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Straßenbahn in Hamburg: ÖPNV am Limit – Alternative wird weiterhin geblockt

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Von: Christian Einfeldt

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Zum Klimaschutz und zur Entlastung des ÖPNV: Die Linksfraktion fordert den Bau einer neuen Straßenbahn – Durchsetzung der Forderung scheitert in der Bürgerschaft.

Hamburg – Der Anlass der Debatte hätte kaum passender sein können. Am 1. Februar fuhren 24 Stunden lang weder Hochbahn-Busse noch U-Bahnen. Nach dem HVV-Streik haben die Beschäftigten mittlerweile wieder ihren Betrieb wieder aufgenommen. Doch die Frage nach den ÖPNV-Alternativen in Hamburg bleibt. Der Bau einer neuen Straßenbahn soll den verdichtenden Raum rund um den Hauptbahnhof entlasten und entlegene Gebiete besser ans Verkehrsnetz anschließen.

Ein Vorhaben, das zusätzlich das Klima schonen würde – doch aus Kreisen der Politik konsequent ablehnt wird.

Stadt in Deutschland:Hamburg
Fläche:755,2 km²
Bevölkerung:1,841 Millionen
Bürgermeister:Peter Tschentscher

Forderung der Linken: Hamburger Straßenbahn soll kommen

Nach Angaben des NDR sind es rund eine Million Menschen, die täglich die Angebote des Hamburger Nahverkehrs nutzen. Der HVV und die weiteren Angebote des Hamburger Nahverkehrs transportieren dabei potenziell alleine 550.000 Reisende, die nach Stadtangaben den Hamburger Hauptbahnhof zum frequentiertesten Bahnhof Deutschlands machen. Des Weiteren auffällig: Einer Metropolregion wie Hamburg gelingt es längst nicht, allen ihren Einwohnerinnen und Einwohner eine geeignete Infrastruktur zu bieten – mit dieser Kritik konfrontiert jetzt zumindest die Linken-Fraktion ihre Stadt.

Teile Harburgs seien demnach nach wie vor nicht gut an den ÖPNV angebunden. Vor allem Richtung Süden bliebe oft nur noch der S-Bahn Verkehr. Ein altes Thema, doch die Dringlichkeit ist weiter aktuell: In der vergangenen Hamburger Bürgerschaftssitzung brachte die Linke eine Forderung ins Gespräch, zwischen Mundsburg und Kirchhof-Süd eine Straßenbahnlinie zu errichten. Die Fraktion macht sich für den Bau einer erneuten Straßenbahn in Hamburg stark. Ende des 19. Jahrhunderts gab es eine solche schon einmal. War dessen Abbau aus heutiger Sicht ein Fehler – oder hat die CDU etwa doch recht, wenn sie sagt, dass andere Projekte in Hamburg Priorität hätten?

Hamburg 1912.
Zurück in die Vergangenheit: Die Linke fordert den Bau einer neuen Straßenbahn in Hamburg. (Symbolbild) © dpa Hochbahn

Von 1894 bis 1978: Die Geschichte der Hamburger Straßenbahn

Die 1894 errichte Straßenbahn hat dem Jahr 2023 nur wenig Spuren hinterlassen. Vereinzelte Erinnerungsstücke lassen sich jedoch noch heute in Lokstedt, Winterhude oder rund 125 Kilometer von Hamburg entfernt am Schönberger Strand finden. Am Ostsee-Erholungsort nahe Kiel befindet sich ein Museumsbahnhof, wo ein Hamburger Straßenbahnwagen noch 2023 zu bestaunen ist.

Nach Angaben der Stadt Hamburg beförderte das damals moderne Beförderungsmittel jeden Tag Zehntausende von Menschen und umschloss damit seinerzeit zusätzlich eines der größten Gebiete Deutschlands. Parallel setzte Hamburg seit ersten Spatenstich der damaligen Hamburg-Altonaer Stadt- und Vorortbahn, die 1906 erstmals ihren Betrieb aufnahm, immer mehr auf die folgenden Angebote der noch heute bestehenden U- und S-Bahnen. Mit dem Jahr 1978 endet denn also nach rund 80 Jahren die Geschichte der Straßenbahn Hamburgs.

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„Eine ganz schlechte Nachricht“: Hamburger Bürgerschaft blockiert Straßenbahn

Im 19. Jahrhundert erforderten die Ansprüche einer wachsenden Bevölkerung Hamburgs einen Wechsel von Pferde- auf Straßenbahnen, im 20. Jahrhundert dann der Umstieg auf S- und U-Bahnen. Aus klimapolitischen Gründen und um den Hauptbahnhof zu entlasten, fordert die Linksfraktion rund um die stellvertretende Fraktionsvorsitzende und verkehrspolitische Sprecherin Heike Sudmann den Bau einer neuen Straßenbahn, die an 36 Stationen Halt machen soll.

„Der Brand unter den Elbbrücken hat gezeigt, wie schnell Hamburgs Süden bei Problemen auf der S-Bahn-Strecke abgehängt wird“, wird Sudmann in einer Pressemitteilung der Partei zitiert. Und dennoch: Während etwa in Kiel die Ratsversammlung einer Errichtung einer neuen Straßenbahn unlängst zugestimmt hatte und mit Lübeck auch eine andere norddeutsche Stadt über den potenziellen Bau einer Straßenbahn debattiert, zeigt Hamburg hingegen weiter eine „platte Verweigerungshaltung“. Eine solche unterstellt Sudmann jetzt zumindest der Politik, die die Pläne einer Straßenbahn im Jahr 2023 blockieren.

Kommt die Straßenbahn nach Hamburg zurück? Linke will Verkehrswende

Es sei „eine ganz schlechte Nachricht für die Pendler:innen aus dem Hamburger Süden und auch fürs Klima“, heißt es weiter in der entsprechenden Pressemitteilung der Linken. Einem Bericht des Hamburger Abendblatts zufolge räumen die Hamburger Grünen hinsichtlich des damaligen Abbaus der Straßenbahn zwar Fehler ein. Aus heutiger Perspektive wäre sie eine gute Ergänzung zu den U- und S-Bahnen sowie dem Busverkehr.

Wie die CDU verweisen jedoch auch die Grünen rund um verkehrspolitische Parteisprecherin Eva Botzenhart auf den aktuellen Bau der U5. Die neue U-Bahnlinie hätte erst einmal Priorität. Die Straßenbahn in Hamburg bleibt also eine Erinnerung der Vergangenheit. Zumindest vorerst: Trotz der zurückhaltenden Reaktion in der Hamburger Bürgerschaft hält die Linke nämlich weiterhin an den Plänen fest. Sudmann: „Wir werden weiter für eine neue Hamburger Straßenbahn streiten.“

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