Kommt der Wolf nach Hamburg? Experten klären über die Rückkehr des Raubtiers auf
Ein Wolf riss vermutlich in der Samtgemeinde Elbmarsch, nahe der Landesgrenze Hamburg, ein Reh. Bald könnte es auch in Hamburg zu Begegnungen mit dem Raubtier kommen.
Hamburg/Elbmarsch - Ein Reh: Angefressen und durch einen Biss in die Kehle getötet – diesen blutigen Fund machte kürzlich eine Spaziergängerin in der Samtgemeinde Elbmarsch, wie das Hamburger Abendblatt mitteilt. Dies ist nicht weit entfernt von der Grenze Schleswig-Holstein und Hamburg. Laut Experten dürfte es nicht der letzte gewesen sein.
Name: | Wolf |
Größe (ausgewachsen): | 80 – 85 cm |
Gewicht (ausgewachsen): | 30 – 80 kg (Männlich), 23 – 55 kg (Weiblich) |
Geschwindigkeit (rennend): | 50 – 60 km/h |
„Die Wahrscheinlichkeit ist aktuell sehr gering, einen Wolf in Hamburg zu treffen, aber es könnte sich bald ändern“, sagt Dr. Nina Klar, Umweltbehörde Hamburg. Momentan gebe es in Schnitt etwa zehn Hinweise auf eine eventuelle Wolfssichtung pro Jahr. Meist fehlen allerdings Belege dafür, ob es sich tatsächlich um einen Wolf gehandelt haben könnte. Bald könnte es in den Randgebieten Hamburgs häufiger vorkommen.

Deutschlandweit erweitert sich jährlich der Bestand der Wölfe. „Der positive Trend der Populationsentwicklung und die damit verbundene Ausbreitung des Wolfes insgesamt hält weiter an“, teilt das Umweltministerium auf seiner Website mit. In Deutschland lebten in den Jahren 2021 und 2022 insgesamt 161 bestätigte Rudel, 43 Paare und 21 territoriale Einzeltiere.
Wolfsrudel im Sachsenwald bei Hamburg: Bald kommen Junge zur Welt
Oftmals komme es bei vermeintlichen Sichtungen zu Verwechslungen mit einem Reh oder Hund, fährt Nina Klar fort. Im vergangenen Jahr habe es lediglich zwei bestätigte Sichtungen gegeben, eine davon im Naturschutzgebiet Duvenstedter Brook. Doch habe sich im Sachsenwald ein Wolfspaar angesiedelt, das bald Junge erwartet. So könnte es demnächst häufiger zu Sichtungen kommen.

Nina Klar sagt: „Dann haben wir ein Wolfsrudel, dicht an der Grenze zu Hamburg.“ Jungtiere seien neugierig und kommen deshalb näher an Siedlungen ran. Darauf weist auch Wolfskoordinator (Schleswig-Holstein) Jens Matzen ebenfalls hin. Werden Jungwölfe geschlechtsreif, dann werden sie „von ihren Eltern genötigt, von zu Hause ausziehen“. Sie suchen dann eigene Reviere und streifen durch die Gegend.
- Begegnungen unter 100 Meter finden meist dann statt, wenn Wölfe den Menschen zum Beispiel wegen entsprechender Windverhältnisse noch nicht bemerkt haben
- Nur wenige Wölfe nähern sich dem Menschen
- Bei einer Begegnung sollte man sich ruhig verhalten und Abstand halten
- Zieht sich der Wolf nicht zurück und die Situation fühlt sich brenzlig an, sollte der Wolf laut angesprochen werden
- Schreckt dies den Wolf nicht ab, sollten Spaziergänger in die Hände klatschen und sich groß machen
- Auf keinen Fall sollten Betroffene wegrennen, da dies den Jagdinstinkt des Wolfs auslöst
- (Quelle: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV))
Ob tatsächlich ein Wolf für den Riss des Rehs in der Samtgemeinde Elbmarsch verantwortlich ist, das kann Jens Maatzen nicht bestätigen. Es sei schlichtweg nicht mehr nachvollziehbar: „Ein Riss darf nicht älter als 24 Stunden sein.“ Nur so könnte genügend Speichermaterial für die Auswertung gefunden werden. Die Meldung der Spaziergängerin war in diesem Fall zu spät.
Wolf-Expertin warnt: Hunde aus Sicherheitsgründen an der Leine führen
Wolf-Expertin, Nina Klar, warnt Hundebesitzer: „Hunde sollten aus Sicherheitsgründen an der Leine geführt werden und auf keinen Fall dem Wolf hinterherrennen können.“ Wölfe könnten das Haustier als Konkurrenz wahrnehmen und angreifen. „Der Hund ist beim Menschen am sichersten.“ Auch sollten Wölfe niemals angelockt oder gefüttert werden. Beobachten sei aber kein Problem: „Es ist ja auch eine spannende Begegnung.“