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Weil sie ungeimpft sind: Betretungsverbot für 160 Pfleger in Hamburg

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Von: Robin Dittrich

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In Deutschland wird händeringend nach Pflegern gesucht. Viele von ihnen dürfen den Beruf jedoch nicht mehr in Einrichtungen ausführen – wegen der Impfpflicht.

Hamburg – Wer in der betreuten Pflege arbeiten will, muss sich in den meisten Fällen an eine Impfpflicht gegen das Coronavirus halten. Ältere und pflegebedürftige Menschen sind COVID-19 oft schutzlos ausgeliefert – schwere Verläufe und Todesfälle treten in dieser Bevölkerungsgruppe deutlich häufiger auf. In Hamburg nimmt die Zahl der ungeimpften Pfleger, die unter das Betretungsverbot gestellt werden, trotz dessen immer weiter zu.

Stadt:Hamburg
Größe:755,2 km²
Pflegebedürftige Menschen in Hamburg:77.325 (Stand: 2019)
Pflegebedürftige in Heimen in Hamburg:16.276 (Stand: 2019)

Hamburg spricht immer mehr Betretungsverbote gegen ungeimpfte Pfleger aus

In Hamburg wie in ganz Deutschland wird händeringend nach qualifizierten Pflegern gesucht. Wirklich schmackhaft ist das Angebot jedoch nicht: schwierige Arbeitszeiten und ein unterdurchschnittliches Gehalt sind oftmals die bittere Realität. Aktuell scheint es zusätzlich zu vielen Betretungsverboten gegen Pflegepersonal zu kommen. Ende Juli waren nur knapp ein Dutzend Fälle öffentlich bekannt, bis zum 10. August 2022 sind es 160 – das ist ein Anstieg von über 1300 Prozent.

Immer mehr Betretungsverbote für Pflege-Personal – wegen Verletzung der Impfpflicht.
Immer mehr Betretungsverbote für Pflege-Personal – wegen Verletzung der Impfpflicht. © Daniel Bockwoldt/dpa

Der Sprecher der Gesundheitsbehörde, Martin Helfrich, sagte gegenüber der dpa, dass den Verboten gründliche Prüfungen vorausgingen. Einer Aufforderung, eine Impfung oder Befreiung von der Impfpflicht vorzulegen, sei keiner dieser 160 Pfleger nachgekommen. Es sind bei Weitem nicht die einzigen Fälle: „Nach wie vor sind knapp 1000 Fälle in Prüfung. Sie werden nach und nach abgearbeitet“ sagte Helfrich. Den betroffenen Pflegern wird eine Frist eingeräumt, um Dokumente einzureichen. Verpassen sie diese, droht das Betretungsverbot in die betreffenden Einrichtungen.

160 Betretungsverbote für Pfleger – nur ein Tropfen auf dem heißen Stein?

Wieso kommt so etwas erst jetzt heraus, werden sich viele Menschen fragen. Schließlich schränkt die Corona-Pandemie unser Leben seit zweieinhalb Jahren ein. Größtenteils ist das der Tatsache geschuldet, dass medizinische und Pflegeeinrichtungen ihre ungeimpften Mitarbeiter erst seit Mitte März 2022 den Gesundheitsämtern melden müssen. Vorher konnten diese ganz normal weiterarbeiten – und ein potenziell erhöhtes Risiko für die Bewohner darstellen. Die den Mitarbeitern eingeräumten Fristen scheinen jetzt zu verstreichen, daher der enorme Anstieg.

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Bei der aktuellen Anzahl der Betretungsverbote wird es voraussichtlich bei Weitem nicht bleiben. Es gingen von fast 1000 Einrichtungen Meldungen über circa 5000 Personen ein. Martin Helfrich relativiert diese Zahlen jedoch: „Die Anzahl der bislang verhängten Verbote, ist bezogen auf die Gesamtheit aller im Gesundheitswegen in Hamburg Tätigen, verhältnismäßig gering.“ Zu einer Personalknappheit in medizinischen und Pflegeeinrichtungen soll es deshalb nicht kommen – „in kleinen Einrichtungen kann der Wegfall einzelner Beschäftigten jedoch durchaus problematisch sein.“

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