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Sternbrücke Hamburg: Anwohner müssen raus – „ob uns das gefällt oder nicht“

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Von: Kevin Goonewardena

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Seit Jahren sorgen die Neubaupläne der Sternbrücke in Hamburg für hitzige Diskussionen. Jetzt wurden angrenzende Mietparteien gekündigt. Es droht Zoff.

Hamburg – Die Pläne der Deutschen Bahn, die denkmalgeschützte Sternbrücke abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen, existieren bereits seit 2005. Mit dem immer weiter näher rückenden Abriss sind die Proteste in der Stadt heftiger, die Diskussionen in den Medien kontroverser geführt worden. Denn mit dem Abriss des mehr als 120 Jahre alten Brückenbauwerks an der Kreuzung Max-Brauer-Allee/Stresemannstraße, verschwindet nicht nur ein ikonisches städtebauliches Zeugnis, dass in Hamburg jeder kennt.

Auch die beliebten Clubs Astra Stube, Fundbureau und Waagenbau werden dem Neubau weichen müssen, befinden sie sich doch unmittelbar im Brückenbauwerk selbst. Dass die alte Eisenbahnbrücke, über die, nicht nur die Trassen der Verbindungsbahn der S-Bahn Hamburg, sondern auch alle Regional- und Fernverkehrszüge vom Hamburger Hauptbahnhof in Richtung des Altonaer Bahnhofs geführt werde, Sanierungsbedarf aufweist, stellt dabei niemand infrage.

Name:Sternbrücke
Standort:Max-Brauer-Allee/Stresemannstraße
Erbaut:1893
Gesamtlänge:75 Meter

Sternbrücke Hamburg: Abrisspläne für Neubau sorgen seit Jahren für heftige Kritik

Die Gegner der Pläne wünschen sich lieber Lösung, die, die Instandsetzung der alten Brücke beinhaltet und bei der auch die Clubs am angestammten Platz bleiben können. Sie befürworten erst recht nicht die Pläne der Bahn, denn die will die alte Brückenkonstruktion durch einen Neubau ersetzen, der nicht nur mehr als ein Drittel länger als die aktuelle Brücke werden soll. Die neue Konstruktion beinhaltet auch einen 26 Meter hohen Stahlbogen – in etwa der Höhe eins achtstöckigen Gebäudes. Die Anwohner-Initiative spricht in dem Zusammenhang von einer „Monsterbrücke“, die Bahn selbst von der langfristig besten Alternative. Das berichtet das Hamburger Abendblatt.

Ein Transparent Sternbrücke bleibt als Zeichen des Protests gegen den geplanten Abriss und Neubau der Sternbrücke
Die Sternbrücke an der Kreuzung Max-Brauer-Allee/Stresemannstraße soll abgerissen und durch einen kontrovers diskutierten Neubau ersetzt werden. Nun wurde den Mietparteien der angrenzenden Häuser über Nacht gekündigt. © Christopher Tamcke/Imago Images

Sternbrücken-Neubau: Mieter müssen im Mai raus – Kündigung habe „Dreistigkeit mit Seltenheitswert“

Nun gibt es neuen Ärger um die Brücke und ein böses Erwachen für einige der Anlieger. Denn ein Vermieter hat seinen Parteien bereits am 10. März dieses Jahres zum 30. Mai gekündigt. Die Mietverhältnisse bestehen dabei teilweise seit 18 Jahren. Widerspruch, so hieß es in dem Schreiben, von dem das Abendblatt berichtet, sei nur bis zum 24. März möglich. Der Vermieter hat laut dem Schreiben seinen Noch-Mietern bei einem Auszug eine Pauschalzahlung für die neue Miete und die Begleichung der Umzugskosten versprochen. Begründet hat der Vermieter seine Kündigung mit dem Neubau der Brücke und einer vermeintlichen Ankündigung der Deutschen Bahn ihm gegenüber, dass das Haus im Züge des Bauvorhabens abgerissen werden solle.

Der Vermieter teilte mit: „Ob uns das gefällt oder nicht, spielt angesichts [....] keine Rolle. Die Bahn hat sogar die Möglichkeit, Wohnungen im Rahmen eines sogenannten Besitzeinweisungsverfahrens von der Enteignungsbehörde räumen zu lassen, und zwar [...] ohne vorangehendes Gerichtsverfahren.“ Die Bahn zeigt sich überrascht von den Aussagen des Vermieters.

Dreistigkeit mit Seltenheitswert

Rolf Bosse, Hauptgeschäftsführer des Mietervereins Hamburg

Zwar, so berichtet die Zeitung und beruft sich dabei auf die Bahn, stehe der Konzern seit längerem mit den Eigentümern der voraussichtlich betroffenen Gebäuden in Kontakt und strebe eine „frühzeitige Lösung“ an, sprich, die Klärung für alle Beteiligen, welche Gebäude nun wann abgerissen werden müssen. Doch „ob ein Besitzanweisungsverfahren in diesem Fall zum Einsatz kommt, ist offen und zum jetzigen Zeitpunkt spekulativ.“

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Mieterverein Hamburg: Neubau mit Eigentum befürchtet – „Auf keinen Fall auf irgendetwas einlassen.“ 

Rolf Bosse vermutet, dass der Vermieter des betreffenden Hauses bewirken wolle, dass die Mieter und Mieterinnen aus Angst vor einem vermeintlich feststehenden und unumgänglichen Abriss durch die Bahn, die Kündigung nicht anfechten, sich auf sein Angebot einlassen und eine neue Wohnung suchen. Dann sei der Weg frei für eine Sanierung und eine Umwandlung des Hauses in Eigentum oder ein Abriss, dem ein ebenfalls aus Eigentumswohnungen bestehender Wiederaufbau, der im Einklang mit dem neuen Brückenprojekt geplant werden könnte, folgt. Bosse rät den betroffenen Mietparteien auf keinen Fall etwas zu unterschreiben und sich an das Fachamt für Wohnraumschutz des Bezirks Altona zu wenden.

Sternbrücken-Neubau: Kritik kommt auch von Die Linke

Auch die Sprecherin der Die Linke Bürgerschaftsfraktion für „Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr“, Heike Sudmann, kritisierte die Pläne der Bahn deutlich. „Es ist unglaublich, dass vor dem Hintergrund einer unklaren Lage Mieterinnen und Mieter rausgedrängt werden sollen“, sagte Sudmann gegenüber der Hamburger Tageszeitung.

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