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Lehrerin freizügig bei „OnlyFans“: Nebenjob stößt hitzige Debatte an

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Von: Lia Stoike

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Frau sitzt in einer Badewanne, freizügig, nackt.
Vormittags Deutsch, Biologio und Sozialkunde – am Abend freizügig auf OnlyFans. So sieht der Arbeitsalltag einer Lehrerin aus Greifswald aus. (Symbolbild) © Imago/Camille Girard

Morgens ist Bertha Frieberg (36) Lehrerin, abends lässt sie für freizügige Fotos die Hüllen auf der Plattform „OnlyFans“ fallen. Das gefällt nicht jedem.

Greifswald/Hamburg – Deutsch, Biologie und Sozialkunde unterrichtet Bertha Frieberg an der Stralsunder Berufsschule, teilt das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) mit. Das ist aber nicht der einzige Job der 36-Jährigen: Seit September des vergangenen Jahres betreibt sie ein Profil bei „OnlyFans“, eine Internet-Plattform für kostenpflichtige Erotik-Inhalte. Das hat eine Debatte angestoßen, auch in Hamburg.

Name:Onlyfans
Gründer:Tim Stokely
Online seit:2016
Nutzer weltweit:24 Millionen Nutzer (2020, Der Spiegel)

Lehrerin freizügig auf „OnlyFans“: Unzählige Hass-Kommentare in den sozialen Medien

„Schämt sich diese Frau nicht? Das ist ja wohl das Letzte“, wütet eine Nutzerin auf Facebook. Es ist einer von unzähligen Kommentaren bezüglich der Nebentätigkeit von Bertha Frieberg. Dass eine Lehrerin mit erotischen Fotos online Geld verdient, stößt vielen Menschen deutschlandweit negativ auf.

Wegen Fotos im Netz: Facebook-Nutzer fürchten fatale Konsequenzen für Lehrerin

Die einen befürchten eine Zwickmühle, aufgrund ihrer Vorbild-Funktion gegenüber den Schülerinnen und Schülern. Das sei mit ihrem Job nicht dauerhaft in Einklang zu bringen. „Viel Spaß beim Spießrutenlaufen durch die Nachbarschaft, das Lehrerkollegium, die Eltern, die Kinder und Jugendlichen“, wünscht ein Nutzer. Auch merkt sie an, dass womöglich ihre Tochter unter Gerüchten leiden könnte. Andere nehmen an, dass sie bald ihren Job verlieren wird.

Lehrerin hat keine Bedenken gegenüber ihren Schülern wegen ihres Nebensjobs

Doch es gibt auch befürwortende Stimmen. „Beeinträchtigt es ihre Fähigkeiten, Lernstoff zu vermitteln? Nein?“, fragt eine Nutzerin. Dann solle sie machen, was sie denkt und im gesetzlichen Rahmen ist, fertig, fährt sie fort. Bedenken gegenüber ihren Schülerinnen und Schülern, die sie „meine Mäuse“ nennt, hat Frieberg laut RND nicht.

„Sie sind unter 18 und haben keine Kreditkarte.“ Somit auch keinen Zugriff auf die Plattform. Stattdessen sieht sie sich als Vorbild für junge Frauen – der Grund: „Ich stehe dafür, ein freies, selbstbestimmtes und glückliches Leben zu führen!“ So sieht es auch der Landesfrauenrat Hamburg. Pressesprecherin Petra Ackmann sagt: „Wenn Frau Frieberg sich für diese Nebentätigkeit entscheidet, ist das ihre Sache und sie hat jedes Recht der Welt, das zu tun, was sie tut.“

Landesfrauenrat Hamburg sieht kein Problem in Nebentätigkeit

Jede Frau habe das Recht, selbst zu entscheiden, wie sie ihr Leben führen will, auch wie sie arbeiten möchte oder sich präsentiert. „Wenn die Gesellschaft mit anderen Meinungen dagegen steht, ist das Sache der Gesellschaft und nicht jedes Einzelnen.“ Um Aufklärung gehe es in der Debatte um Bertha Frieberg nicht. „Es ist aber ein starkes Statement für Selbstbestimmung“, sagt Pressesprecherin Ackmann.

Landfrauenrat sieht Vorbildfunktion der Lehrerin trotz OnlyFans-Tätigkeit erfüllt

Den Vorwurf, dass Bertha Frieberg ihrer Verantwortung gegenüber den Schülerinnen und Schülern nicht gerecht werden würde, weist Ackmann ab: „Kinder und Jugendliche sollten Toleranz bereits in frühen Jahren lernen und dass es verschiedene Lebensentwürfe gibt, die es zu respektieren gilt.“

Was genau ist OnlyFans?

OnlyFans ist ein soziales Netzwerk, indem Nutzer Inhalte, wie zum Beispiel Videos oder Fotos, hochladen können, auf denen sie Haut zeigen oder entkleidet sind. Auch Livestreams sind möglich. Entwickelt wurde sie von Timothy Stokely. Anders als bei Instagram und Facebook können Profil-Betreiber ihre Posts kostenpflichtig machen. Zudem müssen Nutzer älter als 18 Jahre alt sein.

Nicht immer müsse alles bewertet werden, was andere machen. Das sei eine wichtige Lektion für die Minderjährigen. Ihre Vorbildfunktion erfülle sie laut dem Landesfrauenamt Hamburg „in jedem Fall, was die Selbstbestimmung der freien Entscheidung zum Broterwerb“ angehe. Doch sind Pflichten von Lehrerinnen und Lehrern keine Frage der Meinung, sondern per Tarifvertrag festgehalten.

Pflichten von Lehrerinnen und Lehren im Tarifvertrag geregelt: „Verhalten muss Beruf gerecht werden“

Volker Wiedemann, Leiter des Personalamts Hamburg, betont: „Ihr Verhalten muss innerhalb und auch außerhalb des Dienstes der Achtung und dem Vertrauen gerecht werden, die ihr Beruf erfordert.“ Von allen Lehrkräften werde ein pädagogisches und altersangemessenes Verhalten gegenüber den Schülerinnen und Schülern erwartet. Etwaige Verstöße sind, über mögliche strafrechtliche Konsequenzen hinaus, immer zu prüfen.

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