurück: „Was wir sagen können: Wir unterstützen Mario Vuskovic und die zuständigen Behörden bei der Aufklärung und stehen parallel dazu im engen Austausch mit der DFL und dem DFB“, sagte ein Mitarbeiter am Samstagabend der Deutschen Presse-Agentur.

Spekulationen erscheinen aufgrund der Fülle an fehlenden Informationen zum jetzigen Zeitpunkt sowieso müßig. Denn zwischen den Szenarien „Hat mit voller Absicht gedopt“ und „Die Auswertung der Probe war fehlerhaft“, liegen zahlreiche Möglichkeiten verschiedener Abstufung. Nicht selten wiesen Athleten in solchen Fällen zurück, mit Absicht gedopt gewesen zu sein: Verunreinigte Lebensmittel, falsche Medikamente oder Drittärzte mit zu wenig Kenntnis der Liste der Dopingmittel waren dann die Übeltäter.

24hamburg.de-Newsletter

Im Newsletter von 24hamburg.de stellt unsere Redaktion Inhalte aus Hamburg, Norddeutschland und über den HSV zusammen. Täglich um 8:30 Uhr landen sechs aktuelle Artikel in Ihrem Mail-Postfach – die Anmeldung ist kostenlos, eine Abmeldung per Klick am Ende jeder verschickten Newsletter-Ausgabe unkompliziert möglich.

Gründe für positive Dopingbefunde: Nachlässigkeit und schwere Erkrankungen

Die Langstreckenläuferin Simret Restle-Apel etwa beteuerte nach einem positiven Epo-Befund im Jahr 2012, die Spritze, die sie im Kühlschrank einer Verwandten gefunden hätte und mit der sie eine Verletzung behandeln wollte, habe die Aufschrift „Vitamin-Komplex“ getragen.

Doch neben Gründen der Nachlässigkeit – bei denen die Frage nach der Unschuld wahrscheinlich knifflig zu beantworten ist – gab es auch Fälle von Sportlern, die eher Opfer noch schlimmerer Umstände als eines positiven Dopingbefundes waren. Im April 2016 wurde beim damaligen Eintracht-Frankfurt-Spieler Marco Russ im Zuge einer Dopingkontrolle ein erhöhter Hormonwert nachgewiesen. Schuld war allerdings nicht der Versuch der Leistungssteigerung, sondern Hodenkrebs, der den Hormonhaushalt durcheinander brachte. Ähnliche Fälle sind auch aus dem Radsport bekannt, unter anderem aufgrund eines Gehirntumors. (Mit Material der DPA)

Auch interessant

Kommentare