Wegen Gasknappheit „auch nach Moorburg schauen“ – Kraftwerk bald wieder in Betrieb?
Angesichts der Gaskrise fordert Hamburgs Wirtschaftssenator die Reaktivierung des Moorburg-Kraftwerks. Wirtschaft und Industrie würden ihn unterstützen.
Hamburg – Die Gaskrise beschäftigt die Politik weiterhin. Wie kann man sich von der Abhängigkeit Russland und den Zulieferungen russischen Erdgases lösen? Auch Hamburg setzt sich mit der Fragestellung auseinander. CDU-Chef Ploß erwägt bereits Atomkraft auszubauen – während Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) zur Bewältigung der Energiekrise Atomenergie entschieden ablehnt. Eine potenzielle Rückkehr vergangener Energiequellen polarisiert und bringt große Bedenken hervor.
Dennoch muss man laut Wirtschaftssenator Michael Westhagemann „auch nach Moorburg schauen“. Er sowie Teile Hamburgs Industrie fordern, dass das Kraftwerk nach seiner Stilllegung erneut reaktiviert wird.
Name: | Kohlekraftwerk Moorburg (Abk.: KKW Moorburg, KW Moorburg) |
Betreiber: | Vattenfall |
Inbetriebnahme: | 28. Februar 2015 |
Stilllegung: | 7. Juli 2021 |
Kraftwerk Moorburg: Hamburgs Wirtschaftssenator denkt an Reaktivierung
Laut Hamburgs Wirtschaftssenator Westhagemann muss Hamburg in Erwägung ziehen, das Kohlekraftwerk Moorburg zu reaktivieren. Das fordert der 64-Jährige im Gespräch mit der Welt am Sonntag. „Spätestens, wenn wir feststellen, dass russisches Erdgas längerfristig nicht mehr fließt, würde ich auch nach Moorburg schauen“, lautet der komplette Wortlaut Westhagemanns. Besonders Hamburgs Industrie sei auf einen hohen Energieverbrauch angewiesen. „Unsere Industrie braucht zwingend sehr viel Energie, Erdgas wie auch Strom“ – etwa für den Autobau oder den Ausbau der Windkraft.
Nach Aussagen von Michael Westhagemann werden aktuell aus Kreisen der Wirtschaft immer mehr Stimmen laut, die in der Wiederinbetriebnahme des Kohlekraftwerks Moorburg einen möglichen Weg aus der Energiekrise sehen. Auch Olaf Lies (SPD), Niedersachsens Umwelt- und Energieminister, sagte im Juni 2022 am Rande einer Konferenz, dass Kohle noch „eine entscheidende Rolle spielen“ wird. Wenig später formulierte ein Zusammenschluss von Hamburger Verbänden das Vorhaben, dessen Umsetzung nun also auch von Hamburgs Wirtschaftssenator gefordert wird.

Reaktivierung von Kraftwerk in Moorburg: Politik und Betreiber äußern Bedenken
Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), der Grundeigentümer-Verbands Hamburg, der BFW Landesverband Nord sowie der Immobilienverband Deutschland attestierten Ende Juni einer Reaktivierung Moorburgs eine hohe Dringlichkeit. Es war ein dramatischer Appell, der eine „unverzügliche“ Reaktivierung des Kraftwerks Moorburg verlangt hatte. Man müsse „darüber nachdenken, eines der modernsten Kohlekraftwerke Deutschlands unverzüglich wieder in Betrieb zu nehmen“, hieß es seitens der Verbände.
Hamburg sowie der Betreiber Vattenfall erteilten der Forderung jedoch eine strikte Absage. Seit den ersten Planungen wird das 1.600 Megawatt leistungsstarke Harburger Kraftwerk immer wieder mit Kritik konfrontiert. Jährliche Co2-Emissionen von rund 8,5 Millionen Tonnen sowie die Angst um den Erhalt Hamburgs Flora und Fauna wurden seinerzeit genauso wie die hohen Kosten genannt. Statt den geplanten 1,7 Milliarden Euro mussten letztendlich 3 Milliarden Euro für das Kraftwerk bezahlt werden.
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Hamburgs Umweltbehörde rund um Jens Kerstan (Grünen) setzt sich bislang vehement gegen eine Reaktivierung des Kohlekraftwerks Moorburg ein. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, gehört zu den großen Moorburg-Kritikern übrigens auch Vattenfall: „Als Kohlekraftwerk darf es nach den geltenden Regularien nicht mehr betrieben werden und es wäre technisch und wirtschaftlich auch nicht vernünftig darstellbar“, sagte eine Sprecherin Ende Juni und erteilte dem Vorhaben damit eine klare Absage.
Darüber hinaus strebt das schwedische Unternehmen weiter einen Rückbau des Kraftwerks an. Michael Westhagemann, Hamburgs Wirtschaftssenator weiß um die aktuelle Situation. Der Welt am Sonntag sagte er: „Denkbar wäre ja auch ein anderer Betreiber bis hin zu einem Eingreifen des Bundes“.