„Trauriger Rekord“: 19.000 Personen betroffen – Hamburg Hauptstadt der Wohnungslosen
Zum Tag der Wohnungslosigkeit wurde an die Situation von Hunderttausenden Bürgern erinnert. Trauriger Rekord für Hamburg. Angst vor steigenden Zahlen groß.
Hamburg – Geschätzt rund 300.000 wohnungslose Menschen leben in Deutschland. Das wusste Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei seiner Rede zum Tag der Wohnungslosen am 11. September 2022 zu berichten und machte die Zahl durch einen Vergleich noch greifbarer: Das seien etwa so viele Menschen wie in einer Großstadt wie Münster oder Karlsruhe leben würde, präzisierte Steinmeier, der in Berlin eine Einrichtung für wohnungslose Mitmenschen besuchte und Betroffene und mit der Problematik vertraue Vertreter zu Gesprächen in seinem Amtssitz dem Schloss Bellevue traf.
Trauriger Spitzenreiter dieser Statistik ist die Hansestadt Hamburg. Die meisten der Wohnungslosen bundesweit, nämlich 18.915, leben in Hamburg.
Lesen Sie auch: So will die Ampel-Koalition Obdachlosigkeit besiegen – auch in Hamburg
Name: | Freie und Hansestad Hamburg |
Fläche: | 755 km² |
Bevölkerung: | etwa 1,9 Millionen |
Anzahl Wohnungslose: | rund 19.000 |
Wohnungslosigkeit in Hamburg: Die erschütternden Zahlen der Hansestadt
Die Stadt Hamburg zählt zu den Wohnungslosen auch Menschen, die in Unterkünften leben. In Hamburg trifft das auf rund 12.000 Geflüchtete zu, die wohnberechtigt sind, allerdings bisher noch keine Wohnung gefunden haben. Knapp die Hälfte aller wohnungslosen Menschen sei jünger als 25 Jahre alt, so der NDR anlässlich des Tags der Wohnungslosigkeit über die Situation in Hamburg, wo in Sachen Hilfe für Obdachlose ein Projekt einen völlig neuen Ansatz hat.

Nachrichten aus Hamburg direkt aufs Handy – ganz einfach via Telegram
Mit mehr als 1000 wohnungslosen Menschen auf 100.000 Einwohnern hat Hamburg die höchste Wohnungslosenquote des Landes, heißt es weiter. Die Stadt steht damit in diesem Ranking vor Stuttgart und Frankfurt. Der Bundesdurschnitt liegt bei 213 Wohnungslosen auf 100.000 Einwohnern. Die Zahlen stammen einem kürzlich veröffentlichten Bericht zur Wohnungslosigkeit in Deutschland.
Es darf uns als Bürgerinnen und Bürger nicht gleichgültig sein, dass Menschen in Deutschland keine eigene Wohnung haben oder obdachlos sind.
Wohnungslosigkeit nicht nur in Hamburg: EU und Deutschland wollen bis 2030 Obdachlosigkeit überwinden
Bis 2030 wollen sowohl die EU, wie Die Zeit berichtet, als auch die Bundesregierung die Obdachlosigkeit überwinden. Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) erläuterte dazu Anfang August in einem Interview mit dem Hamburger Straßenmagazin Hinz&Kunzt, welche tragende Säulen der von ihr angekündigte nationale Aktionsplan enthalten soll.
„Fast 19.000 Menschen in Hamburg sind wohnungslos. Ein trauriger Rekord“
Dort spricht sie über die Wichtigkeit von Prävention – also dafür zu sorgen, dass Menschen erst gar nicht ihre Wohnung verlieren. Zudem redet Geywitz über die dramatisch sinkende Zahl an neugebauten Sozialwohnungen und über Verbesserungen des Lebens von Obdachlosen in punkto Krankenversorgung, Konto oder Meldeadresse, für die sie sorgen will. Und darüber, dass sie sich Qualitätsstandards für Unterkünfte wünsche.
Lesen Sie auch: Schlafplatz weg! Stadt räumte im ersten Halbjahr 63 Obdachlosen-Platten
24hamburg.de-Newsletter
Im Newsletter von 24hamburg.de stellt unsere Redaktion Inhalte aus Hamburg, Norddeutschland und über den HSV zusammen. Täglich um 8:30 Uhr landen sechs aktuelle Artikel in Ihrem Mail-Postfach – die Anmeldung ist kostenlos, eine Abmeldung per Klick am Ende jeder verschickten Newsletter-Ausgabe unkompliziert möglich.
Hamburg muss Wohnungspolitik neu aufstellen – Angst vor dem Herbst
Lesen Sie auch: „Alle satt geworden“ – Hamburger Gabenzaun für Obdachlose erfolgreich
Dirk Ahrens, Landespastor und Chef der Diakonie in Hamburg mahnt im Hamburger Abendblatt dazu, in Hamburg die Wohnungspolitik neu aufzustellen, damit auch alle Menschen zukünftig eine Bleibe finden würden. Doch aufgrund der drohenden Energiekrise und ansteigenden Preisen, wird es für viele wohl schwieriger, ihre bestehende Wohnung zu halten oder eine neue zu finden. Sozialverbände wie die Caritas warnen davor, dass Menschen wegen der hohen Energiepreise ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen könnten und sich so drohender Wohnungslosigkeit ausgesetzt sehen würden.
Wir müssen jetzt, kurz gesagt, mit unseren Möglichkeiten dafür sorgen, dass niemand, der wegen steigender Wohnkosten in Zahlungsschwierigkeiten gerät, dass niemand sein Zuhause verliert oder gar auf der Straße landet.
Nicht nur in Hamburg herrscht hohe Wohnungslosigkeit: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mahnt
Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ist diese Problematik bewusst. Er sagte bei einer Veranstaltung in Berlin „Krieg und Krisen könnten dazu führen, dass im Herbst und im Winter weitere Menschen in unserem Land in Wohnungsnot geraten. Arme Menschen, gerade auch Familien, die wegen der steigenden Preise ihre Miete oder ihre Nebenkosten nicht mehr bezahlen können, gerade die drohen ihre Wohnung zu verlieren. Und Menschen, die eine Wohnung suchen, könnten es unter Umständen noch schwerer haben, ein bezahlbares Zuhause zu finden.