Sperrmüll vor Flüchtlingshilfe abgeladen: Sofas sorgen für Ärger – „Ist eine Sauerei!“
„Sperrmüll als Spende entsorgen, ist ganz einfach“, dachten sich vermutlich Unbekannte und luden zwei alte, kaputte Sofas vor „Tausch und Schnack“ in Eimsbüttel ab.
Hamburg – Zwei Sofas: alt, kaputt, dreckig – der Beschreibung nach handelt es sich eigentlich um Sperrmüll. Doch steht der Schrott nicht an der Straße, um von der Stadtreinigung Hamburg eingesammelt zu werden, sondern vor dem Gebäude der Begegnungsstätte für ukrainische Geflüchtete „Tausch und Schnack“ in Eimsbüttel als vermeintliche Spende. Das blockiert nicht nur den Gehweg, sondern wirft auch die Frage auf: Wer kümmert sich jetzt um die Entsorgung?
Name: | Tausch & Schnack |
Funktion: | Börse für Haushaltsartikel und Begegnungsstätte für Geflüchtete |
Initiatoren: | ASB Ortsverband Hamburg-Mitte, Kirchengemeinde Eimsbüttel |
Adresse: | Hellkamp 68, 20259 Hamburg |
Annahmezeiten für Spenden: | Montags und donnerstags von 16:00 bis 20:00 Uhr, samstags von 13:00 bis 17:00 Uhr |
Sperrmüll stellt Flüchtlingshilfe vor großes Problem: „Wie kriegen wir die Sofas wieder weg?“
„Oh Gott! Wie kriegen wir das wieder weg?“, war auch Constance Böhles erster Gedanke, als sie die zwei Sofas auf dem Gehweg vorfand. Böhle ist Leiterin und Ansprechpartnerin der Initiative. Die Tauschbörse nimmt Möbel grundsätzlich nicht an. Geflüchtete können sperrige Gegenstände nicht transportieren. Es gebe eine Faustregel für Spenden: „Ich muss sie unter dem Arm wegtragen und mit dem Bus nach Hause fahren können.“

Leiterin der Flüchtlingshilfe weiß nicht weiter: Sperrmüll-Entsorgung teuer, knappe Transport-Ressourcen
Der Ärger ist groß; das Problem, vor dem Böhle nun steht, auch. „Eine Entsorgung auf dem Recyclinghof blockiert unsere ohnehin knappen Transportkapazitäten unnötig und kostet pro Sofa wohl über 100 Euro.“ Da eine Organisation ihrer Annahme nach vollständig für die Sperrmüll-Entsorgung zahlen müsse. „Von dem Geld würde ich lieber dringend benötigte Hygieneartikel für Geflüchtete kaufen.“
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Um ihrem Ärger Luft zu machen, verfasst sie einen Aufruf auf Facebook und schreibt: „Uns ungefragt ein riesiges, schweres altes Sofa vor die Tür auf den Bürgersteig zu stellen, ist eine Sauerei!“ Spendentüten vor die Tür zu legen, sei schon „nur so halb-ok“. Im Interview mit 24hamburg.de erklärt sie, warum: „Vor die Tür gelegte Spenden sind nicht nur der Witterung ausgesetzt, sondern werden von Passanten durchsucht und gegebenenfalls mitgenommen.“

Das Problem ist, dass durch das Zerwühlen Teile beschädigt und wertlos werden oder dessen Verpackung die Umwelt verschmutze. Böhle betont: „All das passiert nicht, wenn die Dinge geordnet abgegeben, vorsortiert und dann im Regal angeboten werden.“
Sperrmüll-Entsorgung in Hamburg
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Das ist kein Sperrmüll: Abfälle aus Gewerbe und Industrie, alles, was in die Müllgefäße passt, Gartenabfälle, Bauabfälle und Hölzer aus dem Außenbereich, mit Abfällen gefüllte Säcke, Kisten und Kartons, Wertstoffe, Problemstoffe, Bauschutt
Kosten für Sperrmüll: Bis acht Kubikmeter Sperrmüll zahlen Hamburger eine Gebühr von 35 Euro bei Bereitstellung außerhalb von Gebäuden auf Privatgrund, 50 Euro bei Abholung aus dem Gebäude privater Haushalte, 5 Euro für jeden weiteren Kubikmeter, über die genannte Menge hinaus
Hamburger Hotline „Saubere Stadt“ beseitigt Verschmutzungen im öffentlichen Raum
Eine Mitarbeiterin der Stadtreinigung Hamburg hat allerdings gute Nachrichten: „Steht der Müll auf öffentlichem Raum, wie zum Beispiel dem Gehweg, der direkt an der Straße entlang führt, dann ist die Stadtreinigung zuständig.“ Hierfür gebe es extra eine Hotline namens „Saubere Stadt“ mit der Telefonnummer 040/25 76 11 11. Verschmutzungen können so gemeldet werden, die Kosten werden übernommen.