UKE-Corona-Studie: Kinder leiden schwer unter Spätfolgen
Hamburger leiden unter Corona. Die COPSY-Studie des UKE studiert die Lockdown-Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche. So heftig können Spätfolgen sein.
- Der Corona-Lockdown bestimmt weiterhin unser Leben.
- Wie sehr Kinder und Jugendliche unter dem Lockdown leiden, zeigt eine Studie des UKE.
- Debatte über gesundheitliche Spätfolgen entbrannt.
Update von Freitag, 12. März 2021, 9:26 Uhr: Hamburg – Wegen vieler gesundheitlicher Spätfolgen bei Corona-Erkrankten haben Mediziner jetzt Alarm geschlagen. Das sogenannte LongCovid*-Phänomen betreffe dabei auch eine wachsende Anzahl von Kindern, warnte die Chefärztin für Atemwegserkrankungen an der Median-Klinik in Heiligendamm, Jördis Frommhold, in einem Interview mit dem ZDF-“Heute Journal“. Leider gebe es in den Ambulanzen der Krankenhäuser keine passenden Anlaufstellen für die Betroffenen. Dies gelte es umgehend zu ändern, forderte sie.

Rund zehn Prozent der an Covid-19 erkrankten Menschen leiden Schätzungen zufolge ein bis vier Monate nach der Genesung an möglichen Spätfolgen wie massiver Müdigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen oder erneuten Atemwegserkrankungen. Ob durch Kinderbetreuung oder wegen des eigenen Arbeitsausfalls – die Entwicklung bedeutet in den kommenden Monaten einen Anstieg der Arbeitsunfähigkeitszahlen, ist sich Frommhold sicher. „Da rollt auf die Gesellschaft ein enormes Phänomen zu“, sagte die Medizinerin.
Corona: Spätfolgen für Kinder und Jugendliche löst Debatte im Netz aus
In den sozialen Netzwerken löst der Beitrag eine große Reaktion aus. Unter den Hashtags #longCovid und #longCovidKids klagen betroffene Eltern, Lehrer und Erzieher über die Probleme. „Endlich spricht Deutschland darüber“, schreibt etwa Dr. Lockdown Viehler. Andere rufen dazu auf, noch stärker die Ansteckungsgefahren für Kinder und Jugendliche zu untersuchen.
Vor diesem Hintergrund werden auch die erneuten Kita- und Schulöffnungen infrage gestellt. Jedoch zeigen demgegenüber auch andere Studien, wie gefährlich der Dauer-Lockdown für die psychische Gesundheit der Schüler und Kita-Kinder sein kann.
UKE-Corona-Studie: Lockdown – so heftig leiden unsere Kinder
Erstmeldung von Donnerstag, 11. Februar 2021, 13:30 Uhr: Hamburg – Der Corona-Lockdown geht weiter. Das entschied Bundeskanzlerin Angela Merkel kürzlich zusammen mit den Länderchefs. In Hamburg sollen die Schulen sogar bis nach den Frühjahrsferien geschlossen bleiben. Dabei leiden Kinder und Jugendliche schon jetzt unter den Folgen des Corona-Lockdowns.
Immerhin hat sich auch ihr Leben durch das Virus komplett verändert. Sie gehen nicht in die Schule oder die Kita und können auch wenig Freunde oder Familienmitglieder treffen. Wie heftig die Folgen für sie sind, hat nun eine Studie des UKE erforscht.
Krankenhaus in Hamburg: | Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf |
Adresse: | Martinistraße 52, 20251 Hamburg |
Öffnungszeiten: | Rund um die Uhr geöffnet. |
Telefon: | 040 74100 |
UKE-Studie: Nahezu jedes dritte Kind zeigt während Pandemie psychische Auffälligkeiten
Zum zweiten Mal seit Beginn der Corona-Pandemie vor etwas mehr als einem Jahr befindet sich die Hansestadt im Corona-Lockdown. Nahezu das komplette private Leben wurde heruntergefahren. Kinder und Jugendliche trifft es allerdings noch härter. Weil auch Schulen und Kitas nun schon seit Dezember größtenteils geschlossen sind, haben sie kaum Kontakte zu Freunden. Denn auch private Treffen werden durch die Kontaktbeschränkungen verhindert. Während sich Erwachsene noch auf der Arbeit mit anderen Unterhalten und interagieren können, fällt das für Kinder weg.
Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf hat die sogenannte COPSY-Studie erstmals von Mai bis Juni 2020 durchgeführt. Von Dezember bis Januar fand dann die erste Folgebefragung statt. An der Untersuchung nahmen insgesamt mehr als 1000 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 11 und 17 Jahren teil. Der Online-Fragebogen umfasste die Themen Familie, Schule und Familie. Die Studie hat nun ergeben, dass fast jedes dritte Kind während der Pandemie psychische Auffälligkeiten zeigt.

Insbesondere Sorgen und Ängste der Kinder hätten zugenommen, sagte Ulrike Ravens-Sieberer, Leiterin der Studie im Interview mit dem NDR. Dadurch hätten auch depressive Symptome und psychosomatische Beschwerden wie Niedergeschlagenheit, Kopf- und Bauchschmerzen zugenommen. Insgesamt habe sich auch bei Kindern die Lebensqualität verschlechtert. Allerdings müsse beachtet werden, dass psychische Belastungen nicht mit psychischen Erkrankungen gleichzusetzen sind.
UKE-Lockdown-Studie: Kindern fehlen soziale Kontakte und Sport – die Stimmung kippt schneller
Auch Ravens-Sieberer sagt: „Mit den geschlossenen Schulen und Freizeiteinrichtungen ist ein Großteil der Lebensräume der Kinder weggefallen“. Dazu kommt die Belastung des Homeschoolings. Laut Studie verschlimmern Schwierigkeiten beim Lernen die Stimmung. Auch Sport ist für Kinder derzeit keine wirkliche Alternative. Denn auch die Sportvereine haben derzeit geschlossen. Daher geben zehnmal mehr Kinder als vor der Pandemie an, aktuell keinen Sport mehr zu machen.
Sport ist allerdings ein essenzieller Bestandteil in der Entwicklung von Kindern. Gerade im Hinblick auf Teambuilding und den Umgang mit Sieg und Niederlage. Anstatt Sport zu machen, sitzen die Kinder nun laut Studie öfter am Handy und konsumieren mehr Süßigkeiten.
Da auch Eltern durch die enorme Belastung zeitweise an ihre Grenzen stoßen, gibt es in den Familien häufiger Stress. Immerhin überstehen laut Studie, Familien, die vorher ein gutes Verhältnis untereinander hatten die Pandemie ohne größere Probleme. Familien in schwierigen sozialen Verhältnissen machen der Studienleiterin jedoch Sorgen.
Kürzlich hatte auch die Kriminalstatistik ergeben, dass die Fälle von Häuslicher Gewalt in Hamburg angestiegen sind. Immerhin hatte TV-Koch Tim Mälzer kürzlich einen Tipp für Eltern, die vom Homeschooling gestresst sind. * 24hamburg.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.