Hunderte Raver wollen gegen Neubau der Sternbrücke protestieren – doch es kommen nur wenige
Der Tanzprotest gegen Sternbrücken Neubau am Sonnabend fiel deutlich kleiner aus, als erwartet. Gegner der Brücke protestieren seit Jahren gegen Pläne der Bahn.
Hamburg – Statt der erwarteten 400 Raver haben am späten Samstagnachmittag nur rund 50 Fans elektronischer Tanzmusik bei nasskaltem Wetter gegen die Neubau-Pläne der Sternbrücke angetanzt. Die Deutsche Bahn plant die ikonische Bahnbrücke an der Kreuzung Stresemannstraße / Max-Brauer-Allee in den kommenden Jahren durch einen Neubau zu ersetzen.
Die Pläne des Konzerns sorgen seit Jahren für hitzige Debatten zwischen der Bahn, Anwohnern, Politik und verschiedenen Initiativen. Der geplante Neubau wird von dessen Gegnern unter anderem wiederholt als überdimensioniert kritisiert. Erst vor wenigen Tagen war ein überarbeiteter Entwurf der Brücke vorgestellt worden; die bereits jetzt von rund 900 Zügen der S-Bahn Hamburg und des Regional- und Fernverkehrs täglich überquert wird. Die unmittelbar an das Brückenbauwerk angrenzende Kreuzung Stresemannstraße / Max-Brauer-Allee wird zusätzlich von etwa 50.000 Fahrzeugen täglich passiert. Mit den Bauarbeiten soll im kommenden Jahr begonnen werden.
Name: | Sternbrücke |
Verkehrsträger: | Schiene |
Erbaut: | 1925 / 1926 |
Eigentümer: | Deutsche Bahn |
Neubau geplant: | 2023-2026 |
Kosten für den Neubau (geplant): | 125 Millionen Euro |
Neubau Sternbrücke Hamburg: Vielfältige Protestaktionen begleiten Bahn-Projekt
Bereits im vergangenen Jahr hatte die Initiative Sternbrücke in den Sommermonaten regelmäßig Protestkonzerte organisiert; die Bands traten dabei am Kreisel an der Wohlersallee auf. Regisseur Christian Hornung („Manche hatten Krokodile“) verewigte unter anderem die Proteste in seinem Film „Sternbrücke – Der letzte Sommer.“ Das Projekt wurde von der MOIN Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein mit 120.000 Euro gefördert.
Zu dem Tanz-Protest am Sonnabend hatte die Initiative EcoPolis Kollektiv aufgerufen; deren Aktivisten überwiegend mit dem Fahrrad unterwegs sind und sich tanzend nicht nur in Hamburg für eine Verkehrspolitik starkmachen, bei der nicht das Auto im Zentrum der politischen und städteplanerischen Überlegungen steht.

Protest gegen Sternbrücken Neubau: Rave, Redebeiträge und Infostände am Sonnabend
Die Aktion an der Sternbrücke begann bereits um 13 Uhr und dauerte bis 21 Uhr an. Sie war als Demonstration bei der Polizei Hamburg angemeldet worden. Von einem auf der Fahrbahn aufgebauten DJ-Pult heizten die DJs den Protestierenden ein. Von denen waren weit weniger gekommen, als von den Behörden erwartet. Eingeplant waren außerdem Redebeiträge des ADFC, von Aktivisten der „letzten Generation“ und Mitgliedern der Initiative „Freunde der Sternbrücke.“ Der Protestrave war nicht die einzige Aktion von Klimaschützern am Sonnabend in Hamburg. Auch die Initiative Extinction Rebellion rief zum Protest auf - allerdings im Stadtteil Bergedorf.
Wir wollen lautstark, friedlich und mit harmonischen Klängen auf die Problematik des durch die Deutsche Bahn und die Stadt Hamburg geplanten Umbaus der Sternbrücke aufmerksam machen
Die Linke kritisiert Neubaupläne: „Monstrum passt sich in keinster Weise in den Stadtraum ein.“
An Infoständen konnten sich Interessierte über die Pläne der Bahn und die Kritik an dem Vorhaben informieren. Diese kommt seit Jahren auch immer wieder aus den Reihen der Politik. Auch der nun vorgestellte überarbeitete Entwurf sah sich umgehend Kritik ausgesetzt. Heike Sudmann, Verkehrsexpertin der Partei Die Linke, sagte zu den Plänen: „Wie befürchtet, hat sich nichts an den Ausmaßen der Sternbrücke geändert. Egal, wie oft betont wird, es sei ein filigranes Bauwerk: Dieses Monstrum passt sich in keinster Weise in den Stadtraum ein.“
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Sternbrücke Hamburg: Teil der hanseatischen Popkultur – auch Clubs von Abriss betroffen
Das Projekt soll insgesamt rund 125 Millionen Euro kosten. Der Baustart ist für das Jahr 2023 geplant, mit einer Fertigstellung wird im Jahr 2026 gerechnet. Betroffen von dem Neubau wären auch die Clubs Astra Stube, Waagenbau und Fundbureau, die dem Neubau weichen müssten. Das mehr als 120 Jahre alte Bauwerk fand bereits mehrfach Eingang in die Popkultur der Hansestadt.
Jan Delay wählte die Brückenunterführung als covermotiv für sein 2009 erschienenes Album „Wir Kinder vom Bahnhof Soul“, dessen Titel wiederum an das biografische Buch „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ von Christiane F., das das Leben drogenabhängiger Kinder und Jugendlicher am Berliner Bahnhof Zoologischer Garten der 1970er schildert, referenziert. Einige Szenen des Films „Soul Kitchen“ des Regisseurs Fatih Akin, dessen neuestes Werk „Rheingold“ auf dem Hamburger Filmfest Premiere feierte, wurden in der ebenfalls Astra Stube gedreht.