Teures Warten am Gleis: Wer im HVV ohne Bahnsteigkarte erwischt wird, zahlt Strafe
Bekannte zum Bahngleis im Hamburger Verkehrsverbund (HVV) bringen oder am Bahnsteig warten, kostet Geld. Wer keine Bahnsteigkarte löst, muss in die Tasche greifen.
Hamburg - Wer in Hamburg Bekannte zur S-Bahn oder U-Bahn des Hamburger Verkehrsverbunds (HVV) bringen oder am Gleis auf sie warten möchte, braucht ein Ticket. Ohne dies drohen Strafen. Bürgerinnen und Bürger sehen die Bahnsteigkarte kritisch, dennoch hält der HVV weiter an den Tickets fest – zumal der Preis mehr als überschaubar ist.
Name: | Hamburger Verkehrsverbund (HVV) |
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Gründung: | 29. November 1965 |
CEO: | Dietrich Hartmann (2011–) |
Hauptsitz: | Hamburg |
Eine goldene Linie auf dem Fußboden trennt den kostenpflichtigen Bereich in U- und S-Bahn-Haltestellen des Hamburger Verkehrsverbunds (HVV) von der restlichen Welt. Auch Aushänge an der Decke weisen daraufhin. Warten, Stehen und Gehen darf hier niemand, ohne gültiges HVV-Ticket. Wer dennoch den Bereich betreten möchte, braucht eine Bahnsteigkarte.
Schon gesehen? Erst kürzlich streikten die Hochbahnen im HVV.
Teures Warten am Gleis nicht ohne Grund: Bahnsteigkarte soll Schwarzfahren eindämmen
Den Grund für diese strenge Trennung kennt HVV-Sprecher Rainer Vohl: „Personen, die sich in fahrenden S- oder U-Bahnen Kontrollen entziehen wollen, steigen an der nächsten Haltestelle aus.“ Hier könne ihnen ohne den kostenpflichtigen Bereich nicht vorgeworfen werden, schwarzgefahren zu sein. „Ich darf doch hier auf dem Bahnsteig stehen“, sei ein häufiges Argument gewesen, bevor es das Bahngleisticket gab.
Keine Neuheit im HVV, aber neuer Preis: Bahnsteigkarte jetzt günstiger
Dies ist allerdings keine Neuheit im HVV-Gebiet. Was allerdings neu sei: Der Ticketpreis wurde gesenkt. Sowieso schon schmale 30 Cent kostete das Bahngleisticket zuvor, jetzt kostet der Eintritt zum Gleis nur noch 10 Cent. „Kostenlos können wir das Ticket nicht machen“, erklärt der HVV-Sprecher Vohl.
Das werde oft gefordert, berge aber ein Risiko: Automaten könnten ohne Weiteres leer gedrückt werden. Der aktuell niedrige Preis des Tickets sei aus sich der HVV reine Symbolik. Teuer wird es erst, wenn Angehörige ihre Bekannten, Freunde oder Familienmitglieder zum Gleis bringen und kein Ticket ziehen. Vohl sagt: „Das gilt dann als Schwarzfahren.“
Bußgeld ohne Bahnsteigkarte: Mindestens 60 Euro Strafe
In Deutschland fallen laut Bußgeldkatalog bei dieser Straftat mindestens 60 Euro an, in Zügen der Deutschen Bahn handele es sich sogar um den doppelten Ticketpreis der gefahrenen Strecke. Hier ist das Stehen am Bahngleis ohne Ticket möglich. Im HVV komme es verhältnismäßig selten vor, dass Hamburger aufgrund eines fehlenden Bahngleistickets Strafe zahlen müssen.
In einem Jahr: 1492 Verstöße wegen Warten am Gleis ohne Bahnsteigticket
„Die meisten Personen haben eine Karte“, so Vohl. Die Deutsche Presseagentur bestätigt dies in einem Bericht: 2021 waren 1492 Verstöße festgestellt worden. Im Vergleich zu den Fahrgastzahlen wirkt diese Menge verschwindend gering. 914 Millionen Fahrgäste zählte der HVV im vergangenen Jahr. Trotzdem kommt das Bahnsteigticket bei Hamburgern nicht gut an.

„Wenn man nicht fährt, braucht man auch keine Karte. Da sollte der HVV endlich drauf verzichten“, schreibt ein Nutzer auf Facebook. Die Reaktionen in den sozialen Medien zeigen, dass zwar viele davon gehört haben, aber ebenso viel nicht. „What?“, schreibt ein Nutzer auf Facebook. „Ich dachte immer, wenn dort steht ‚nur mit gültiger Fahrkarte‘, dass es für die Züge und so gilt, aber nicht für den Bahnsteig.“
Geschiedene Geister: Hamburger Facebook-Nutzer uneinig über Bahnsteigkarte
Manche ignorieren die Vorschriften bewusst: „Ich gehe auch immer mit runter aufs Gleis und warte mit auf die Bahn, ohne Karte.“ Andere meinen, dass das typisch Deutschland sei, liegen damit aber falsch. Hamburg ist die letzte Stadt mit Bahnsteigkarte. In anderen, wie München oder Bundesländern wie Mecklenburg-Vorpommern wurde das Bahnsteigticket schon vor Jahren abgeschafft.