Fast alle Hamburger fahren Verbrenner – E-Auto-Anteil verschwindend gering
In Hamburg sind wieder mehr Autos unterwegs. Der Anteil an E-Autos bleibt währenddessen klein. Die Grünen zeigen sich dennoch zuversichtlich.
Hamburg – Der angestrebten Mobilitätswende gerecht zu werden, wird in Zeiten der Klimakrise wichtiger denn je. Die Auswirkungen sind unlängst spürbar und könnten bereits in 80 Jahren zur Folge haben, dass der Hamburger Stadtteil Finkenwerder von Wassermassen verschluckt wird. Hoffnung machten zuletzt Auswertungen, die vor wenigen Monaten gezeigt hatten, dass immer weniger Autos auf Hamburgs Straßen unterwegs waren. War es nur ein kurzer Trend? Aktuelle Zahlen belegen jetzt, dass die Zahl an Autos mit Benzin- und Dieselmotor wieder zunimmt. Parallel dazu fahren in Hamburg verglichen mit dem Bundesdurchschnitt deutlich mehr Menschen E-Autos – deren Anteil bleibt dennoch gering.
Stadt in Deutschland: | Hamburg |
Fläche: | 755,2 km² |
Bevölkerung: | 1,841 Millionen (2019) |
Bürgermeister: | Peter Tschentscher |
Überdurchschnittlich viele E-Autos in Hamburg – doch der Anteil bleibt überschaubar
Für die Zukunft setzt die Politik voll und ganz auf die Elektromobilität: Bis 2030 sollen 15 Millionen E-Autos auf Deutschlands Straßen fahren. Insbesondere die Grünen machen es sich zur Aufgabe, bis 2030 Verbrenner aus Hamburg zu verbannen. Das würde dann auch für die Hamburger Polizei gelten, die ab 2030 dann nur noch E-Autos fahren soll. Der E-Auto-Boom macht Halt in der Gesellschaft – der Anteil an neu-zugelassenen E-Autos steigt derweil nur geringfügig.
Der Bundesdurchschnitt liegt bei gerade einmal 1,3 Prozent. Gemessen an allen registrierten Fahrzeugen sind es in Hamburg immerhin 8,1 Prozent – eine Zahl, mit der sich wohl nur schwer die Klima-politischen Ziele erreichen lassen. Die europaweit begrenzte Anzahl an Lademöglichkeiten zahlt nach wie vor auf den Umstand ein, dass nicht mehr E-Autos unterwegs sind.
Nach der Forderung der European Automobile Manufacturers Association (ACEA) sollen daher in ganz Europa noch 6,8 Millionen Ladesäulen hinzukommen. Ob das den Kaufanreiz stärkt? Darüber hinaus spielen nämlich auch die gestiegenen Kosten fürs Lade eine entscheidende Rolle in der Debatte. An Hamburger Ladesäulen wurde das Laden zum 1. Mai bereits um 70 Prozent teurer, zum 1. August stiegen die Preise in Hamburg dann nochmal um 37 Prozent.
Verkehr in Hamburg: Zahl der Autos steigt – wie entwickelt sich die E-Mobilität in der Hansestadt?
Wie ist es also nun um den E-Auto-Boom bestellt? Wie die Tagesschau berichtet, stellt Europa mittlerweile den weltweit größten E-Auto-Markt dar. Während der Absatz von Verbrennern rückläufig war, kam es insbesondere in Zeiten der Corona-Pandemie immer mehr zu Neuzulassungen von E-Autos. Von 2020 auf 2021 stieg die Zahl von 539.000 auf 878.000. Deutschland soll Tagesschau-Berichten zufolge sogar das Land sein, dass am meisten batteriebetriebene Fahrzeuge verkauft. Hamburg zählt dabei zu den Städten, in denen die meisten E-Autos unterwegs sind.

Nach Informationen des Hamburger Abendblatts wurden Ende Juni 2022 30.464 Hybridautos sowie 18.352 Plug-in-Hybrid-Autos gezählt. Im Vergleich zu den vorausgegangenen Zahlen entspricht das eine Verdopplung. Dennoch scheint es nur ein kleiner Teil zu sein, der in Hamburg auf die klimafreundlichere Alternative der Mobilität setzt. Aus einer Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage der Hamburger CDU geht jetzt außerdem hervor, dass zum Juli 2022 wieder vermehrt Benzin- und Dieselmotoren unterwegs waren. Davor feierte die Hamburger Verkehrsbehörde noch zweimal in Folge rückläufige Zahlen.
Mobilitätswende in Hamburg: Wie die aktuellen Zahlen einzuordnen sind
Von einem endgültigen Durchbruch der Elektromobilität in Hamburg kann im Jahre 2022 nicht die Rede sein. Dafür fällt der Anteil mit 8,1 Prozent zu gering aus. Eben sowenig lässt sich jedoch abstreiten, dass die Mobilitätswende in Hamburg im vollen Gange ist. Aus Kreisen der Verkehrsbehörde Hamburg sieht man angesichts der aktuellen Zahlen jedenfalls keinen Grund zur Panik. Gegenüber des Hamburger Abendblatts sagt Dennis Heinert, Sprecher von Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne): „Die Zulassungszahlen bei den Pkw werden gerade bei vierteljährlicher Betrachtung sehr stark durch Einzelereignisse wie Betriebsverlagerungen oder temporären Phänomenen wie Lieferschwierigkeiten beeinflusst.“
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„Insofern sind zwei Quartale sinkender Pkw-Zahlen genauso wenig ein Durchbruch der Mobilitätswende, wie ein Quartal steigender Zahlen ihr Ende ist“, heißt es weiter. Gründe für die zuletzt zurückgehenden Autonutzung spiegeln sich laut Hamburgs CDU-Verkehrspolitiker Richard Seelmaecker auch im Ukraine-Krieg und der Corona-Pandemie wider. Sowohl Firmen als auch Privatpersonen hätten in letzter Zeit Abstand von großen Investitionen genommen – in dieser Zeit stieg aber der Verkauf von E-Autos in Hamburg.
Wie das Abendblatt berichtet, waren es Ende 2020 lediglich 3,9 Prozent, im Sommer 2022 8,1 Prozent. Ein Aufwärtstrend, der auf den ersten Blick keine große Rolle im Hamburger Straßenverkehr einzunehmen scheint. Braucht eine endgültige Etablierung der E-Mobilität einfach nur noch etwas Zeit oder ist der erste große Hype schon vorbei? Die Frage bleibt erstmal unbeantwortet.